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Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Titel: Die besten Freunde meines Lebens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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sie beide mit Erinnerungen verknüpft war, doch dafür würde auf dem Empfang genügend Zeit sein. Es würde einen ersten Tanz und einen letzten Tanz geben, und dazwischen könnte Nicci ihrer etwas peinlichen Leidenschaft für Van Morrison und Fleetwood Mac frönen. Aber beim Einzug in die Kirche hatte Nicci keinerlei Risiken eingehen wollen. Einen unvermeidlichen Bruch mit der Tradition gab es bereits. Und das war genug.
    »Seid ihr bereit?«
    Nicci streckte die Arme aus, wandte sich erst nach rechts, dann nach links.
    Rechts von ihr stand Jo, das blond gesträhnte Haar locker hochgesteckt. Sie knickte den Ellbogen ein, und Nicci hakte sich unter, legte die Finger auf den mokkabraunen Satin des Brautjungfernkleids im Stil der Fünfzigerjahre, das Jo bei einer kleinen Schneiderei in der Nähe der South Molton Street hatte anfertigen lassen.
    Links von ihr stand Lizzie – kastanienrote Locken, die sich über das milchig weiße Dekolleté kringelten – und hielt Nicci am Arm, damit Nicci die Hand für ihren Brautstrauß aus Pfingstrosen frei hatte. Lizzie war bereits in Tränen aufgelöst. Was auch nicht anders zu erwarten gewesen war.
    »Wenn wir dich David übergeben«, flüsterte Lizzie, unter Tränen lächelnd, »ist ihm doch hoffentlich klar, dass das nur eine Leihgabe ist.«
    Aus dem Inneren der Kirche ertönte der Hochzeitsmarsch. Schmalzig bis zum Gehtnichtmehr, aber im Moment hätte Nicci keine andere Musik gewollt.
    »Natürlich«, flüsterte sie zurück. »Aber mit einer sehr, sehr langen Leihfrist.«
    Niccis Sorgen waren unbegründet gewesen. Ihre Seite der Kirche war gerammelt voll.
    Was machte es da aus, dass keine Websters oder Gilberts oder andere Blutsverwandte von Nicci da waren? Ihre selbst gebastelte Familie war in großer Zahl erschienen: Chefs und Kollegen, alte Freunde von der Uni, Nachbarn, sogar ehemalige Vermieter. Die Leute, die ein emotionales Leben ausmachten, wenn einem dieses Leben nicht in die Wiege gelegt worden war. Reihe um Reihe drehten sie sich um, als sie in die Kirche einzog, die lächelnden Gesichter voller Zuspruch, Bewunderung, Liebe.
    Nur Mona fehlte. Aber Mona war in Australien mit Ehemann und Kind – ein Kind! – und hatte sich den weiten Flug nicht leisten können.
    Unterhalb der Altarstufen, umgeben von einem Blütenmeer aus Pink und Creme und allen Schattierungen dazwischen – Nicci hatte wahrscheinlich sämtliche Pfingstrosen im Land aufgekauft – standen David und Mad Phil. Davids knallroter Irokesenschopf und die Lederjacke waren schon längst Vergangenheit, ersetzt durch sorgfältig verwuschelte braune Haare und einen perfekt sitzenden Paul-Smith- Anzug, natürlich gestylt von – nun ja, wem wohl? Nicht zum ersten Mal konnte Nicci kaum glauben, dass dieser Mann sie gefunden hatte, dass nach all den Fehlschlägen in ihrem Leben diese eine Sache so absolut richtig gelaufen war.
    Als sie die Altarstufen erreichten, küsste Nicci erst Lizzie, dann Jo, worauf beide Nicci mit einem letzten aufmunternden Händedruck losließen und an David übergaben.
    Nicci fand es seltsam, dass ein so großes, lebensveränderndes Ereignis so schnell über die Bühne ging. All das Lieben und Achten und Bis dass der Tod uns scheidet war binnen Minuten vorbei, gefolgt von einer kurzen Predigt und zwei Liedern.
    »Willst du diesen Mann zu deinem dir angetrauten Ehemann nehmen …«
    »Ich will«, antwortete Nicci. »Ich will«, wiederholte sie. Und dann noch einmal, als wollte sie David zeigen, wie ernst es ihr war: »Ich will.« Obwohl ihre Stimme leise und ruhig war, ertönte aus der vorderen Reihe Jos prustendes Lachen, und Nicci spürte, wie sie rot wurde.
    David drückte ihre Hand. »Ich will.« Er streifte ihr den schmalen Goldreif über den Ringfinger und sie ihm einen Siegelring über den kleinen Finger. »O ja, ich will.«
    »Sie dürfen die Braut küssen.«
    Und dann waren Davids Hände in ihrem Haar, und sie schlang die Arme um seinen Hals. »Ich liebe dich«, flüsterte sie beinahe lautlos. Und dann küssten und küssten und küssten sie sich, und aus der Ferne, außerhalb ihrer Seifenblase, hörte Nicci, wie Mad Phil rief: »Oioioio, nehmt euch mal lieber gleich ein Zimmer.« Und alle lachten und die Tradition war zum Teufel und irgendwie machte das überhaupt nichts aus.
    Als sie sich voneinander lösten und sich mit glücklichen, erhitz ten Mienen der applaudierenden Menge zuwandten, sah Nicci einen bunten Konfettiregen an Gesichtern vor sich: Davids Eltern, seine

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