Die besten Freunde meines Lebens - Roman
ihr sehr unangenehm. Aber so war es nun mal. Eine Sache gab es freilich noch, die ihr großes Kopfzerbrechen bereitete.
»Ich mache mir Sorgen wegen der Kirche«, gestand sie. »Die Kirche deiner Eltern ist so … traditionell. Sie wollen sicher diese Sache mit Brautpartei und Bräutigampartei haben.«
»Und?«
»Na ja.« Nicci schluckte, wünschte, sie hätte gar nicht erst damit angefangen. »Die Bänke auf der Brautseite werden ziemlich leer sein.«
David lachte und küsste sie zärtlich auf den Scheitel. »Unsinn. Jo wird da sein und dieser … wie heißt er noch mal? Alan?, und Lizzie und Gerry, und außerdem sind fast alle von unseren Freunden deine Freunde. Sie nehmen mich nur in Kauf, weil sie dich lieben.«
Nicci war noch nicht beruhigt.
»Sei unbesorgt«, sagte David. »Wenn du magst, werde ich Mad Phil bitten, die Leute gleichmäßig zu verteilen.«
»Und das ist auch ein Problem«, fuhr Nicci fort. »Dass dein Trauzeuge Mad Phil genannt wird … Ich weiß nicht, ob das ein gutes Omen ist.«
»Hm.« Trotzig presste David die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen, und Nicci schmolz dahin. Sie liebte es, wenn er diese Miene aufsetzte. Es war, als würde sie einen Blick auf den fünfjährigen David erhaschen, der sich weigert, Kohl zu essen. Sie würde es niemals eingestehen – es passte nicht zu ihrem Image, zu dem allerdings auch nicht passte, dass sie mit sechsundzwanzig ihren Freund von der Uni heiratete –, aber manchmal, wenn sie nicht schlafen konnte, stellte sie sich die Kinder vor, die sie haben würden. Klein-Nicci und Klein-David, ein niedlicher Junge, der trotzig die Lippen zusammenpresste und sagte: »Ich mag keinen Kohl.«
»In Bezug auf Mad Phil gehe ich keine Kompromisse ein«, sagte David. »Liebst du mich, liebst du auch Mad Phil. Punkt.«
»Klar«, warf Nicci rasch ein. Von wegen Mad Phil lieben! In Wahrheit konnte sie ihn nicht ausstehen, aber da er inzwischen als Assistenzarzt in Newcastle arbeitete, musste sie ihn nur noch selten ertragen.
»Es gibt noch ein Problem«, sagte Nicci leise.
»Lass hören.« Er klappte einen an der Wand lehnenden Holzstuhl auf und setzte sich neben sie, die Hand auf ihrem warmen braunen Knie – seine »Wird wohl länger dauern«-Pose.
Nicci holte tief Luft. »Ich möchte nicht übergeben werden.«
Jetzt war es heraus. Wären sie nur zusammen durchgebrannt, nach Paris oder New York oder zumindest Finsbury Park, dann hätten sie sich nicht mit diesem ganzen Familien kram abgeben müssen. Würden sich das ganze Tamtam spa ren. Doch Nicci hatte keine standesamtliche Trauung mit zwei fremden Trauzeugen von der Straße gewollt. Ihre Hoch zeit sollte perfekt sein.
Sie wollte dieser Ehe – ihrer einzigen Ehe, wie sie in Gedanken gebetsmühlenartig rezitierte – die besten Chancen auf Erfolg geben. Es erschien ihr Glück verheißend, in einer Landkirche zu heiraten, mit einem traditionellen Empfang in einem Festzelt im Garten von Davids Elternhaus, mit Davids Schwestern als Brautjungfern, mit einem Brautstrauß aus Pfingstrosen (vielmehr überall Pfingstrosen – Jo sagte, Nicci habe nur wegen der Pfingstrosen den August als Hoch zeitstermin gewählt), einem traumhaft schönen McQueen-Kleid und handgefärbten Jimmy Choos (schlussendlich hatte sie sich für hohe Absätze entschieden).
Doch so akribisch sie auch jede Einzelheit durchgeplant hatte, Fakt blieb, dass sie keinen Vater hatte, der sie dem Bräutigam übergeben konnte. Keine Mutter, die gerührt in ihr Taschentuch schluchzte. Sie hatte niemanden. David war ihr Ein und Alles.
»Nic.« Behutsam hob David ihr Kinn an, damit sie seinem Blick nicht ausweichen konnte. »Es gibt eine Lösung …«
»Nicht dein Vater, David«, fiel sie ihm ins Wort. »Das ist wirklich lieb gemeint, und ich schätze das …«
»Lass mich ausreden, okay? Ich wollte nicht meinen Vater vorschlagen, sondern deine Mädels.«
»Meine Mädels?« Verständnislos starrte ihn Nicci an.
»Jo und Lizzie. Du sagst doch immer, sie seien deine wahre Familie. Nun, dann können sie dich auch übergeben.«
An ihrer Brust steckte eine weiße Brosche in Form eines filigranen Sterns. Jeder, der die Borsche ansah, würde sie für Silber halten. Nur Nicci wusste, dass sie aus Platin war – sie hatte sich die Brosche selbst zur Hochzeit geschenkt.
Zu guter Letzt hatten sie sich auch bei der Musik für die traditionelle Variante entschieden. Nicci hatte überlegt, ob sie nicht lieber Musik nehmen sollte, die für
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