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Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Titel: Die besten Freunde meines Lebens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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es läge an der Arbeit; dass sie sich Sorgen mache, wie es mit Capsule Wardrobe weitergehen werde. Und das stimmte ja auch. Ihre gesamten Ersparnisse befanden sich in der Firma: viel Geld für ihre Verhältnisse. Und keine Rente. Capsule Wardrobe war ihre Rente. Doch das war noch nicht alles. Bei Weitem nicht. Als Nicci krank wurde, war die künstliche Befruchtung erst einmal in den Hintergrund gerückt, doch nun, da Nicci tot war, konnten sie das Projekt wieder in Angriff nehmen. Oder auch nicht. Drei Versuche hatten sie sich zugebilligt. Drei Versuche, dann würden sie es lassen. Doch sie hatten beide eigentlich nicht damit gerechnet, dass es nicht klappen würde.
    Und dann war da noch dieser andere Irrsinn. Die Mona-und-David-Geschichte.
    Was zum Teufel hatte sich Nicci dabei nur gedacht?
    In ihren dunkleren Momenten, wenn Jo nachts wach wurde und nicht mehr einschlafen konnte, fragte sie sich, ob Nicci überhaupt noch bei Verstand gewesen war, ob der Krebs und die Chemo … Aber nein, diese Vorstellung war zu schrecklich. Und dennoch, selbst für Nicci – und Jo hatte eine hohe Toleranzschwelle für Niccis Pläne, hielt sie eher für liebenswert bekloppt denn für despotisch – war diese ganze Briefkampagne extrem.
    Die Ampel wechselte auf Grün, und Jo fuhr ein paar Meter weiter. Jenseits der Ampel lockte eine vergleichs weise leere Straße. Noch ein Wagen vor ihr, dann konnte sie durchstarten.
    Im Grunde ihres Herzens hatte Jo große Angst vor diesem Abend. Nicht nur, weil sie David seit der Beisetzung nicht mehr gesprochen hatte, sondern weil die Vorstellung, durch Niccis Kleiderschränke zu stöbern, einfach nur grauenhaft war. Es war so indiskret, so … endgültig. Wenn Nicci zuließ, dass ihre Kleidung angetastet wurde, gab es vor der Wahrheit kein Entrinnen mehr. Nicci war tot.
    Als Jo Niccis Brief zum ersten Mal las, hatte sie das P S am Ende nicht weiter beachtet. Die Wucht des restlichen Inhalts hatte alles überschattet. Doch als David angerufen und sie gefragt hatte, wann sie sich um Niccis Kleidung kümmern wolle, hatte es ihr gedämmert – nicht, dass er über die Kleidung Bescheid wusste und somit womöglich auch über alles andere – nein, sondern dass jedes einzelne Teil, und es gab Tausende davon, auf einen von drei Haufen kommen sollte.
    VERSCHERBELN : Die teuren, aber entbehrlichen Teile, die verkauft werden sollten, um die Zukunft der Kinder zu sichern.
    BEWAHREN : Die Teile mit sentimentalem Wert, die für die Kinder als eine Art tragbare Erinnerungskiste dienen sollten.
    SPENDEN : Der ganze Rest. Nicci hatte natürlich die entsprechenden Wohltätigkeitseinrichtungen genannt: Ox fam, die NSPCC , die sich gegen Kindesmissbrauch einsetzte, die Macmillan-Krebsstiftung, Refuge, Safe Shelter; hauptsächlich also Organisationen, die sich auf Kinder und Krebs spezialisiert hatten. Die Einbeziehung von Refuge, einer wohltätigen Einrichtung, die Hilfe bei häuslicher Gewalt gegen Frauen und Kinder bot, hatte Jo nicht überrascht, doch von Safe Shelter hatte sie noch nie etwas gehört.
    Da Jo diese Aufgabe nun vor sich hatte, blieb ihr nichts weiter übrig, als ihre Kräfte zu sammeln und sich der Sache zu stellen.

6. Kapitel
    »Ich bin doch nicht zu früh, oder?«, sagte Lizzie. Angesichts von Davids verwirrter Miene, als er ihr die Tür öffnete, fragte sie sich, ob sie sich in der Zeit oder gar im Tag geirrt hatte. Automatisch warf sie einen Blick auf die Uhr: zehn nach sieben. Das war typisch Lizzie: immer zu früh oder zu spät. So sehr sie sich auch bemühte, sie konnte einfach nicht pünktlich sein.
    Normalerweise hätte sie David zur Begrüßung umarmt. Aber nach dieser Briefgeschichte erschien ihr das unpassend. Also stellte sie sich stattdessen auf die Zehenspitzen, küsste ihn auf die Wange und trat zurück, als er eine Sekunde zu lang brauchte, um zu reagieren.
    »Nein, bist du nicht«, sagte David schließlich.
    Er sah sogar noch schlechter aus als beim letzten Mal. Seine sonst rosige Haut war fahl, die Tränensäcke unter seinen Augen von kreidigem Grau. »Es ist nur … Ich hatte Jo als Erste erwartet.«
    »Sie ist noch nicht da?«
    Ehe er antworten konnte, ertönte aus dem Inneren des Hauses ein Kreischen, gefolgt von einem Krachen und lautem Geheul.
    David blickte über die Schulter ins Haus. »Ich werde mal lieber nachsehen … Komm rein.«
    Noch bevor sich Lizzie nach seinem Befinden erkundigen konnte, war David in der Küche verschwunden. Aber die Frage hätte sie

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