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Teppich wie eine Pfütze aus Finsternis. An der gegenüberliegenden Wand konnte er die Umrisse der Stehlampe ausmachen.
Vier Schritte bis zur Lampe. Er hob ein Bein. Und erstarrte.
Was hatte die Spinne gesagt? Halt? Er wartete, horchte. Stille herrschte.
Er nahm sein Feuerzeug und ließ es aufflammen.
Der Teppich aus Ameisen quoll auf ihn zu, bäumte sich wie eine Flutwelle auf. Er sprang zurück, hinaus auf die Veranda. Die Ameisen krabbelten in dem Zwielicht hastig, gierig, eilig über den Boden.
Der Mann sprang die Veranda hinunter auf die Erde und rannte um das Haus. Als die ersten Ameisen die Veranda erreichten, drehte er bereits mit fieberndem Gesicht den Wasserhahn auf und richtete den Schlauch auf das Haus.
Der Wasserschwall schleuderte die Ameisen in die Höhe, warf sie durcheinander und wusch sie hinweg. Der Mann verengte die Düse des Schlauches und äugte durch den Tropfennebel. Er bewegte sich vorwärts und ließ den harten Wasserstrahl hin und her gleiten.
»Zur Hölle mit euch«, stieß er zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor. »Und auf mich habt ihr gewartet…«
Er hatte Angst. In seinem Haus… niemals zuvor war es ihnen gelungen! Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn. In seinem Haus. Zum erstenmal waren sie in sein Haus eingedrungen. Natürlich hatte es auch dann und wann ein, zwei Motten, ein paar Fliegen gegeben. Aber sie waren harmlos, nervös, laut…
Ein Teppich aus Ameisen!
Sorgsam bespritzte er sie mit dem Wasser, bis ihre Reihen zerstört waren und sie zum Rasen flohen, in die Büsche, unter das Haus.
Er setzte sich auf den Gartenweg, hielt den Schlauch umklammert, zitterte an allen Gliedern.
Sie hatten es tatsächlich versucht. Das war nicht nur ein wütender, lästiger, impulsiver Angriff gewesen; sie hatten den Überfall geplant, sorgfältig vorbereitet. Sie hatten auf ihn gewartet. Noch ein weiterer Schritt und…
Wenn die Spinne ihn nicht gewarnt hätte!
Schließlich erhob er sich und drehte das Wasser ab. Kein Laut ertönte; alles war still. Plötzlich raschelte es in dem Gebüsch. Käfer? Etwas Schwarzes krabbelte über den Boden – er zertrat es. Vermutlich ein Kurier. Schnell, aber nicht schnell genug. Vorsichtig kehrte er in das dunkle Haus zurück und suchte sich den Weg mit seinem Feuerzeug.
Später saß er an seinem Schreibtisch, und neben ihm lag die Spraypistole aus Edelstahl und Kupfer. Er fuhr mit seinen Fingern über das feuchte Material.
Sieben Uhr. Hinter ihm aus dem Radio drang leise Musik. Er beugte sich nach vorn und verstellte die Schreibtischlampe so, daß sie den Boden neben dem Tisch erleuchtete.
Er setzte eine Zigarette in Brand und griff nach dem Schreibpapier und seinem Kugelschreiber. Nachdenklich saß er eine Weile reglos da.
Also hatten sie es wirklich auf ihn abgesehen und waren bereits dabei, Vorbereitungen für seinen Tod zu treffen . Verzweiflung übermannte ihn wie eine Sturzflut Eiswasser . Was konnte er nur unternehmen? An wen konnte er sich wenden, wem davon erzählen? Er ballt die Fäuste und saß steif und aufgerichtet im Sessel.
Neben ihm glitt die Spinne herab und verharrte vor ihm auf der Tischplatte. »Tut mir leid. Ich hoffe, ich habe Ihnen keine Angst eingejagt, wie in diesem Gedicht.«
Der Mann starrte sie an. »Bist du es? Jene von der Ecke? Die mich gewarnt hat?«
»Nein. Das war eine andere. Ein Spinner. Ich bin ein Beißer. Schauen Sie sich meine Zangen an.« Sie öffnete und schloß ihre Beißwerkzeuge. »Ich zermalme sie.«
Der Mann lächelte. »Schön für dich.«
»Klar. Wissen Sie überhaupt, wieviel es von uns auf einem – sagen wir auf einem halben Hektar gibt? Schätzen Sie.«
»Ungefähr tausend.«
»Nein. Eineinhalb Millionen. Von allen Arten. Beißer wie ich, oder Spinner und Stecher.«
»Stecher?«
»Das sind unsere besten. Lassen Sie mich nachdenken.« Die Spinne überlegte. »Zum Beispiel die Schwarze Witwe, wie sie von Ihnen genannt wird. Sehr wertvoll.« Sie verstummte. »Nur eines…«
»Ja?«
»Wir haben unsere Probleme. Die Götter…«
»Götter!«
»Ameisen, wie Sie sie bezeichnen. Die Führer. Sie sind hinter uns her. Sehr unglücklich. Sie besitzen einen schrecklichen Geschmack – man wird krank davon. Wir müssen sie den Vögeln überlassen.«
Der Mann stand auf. »Vögel? Sind sie…?«
»Nun, es gibt da ein Übereinkommen. Schon seit Jahren. Ich werde Ihnen die ganze Geschichte erzählen. Wir haben noch etwas Zeit übrig.«
Der Mann spürte, wie sich sein Herz
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