Die besten Stories
dir das Essen nicht allzuviel zu bedeuten«, sagte Jill nachdenklich.
»Oh?«
»Du hast immer gesagt, daß du hoffst, daß man die Nahrung irgendwann auf intravenösem Wege zu sich nehmen kann.« Aufmerksam betrachtete sie ihren Mann. »Lester, was ist geschehen?«
»Nichts. Überhaupt nichts.« Bedächtig holte Lester seine Pfeife hervor und setzte sie rasch, irgendwie ungeschickt in Brand. Tabakkrümel fielen auf den Teppich . Nervös bückte er sich und versuchte sie aufzuheben. »Bitte, mach dich an deine Arbeit und kümmere dich nicht um mich. Vielleicht kann ich dir auch beim Zubereiten der Mahlzeit helfen – ja, natürlich, kann ich dir helfen?«
»Nein«, wehrte Jill ab. »Ich mach das schon. Wenn du willst, kannst du ja deine Arbeit fortsetzen.«
»Arbeit?«
»Deine Forschungen. Die Entwicklung von Giftstoffen.«
»Gift!« Lester wirkte verwirrt. »Um Himmels willen! Giftstoffe. Zur Hölle damit!«
»Was meinst du, Schatz?«
»Ich meine, ich bin im Augenblick viel zu müde dafür. Ich werde später weiterarbeiten.« Unentschlossen schritt Lester auf und ab. »Ich glaube, ich werde mich einfach hinsetzen und mich daran erfreuen, daß ich wieder daheim bin. Endlich fort von diesem schrecklichen Planeten Rexor IV.«
»War es wirklich so schrecklich?«
»Entsetzlich.« Etwas wie Ekel überschattete sein Gesicht. »Trocken und tot. Uralt. Von Wind und Sonne ausgedörrt. Ein grauenhafter Ort, mein Schatz.«
»Oh, schade. Ich wollte ihn immer besuchen.«
»Um Gottes willen!« rief Lester erschrocken. »Du bleibst hier, mein Schatz. Bei mir. Wir… wir beide werden hierbleiben.« Seine Blicke wanderten durch das Zimmer. »Wir beide, ja. Die Erde ist ein wundervoller Planet. Feucht und voller Leben.« Er strahlte vor Glück. »Genau richtig.«
»Ich verstehe ihn einfach nicht«, sagte Jill.
»Dann wiederhole alles, an das du dich erinnerst«, bat Frank sie. Sein automatischer Schreibstift richtete sich erwartungsvoll auf.
»Die Veränderungen, die du an ihm bemerkt hast. Ich bin neugierig.«
»Warum?«
»Aus keinem bestimmten Grund. Sprich weiter. Du sagtest, du hast es sofort gespürt? Daß er sich verändert hat?«
»Sofort, als er heimkam. Sein Gesichtsausdruck… nicht mehr so hart und nüchtern. Sondern weicher. Entspannter. Toleranter. Eigenartig sanft.«
»Ich verstehe«, nickte Frank. »Was noch?«
Nervös blickte Jill durch die Hintertür hinein in das Haus. »Er kann uns doch nicht hören, oder?«
»Nein. Er spielt drinnen mit Gus. Im Wohnzimmer. Heute sind sie venusische Ottermänner. Dein Mann hat in seinem Labor eine Otterrutsche zusammengebastelt. Ich habe gesehen, wie er sie ausgepackt hat.«
»Seine Sprechweise.«
»Seine was?«
»Die Art, wie er spricht. Welche Worte er benutzt. Worte, die ihm vorher nie in den Sinn gekommen sind. Ganz neue Sätze. Metaphern. In den ganzen fünf Jahren, die wir bisher zusammen waren, habe ich nie erlebt, daß er jemals eine Metapher benutzt hat. Er behauptete immer, Metaphern seien nicht exakt. Würden in die Irre führen. Und…«
»Und was?« Geschäftig kratzte der automatische Schreibstift über das Papier.
»Und er verwendet fremde Worte. Alte Worte. Worte, die man heute nirgendwo mehr hört.«
»Altmodische Redeweise; das ist es, nicht wahr?« fragte Frank gespannt.
»Ja.« Jill ging in dem kleinen Garten hin und her, die Hände tief in den Taschen ihrer Plastikshorts vergraben. »Gekünstelte Worte. Wie…«
»Wie aus einem Buch?«
»Genau! Du hast es auch bemerkt?«
»Ich habe es bemerkt.« Franks Gesicht besaß einen grimmigen Ausdruck. »Mach weiter.«
Jill blieb stehen. »Was denkst du? Hast du schon eine Theorie?«
»Ich benötige weitere Informationen.«
Sie konzentrierte sich. »Er spielt. Mit Gus. Er spielt und scherzt mit ihm. Und er… er ißt.«
»Hat er denn früher nicht gegessen?«
»Nicht so wie jetzt. Jetzt liebt er es, zu speisen. Er geht in die Küche und probiert endlos lange neue Gerichte aus. Zusammen mit dem Herd kocht er alle möglichen seltsamen Speisen.«
»Ich dachte mir schon, daß er an Gewicht zugenommen hat.«
»Er ist schon zehn Pfund schwerer. Er ißt und grinst und lacht. Und immer ist er höflich.« Jill blickte verschämt zur Seite. »Er ist sogar… sogar romantisch! Immer hat er behauptet, das sei irrational. Und er ist überhaupt nicht mehr an seiner Arbeit interessiert. An der Giftstoffentwicklung.«
»Ich verstehe.« Frank schürzte die Lippen. »Noch etwas?«
»Eines verwirrt
Weitere Kostenlose Bücher