Die besten Freunde der Welt: Fritz und Ben (German Edition)
laufen wir in die Wohnung. Wir jubeln und kreischen, diesmal wie verrückte Orang-Utans. Endlich können wir alles Wichtige fürs Schwimmbad zusammenpacken.
Diesmal denk ich an eine Taschenlampe, denn wir wollen länger bleiben. Bis es richtig dunkel ist. Diesmal nehme ich auch ein eigenes Handtuch mit.
»Brauchen wir was zu essen?«, frage ich Ben.
»Hä? Wie lange willst du denn da bleiben?«
»So zwei, drei Stunden, bis du schwimmen kannst.«
»Bananen!«, antwortet Ben, und ich packe die Wasserflaschen und zwei Bananen in meinen Rucksack. Ben soll ja nicht schwer tragen. So ein Quatsch. Ich glaube, das bildet sich Silke ein. Heute mach ich noch mal eine Ausnahme und nehme seine Sachen.
»Hast du deine Badehose?«, frage ich, bevor ich die Tür zuschließe.
Ben nickt und zeigt auf seine Shorts.
Auf meiner Uhr ist es fünf nach acht. Jetzt gucken alle Nachrichten, deshalb sitzt niemand auf dem Balkon, und die Straße ist wie leer gefegt.
Wir reden wieder nicht, sind ganz still und huschen aus dem Haus, zum kleinen Weg, durch das Wäldchen bis zur Holzbank.
Als wir an der großen Eiche ankommen, hören wir ziemlich viele Stimmen. Und tatsächlich: Im Schwimmbad sind noch Leute. Die Öffnungszeiten haben sich geändert, weil es abends länger hell ist. Haben wir nicht mitgekriegt. Ein paar Jungs holen sich noch Fritten. Das kann ja dauern.
Ben und ich setzen uns ins Moos mit dem Rücken an den Baumstamm.
Wir warten. Und warten. Und warten.
»Ich hab Hunger!«, sagt Ben nach einer Viertelstunde.
Ich hole die Bananen aus dem Rucksack.
Irgendwann pfeift unten der Bademeister die letzten Kinder vom Sprungturm und beginnt mit seinen Aufräumarbeiten. Er muss alles sauber machen.
»Jetzt noch mal warten. Vielleicht beeilt er sich ja!«, sage ich.
Ben untersucht die Eichenblätter und das Moos und findet zwei Käfer.
»He, das glaub ich nicht. Das ist ja irre. Der Wahnsinn.«
Ben liegt auf dem Bauch und klebt mit seiner Nase am Baumstamm.
»Sei leise!«, sage ich und beuge mich hinunter, um zu sehen, was er entdeckt hat.
»Fritz, das ist irre!«, wiederholt er, und ich weiß immer noch nicht, wovon er redet. »Guck dir das an! Das ist ein Großer Eichenbock.«
Ich gucke und gucke und sehe nichts.
»Was für ein Ding?«, frage ich.
»Siehst du den Käfer nicht? Der ist total selten und vom Aussterben bedroht.«
Jetzt sehe ich einen fast fünf Zentimeter großen, dünnen schwarzen Käfer mit irrsinnig langen Fühlern auf der Baumrinde sitzen.
»Wie heißt der?«, frage ich Ben.
»Großer Eichenbock. Der lebt ungefähr zwei Monate, ist nachts unterwegs, und das Weibchen legt zwischen sechzig und vierhundertfünfzig Eier in die Rinde von Eichen.« Er beugt sich vor. »Das ist bestimmt ein Weibchen.«
»Woran erkennst du das?«, frage ich Ben.
»Sieht man doch!«, antwortet er und wird plötzlich ganz ernst.
»Was ist jetzt? Ist der giftig?«
»Nein, aber der Große Eichenbock ernährt sich von kleinen Früchten und von den Säften, die ein Baum abgibt. Aber leider geht er nur zu kranken Bäumen. Das heißt, diese Eiche ist krank.«
»Bist du sicher?«
Ben nickt. »Aber er ist ein tolles Exemplar. Am liebsten würde ich ihn mitnehmen.«
»Das kannst du schön lassen!«, sage ich.
Ganz ehrlich, Käfer finde ich nicht so irrsinnig spannend.
Es ist still geworden im Wald. Der Schwimmbadmeister schließt die Türen zu und steigt auf sein Rad.
Wir schleichen zum Zaun. Der Durchschlupf ist größer geworden, und man kann den Maschendraht nicht mehr zuziehen. Hintereinander rutschen wir durch das Loch und wieseln nach unten zu unserer Bank.
»Willst du im Babybecken anfangen oder gleich im großen?«, frage ich Ben.
»Babybecken!«
Ich steige die Stufen hinunter ins warme Wasser. Ben folgt mir. Langsam. Zögerlich. Das Wasser steht ihm bis zur Badehose.
»Komm rein!«
Ben schüttelt den Kopf.
»Warum nicht?«, frage ich.
»Ich hab Schiss. Ich hab alles vergessen, was ich gelernt habe!«
»Guck mir noch mal zu!« Ich schwimme los und halte extra den Kopf oben, damit er sehen kann, wie Brustschwimmen geht. Und als ichvon ihm wegschwimme, paddel ich mit den Füßen, wie ich es ihm beigebracht habe. Ich wende. Ich tauche.
Plötzlich steht er wieder am Beckenrand. Draußen. Die Hände hat er irgendwie komisch in den Bund seiner Badehose gesteckt.
»Okay, Ben, so wird das nichts, das sage ich dir. Du musst schon was machen. Ich geh jetzt ins große Becken und schwimm ein paar
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