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Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Titel: Die besten Freunde meines Lebens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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mit Lizzie darin. Aber einer Lizzie, die eher wie Lianne aussah und sich wie Lianne benahm.
    Und natürlich mit drei perfekten Kindern.
    Oft dachte sie, Gerry wäre glücklicher, wenn er einschliefe und mitten in einer Folge von Mad Men erwachen würde.
    Die Nummer Was-ist-Mutterschaft-doch-für-eine-erfül lende-Aufgabe war eine relativ neue Entwicklung, die Lizzie noch vor gar nicht allzu langer Zeit begrüßt hätte, als Gerry ganz für die Arbeit lebte und Lizzie nichts lieber wollte, als mit ihm eine Familie zu gründen. Sie war immer der Meinung gewesen, Mutterschaft sei eine erfüllende Aufgabe. Sie konnte das bei ihren Freundinnen und Kolleginnen beobachten, zum Beispiel bei Nicci. Sie hatte die tiefe Liebe in Niccis Gesicht gesehen, eine Liebe, wie sie sich Lizzie nicht einmal annähernd vorstellen konnte; und sie hatte gesehen, wie Nicci in den ersten schwierigen Monaten, als sie erkannte, dass ihr Leben nicht länger ihr allein gehörte, grau vor Erschöpfung war.
    Lizzie wollte diese Gefühle auch erleben.
    Ungefähr um dieselbe Zeit, als Gerry begann, seine Gespräche mit Wörtern wie »Rente« und »Immobilie« zu pfeffern, wurde deutlich, dass er Lizzie fortan in der neuen Rolle als Hausfrau und Mutter sehen wollte.
    Sie hörte, wie Gerrys Atem stockte, gefolgt von einem lauten Schnarchen, das ihn halb aus seinem Schlummer herausriss. Sein Arm fiel über ihren Bauch, zog sie näher an ihn heran. Lizzie erstarrte. Eine Weile lag sie völlig reglos da und versuchte, regelmäßig zu atmen, damit er nicht merkte, dass sie wach war. Sobald er wieder eingeschlafen war, entfernte sie vorsichtig seine Hand.
    Alles hatte so gut angefangen. All die gemeinsamen Träume und Hoffnungen. Wie war es nur dazu gekommen, dass sie sich so auseinandergelebt hatten? Mit jähem Er schrecken wurde Lizzie bewusst, dass sie noch nie zuvor dar über nachgedacht hatte. Sie hatte sich unendlich geschmeichelt gefühlt, als Gerry sie um ein Date bat. Es wäre ihr gar nicht in den Sinn gekommen, etwas anderes zu sagen als Ja. Als er sagte, er liebe sie, war sie aus allen Wolken gefallen. Männer wie Gerry verliebten sich nicht in Frauen wie sie.
    Lizzie war nie in den Sinn gekommen, sich zu fragen, ob sie die Welt durch Gerrys Augen genauso sehen würde wie durch ihre eigenen Augen. Oder ob seine Vorstellungen vom Leben und ihrer gemeinsamen Zukunft völlig anders aussahen.

24. Kapitel
    Als es am Horizont langsam hell wurde und die Vögel zu zwitschern begannen, schlief Lizzie schließlich ein. Fiel in einen unangenehmen Traum, in dem sie fünf Jahre alt war, aber alle anderen waren erwachsen und wohnten in ihrem Haus. Sie versuchte zu erklären, dass sie in Wahrheit sechsunddreißig sei und zur Arbeit gehen müsse, doch niemand hörte ihr zu.
    Sie erwachte vom Summen von Gerrys elektrischer Zahnbürste, begleitet vom Plätschern seines Urins und dem Rauschen der Klospülung. Die männliche Variante von Multitasking. Lizzie brauchte gar nicht auf die Uhr zu sehen, um zu wissen, wie spät es war. Heute war Sonntag, Gerry war aufgestanden. Lizzie würde darauf wetten, dass esViertel vor neun war.
    Mit halb geschlossenen Augen beobachtete sie, wie er slapstickartig aus dem Bad schlich, ein Paar Schuhe ergriff und auf Zehenspitzen zur Tür ging. Kurz davor blieb er stehen und blickte sich für den Bruchteil einer Sekunde um. Seine Miene verriet Lizzie nichts, außer dass er einen Riesenkater hatte und heute nicht sein Tag für das achtzehnte Loch sein würde. Vielleicht für das neunzehnte. Dann war er weg.
    Eine Zeit lang blieb Lizzie liegen, lauschte der fast vollkommenen Stille. Im Nachbarhaus schrie ein Baby, der Verkehr rauschte, Krähen kreischten, eine Autotür wurde zugeschla gen. Das Leben ging seinen Gang.
    Auch sie sollte langsam in die Gänge kommen, sonst würde sie sich verspäten.
    Sich einen mentalen Tritt gebend, streckte sie erst das rechte, dann das linke Bein. Und presste den Unterleib gegen die Matratze, wie sie es im Pilates gelernt hatte, in der schwachen Hoffnung, ihre gedrungene Statur zu dehnen und zwei, drei Zentimeter an Größe zu gewinnen. Sie legte die Hände flach auf den Bauch und versuchte, das Zusammenziehen ihrer Muskeln zu spüren. Tatsächlich, unter der frisch angefutterten Fettschicht nahm sie eine Bewegung wahr. Sie hatte zugenommen, und sie wusste auch warum. Dafür musste man kein Wissenschaftler sein. Lizzie gehörte nicht zu jenen Menschen, die ihrem Stoffwechsel die Schuld gaben. Es gab nur

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