Die besten Freunde meines Lebens - Roman
Siebensachen zu packen und abermals mit ihr durch die Welt zu reisen. Also blieben die beiden ersten Optionen.
Sie hob die Hand und zählte die Probleme an den Fingern ab.
1. Scheißjob, vor neun Jahren irgendwie reingeraten und nie mehr rausgekommen. Lösung: Umschulung, finanziert durch Yoga-Unterricht? Grimmig schüttelte Mona den Kopf. Wohl kaum. Mit Yoga ließe sich nicht einmal die Miete bezahlen, geschweige denn eine Ausbildung.
2. Kein Geld für irgendwelchen Luxus. Lösung:
a) mehr arbeiten oder
b) siehe oben.
3. Mies drauf. Unwillkürlich musste Mona lächeln. Dan hatte recht. Lösung: keine Ahnung. Vermutlich: siehe oben.
4. Beschissene Beziehung. Hm, Beziehung war eine sehr großzügige Beschreibung für das, was sie mit Neil hatte. Bis vor Kurzem hätte Mona alles für ihn getan. Hatte es auch … Doch nun kristallisierte sich immer mehr heraus, dass die Beziehung einseitig war. Und vielleicht nicht einmal mehr das.
Lösung …
Mona beobachtete, wie das heiße Wasser den Überlauf erreichte. Die dampfenden Lavendelschwaden raubten ihr die Sicht, doch zum ersten Mal seit Monaten war Mona völlig klar. Es gab eine Lösung für Problem vier. Eine Lösung, die auch die Probleme eins, zwei und drei erledigen könnte.
Die Lösung hatte mit David zu tun.
»Du hättest dir wirklich etwas mehr Mühe geben können.«
Die Haustür war gerade erst hinter ihnen zugefallen, aber Lizzie hatte schon seit einer halben Stunde mit dieser Bemerkung gerechnet. Sobald sich die Türen des Audi schlossen, war die Stimmung auf den Gefrierpunkt gesunken, und sie hatten die zehn Meilen vom Haus von Gerrys Boss (eine Version ihres eigenen Hauses, nur mit sechs Schlafzimmern und vier Badezimmern, in bestem klassizistischem Stil, wie er für den Stadtrand typisch war) schweigend zurückgelegt. Das einzige Geräusch war Gerrys scharfes Keuchen, wann immer Lizzie in einen anderen Gang schaltete, doch Lizzie verbiss sich wohlweislich die Spitze, irgendjemand müsse die Karre ja nach Hause fahren, und da er es vorgezogen habe, sich volllaufen zu lassen, habe sie notgedrungen nach dem ersten Glas aufgehört, um fahrtauglich zu bleiben.
Das war eine von Gerrys Eigenarten; er begann im Auto niemals einen Streit. Womöglich gab es ja dafür einen tieferen Grund. Vielleicht hatten sich seine Eltern im Auto immer gestritten. Oder sein kostbarer Audi war ihm dafür zu heilig. Letzteres würde eher zu ihm passen.
»Gerry«, seufzte Lizzie nun, »ich weiß, die Einladung war wichtig. Deshalb habe ich mich auch in Schale geworfen, inklusive hoher Absätze. Ich habe mir eigens die Haare föhnen lassen und zwanzig Pfund in eine Flasche Châteauneuf-du-Pape und weitere dreißig in einen Blumenstrauß für die Gastgeberin investiert. Ist das etwa keine Mühe?«
Gut, das Kleid stammte vom letzten Sommer und war etwas eng, aber das war nur ein unbedeutendes Detail. Doch vermutlich keines, das Gerry entgangen war. Und schon gar nicht Lianne, der Frau seines Chefs.
»Du hast den ganzen Abend über kaum ein Wort gesagt.«
»Die Leute haben kaum ein Wort zu mir gesagt.«
»Ich bin dir zuliebe in den letzten zehn Jahren ständig mit deinen Freundinnen herumgehangen«, zischte Gerry. »Da kann ich doch zumindest erwarten, dass du dich wie ein zivilisierter Mensch benimmst, wenn du mit mir zum Dinner eingeladen bist.«
Zivilisierter Mensch?
»Ich habe mich wie ein zivilisierter Mensch benommen«, entgegnete Lizzie sachlich, um ihre Verletztheit zu verbergen. Sie hatte sich heute Abend wirklich angestrengt. Als introvertierter Typ war Small Talk für sie die reinste Hölle, aber sie hatte sich tapfer bemüht. Und offenbar versagt.
Sie ließ ihre Handtasche auf den Dielentisch fallen, hängte ihre Stola auf den Garderobenständer und machte sich auf den Weg nach oben. Wenn sie Glück hatte, würde Gerry in die Küche gehen, sich einen Whisky einschenken, und der Streit konnte vermieden werden. Bis morgen früh wäre sein Zorn verraucht, hätte sich zu all dem anderen unausgesprochenen Groll hinzugesellt, der sich bei ihnen angesammelt hatte.
Dieses Glück wurde ihr nicht zuteil. Seine Stimme segelte hinter ihr her, gefolgt vom Klang seiner Schritte. »Das war ein wichtiges Dinner, Liz. Diese Leute sind meine Kollegen, Michael ist verdammt noch mal mein Boss. Deren Ehefrauen geben sich richtig Mühe, warum kannst du das nicht auch? Willst du denn nicht, dass ich befördert werde?«
»Natürlich will ich das.« Liz eilte ins Schlafzimmer
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