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Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Titel: Die besten Freunde meines Lebens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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mit einem verheirateten Mann für sie absolut inakzeptabel war.«
    Jo und Lizzie wechselten einen Blick. Beiden war klar, dass Mona an Neil dachte.
    »Wie auch immer«, fuhr Lizzie fort. Sie war es nicht ge wöhnt, dass alle begierig an ihren Lippen hingen, und genoss diese Rolle ungemein. »Eines Abends nach Vorlesungsende beobachtete ich, wie die beiden im Flur herumstritten. Er hielt Donna ziemlich grob an den Handgelenken fest. Es muss wehgetan haben. Nicci wollte eingreifen, aber ich zog sie weg. Hinterher war Nicci total wütend; weniger auf ihn als auf mich, weil ich sie gehindert hatte, dazwischenzugehen. Den Rest des Abends hat sie kein Wort mehr mit mir gesprochen. Hat sich in ihrem Zimmer eingesperrt und die Manics auf volle Lautstärke aufgedreht. Offen gestanden fand ich ihr Verhalten total übertrieben. Sie mochte Donna nicht einmal. Hatte sonst nichts mit ihr zu tun. Am nächsten Tag saß Donna völlig verheult in der Mensa, und jemand sagte, sie sei so fertig, weil sie sich von ihrem Freund getrennt habe. Ich weiß nicht, ob sie blaue Flecken hatte. Sie trug einen langärmeligen Pullover.«
    Jo und Mona nickten.
    »Für mich sah die Szene im Flur so aus, als würde sie ihm den Laufpass geben. Wenige Tage später hieß es aber, die beiden seien wieder zusammen. Nicci hat getobt, aber das war nichts im Vergleich zur Woche darauf, als … O Gott, wie konnte ich das nur vergessen!«
    »Jetzt scheint es dir ja wieder einzufallen«, unterbrach David leicht genervt. »Spuck es aus. Was ist passiert?«
    Lizzie wirkte beschämt. »Ich habe das damals nicht ernst genommen«, sagte sie leise. »Eine Woche nach der Ver söhnung tauchte Donna mit einer dunklen Sonnenbrille im Seminar auf. Trotz der Brille sah man die Blutergüsse auf ihren Wangenknochen. Sie sagte, sie sei betrunken gewesen und hingefallen, und ich nahm ihr das ab. Schließlich ist mir das oft genug selbst passiert. Aber Nicci glaubte ihr nicht. Sie flippte total aus – völlig irrational, fand ich –, packte ihre Sachen und stürmte hinaus. Der Dozent brüllte ihr nach, sie solle wieder zurückkommen, doch sie kam nicht zurück. Nie mehr. Sie lieh sich meine Aufzeichnungen aus, schrieb die Seminararbeiten, machte die Prüfungen, doch sie saß nie wieder im selben Raum mit ihm und Donna Brooks.«
    David sprang auf und tigerte durch die Küche. »Was hat sie gesagt?«
    »Wer? Donna?«
    »Nein, Herrgott! Nicci. Was hat Nicci gesagt, als du sie gefragt hast, warum sie aus der Vorlesung gerannt ist?«
    Betreten senkte Lizzie den Blick. »Ich glaube, ich habe sie gar nicht gefragt. Ich dachte einfach, dass Nicci mal wieder überreagiert. Sie hatte ja diese Neigung. Aber das ist der Punkt, oder? Sie hat sich mit Donna identifiziert.«
    Kraftlos sank David auf seinen Stuhl, als hätte man ihm den Stecker herausgezogen. »O ja«, sagte er, »davon kann man mit Sicherheit ausgehen.«
    »Ich brauche eine Zigarette«, sagte David schließlich, als Lizzies gekränktes Schweigen unerträglich wurde.
    »Ich dachte, du hättest aufgehört«, sagte sie.
    »Ich habe wieder angefangen. Will noch jemand?« Er zog eine zerknitterte Marlboroschachtel aus der Tasche und bot den Frauen ebenfalls Zigaretten an. Nur Mona griff zu.
    »Mo …?«
    »Besonderer Anlass.« Sie schob sich die Zigarette zwischen die Lippen und inhalierte tief, als David ihr Feuer gab. Der Moment war so intim, dass David fast wünschte, er hätte ihr keine Zigarette angeboten.
    »Und, was sollen wir jetzt tun?«, fragte Jo.
    »Nichts. Was können wir denn tun?« David blickte in den dämmrigen Garten hinaus. »Es ist vorbei. Nicci ist tot. Oder dachtest du an eine Geisterbeschwörung?« Er hatte witzig sein wollen, doch es kam nicht an. »War nur ein Scherz«, fügte er leise hinzu. Einzig Lizzie zeigte ein mattes Lächeln.
    »Wir müssen uns an den Gedanken gewöhnen, dass sie gestorben ist und ihre Geheimnisse mit ins Grab genommen hat. Weil sie es so wollte.«
    »Das meinte ich nicht«, rief Jo. Mit einem kratzenden Geräusch schob sie die Bank zurück, stand auf und gesellte sich David zu, der versonnen aus dem Fenster blickte. David sah müde aus, sein rundliches Gesicht, das ihm früher etwas Jungenhaftes verliehen hatte, zeigte erste Anzeichen von Erschlaffung. »Ich meinte in Bezug auf Lynda.«
    »Was ist mit ihr?« David zog an seiner Zigarette, inhalierte den Rauch tief in die Lungen und blies ihn wieder aus. Jo bemühte sich, nicht zurückzuzucken, als der Rauch in einer Schwade

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