Die besten Freunde der Welt: Fritz und Ben (German Edition)
echte Kunst. Silke schmiert Ben mit Sonnenschutzfaktor 50 ein. Da dringt kein einziger Strahl an seine Haut. Die Sonnenstrahlen bleiben alle in der Creme hängen.
»Ich hab Schiss!«, sagt er, und wir merken beide,dass die Angst plötzlich wieder ein bisschen größer geworden ist.
»Ich auch!«, gebe ich zu. Dabei weiß ich, dass ich mir mehr Gedanken um ihn als um mich mache. Wir gehen still nebeneinander.
In der Schule müssen wir gemeinerweise ein Diktat schreiben. Ich glaube, Frau Specht weiß nicht, wie sie uns sonst ruhig halten soll bei all der Aufregung, die wir im Bauch haben.
Der Text erzählt von einem Mädchen, das Pilotin werden möchte.
Ich schaue zu Zara. Sie sitzt genau neben mir, nur auf der anderen Seite des Gangs. Sie schreibt ganz konzentriert. Manchmal steckt sie den Stift in den Mund und dreht ihn hin und her.
»Was willst du mal werden?«, flüstere ich ihr zu.
»Springreiterin!«, antwortet sie leise.
»Nicht quaken!«, sagt der Klopfspecht in unsere Richtung und klopft auf das Pult.
Ich weiß gar nicht genau, was das ist, eine Springreiterin. Klingt gefährlich. Fast ein bisschen gefährlicher als Pilotin. Schade, dass sie mich nicht fragt. Vielleicht ein anderes Mal, dann antworte ich: Ich werde Richter oder Fußballer.
Wenn das nicht klappt, werde ich Erfinder oder Arzt. Ich hatte schon viele gute Ideen.
Endlich ist das Diktat vorbei und auch endlich das blöde Mittagessen mit den Würstchen. Endlich fahren wir zum Schwimmbad. Wir sind sechzehn Schwimmkinder plus eins: Ben.
Drei wollen das Seepferdchen machen. Einige andere haben schon ihre Abzeichen. Lena und Gereon schwimmen für Bronze.
Der Bademeister arbeitet heute mit einem Assistenten, einem Sportstudenten, der hilft immer aus, wenn es Wettkämpfe gibt.
Frau Specht hat die Reihenfolge für alles festgelegt: Zuerst sind die mit Bronze dran. Dann sollen die acht um den Pokal schwimmen. Und zum Schluss sollen wir alle zusammen die drei Seepferdchen anfeuern.
Es geht los. Lena und Gereon haben sich am Beckenrand aufgestellt, und beim Pfiff springen sie. Jetzt müssen sie mindestens 200 Meter schwimmen in höchstens 15 Minuten. Das schaffen sie locker. Danach holen sie einen Ring aus dem tiefen Wasser, und Lena springt vom Einer. Gereon macht einen Startsprung. Die Baderegeln fragt Frau Specht nicht ab, denn die müssen wir kennen, bevor wir unsere Füße zum ersten Mal ins Schwimmbad setzen.
Regina Rosen hat den glänzenden Pokal aus ihrer Tasche gezogen. Sie stellt ihn auf Startblock eins. Jetzt werden wir in Vierergruppen eingeteilt, um die sechs Bahnen zu schwimmen.
»Gruppe 1: Burak, Rick, Klemens, Nelly. Gruppe 2: Fritz, Ali, Nora, Claire.
Es geht los mit Gruppe 1. Bitte stellt euch auf!«, sagt Regina Rosen.
Burak, Rick, Klemens und Nelly stehen neben den Startblöcken. Für eine kurze Zeit hat der Bademeister das Becken gesperrt.
Wir stellen uns am Rand auf, denn Frau Specht wünscht sich, dass wir den anderen zuschauen. Das findet sie fair. Und Fairness ist ihr sehr wichtig.
»Es kommt nicht darauf an, Erster zu sein, sondern seine beste Leistung zu erbringen!« Das ist ihre Ansage.
Wieder tönt der schrille Pfiff durch die ganze Halle, und die vier springen. Jeder auf seine Art. Klemens hat einen schlechten Start und bekommt Wasser in die Nase. Er versucht zu atmen, dann krault er hinter den anderen her, die kaum einzuholen sind. Burak gewinnt, und Nelly wird Zweite.
Jetzt sind wir dran. Der Lärm in der Schwimmbadhalle ist enorm. Die einen brüllen »Ali, Ali, Ali!«, die anderen »Fritz! Fritz! Fritz!«.
Frau Specht schaut uns an und nickt, dann pfeift sie. Nora und Claire springen mit den Füßen hinein, Ali und ich gehen mit einem Kopfsprung unter Wasser. Und dann vergesse ich alles und mache es genau wie beim letzten Mal.
Ich bin ein Wasser verdrängender Roboter. Niemand kann mir folgen. Meine Arme und Beine arbeiten automatisch.
Hin und her. Bahn eins, Bahn zwei, bei der Wende verdrehe ich mich, Bahn drei, Bahn vier. Alles läuft gut. Niemand ist neben mir.
Ich bin ganz allein. Das Wasser und ich.
Und dann kommt der Endspurt. Und ich stelle mir vor, hinter mir wäre das Krokodil aus Bens Buch mit seinen unzählbaren Zähnen und will mich fressen. Der Roboter wird noch schneller. Und dann schlage ich mit der Hand an die Kacheln und tauche auf.
Als ich mir das Wasser aus den Augen wische, gucke ich in Alis strahlendes Gesicht. Er ist Erster.
»Wie hast du das gemacht?«,
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