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Die Bestie von Florenz

Die Bestie von Florenz

Titel: Die Bestie von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Douglas & Spezi Preston , Mario Spezi
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spazieren gegangen? Worüber hatten wir uns unterhalten? Waren Spezi und Zaccaria immer in Sichtweite gewesen? Hatte es einen Moment gegeben, vielleicht nur ganz kurz, in dem ich sie nicht im Blick gehabt hatte? War von einer Waffe die Rede gewesen? Von Metallkästen? Hatte ich Spezi je den Rücken zugewandt? Wie weit entfernt waren wir voneinander gewesen während unserer Unterhaltung? Hatten wir dort jemanden gesehen? Wen? Was wurde gesprochen? Was hatte Zaccaria dort zu suchen? Welche Rolle spielte er? Hatte er seinen Ehrgeiz erwähnt, Justizminister zu werden?
    Ich antwortete so wahrheitsgetreu wie möglich und bemühte mich, die verfluchte Gewohnheit der übermäßig ausführlichen Erklärung zu unterdrücken.
    Warum waren wir überhaupt dorthin gefahren?, wollte Mignini schließlich wissen.
    Ich erklärte, das sei ein öffentlich zugänglicher Ort und wir seien in unserer Eigenschaft als Journalisten …
    Bei dem Wort »Journalisten« unterbrach Mignini mich mit so lauter Stimme, dass ich den Satz nicht beenden konnte. Er hielt eine wütende kleine Rede darüber, dass dies hier nichts mit der Pressefreiheit zu tun habe, dass wir seinetwegen berichten könnten, worüber wir wollten, und dass es ihm vollkommen egal sei, was wir schrieben. Hier, so erklärte er, ginge es um ein Verbrechen .
    Ich erwiderte, das spiele sehr wohl eine Rolle, denn wir seien nun einmal Journalisten …
    Wieder fiel er mir ins Wort und übertönte mich mit einem Vortrag darüber, dass die Pressefreiheit mit dieser Befragung nichts zu tun hätte und ich das Thema nicht noch einmal ansprechen solle. Er fragte mich in sarkastischem Tonfall, ob ich glaube, dass Spezi und ich, nur weil wir Journalisten waren, nicht auch Verbrecher sein könnten? Ich hatte den starken Eindruck, dass er verhindern wollte, irgendwelche Hinweise meinerseits auf die Pressefreiheit oder journalistische Schweigepflicht in die Aufnahme gelangen zu lassen, die von unserer Vernehmung zweifellos gemacht wurde.
    Ich geriet ins Schwitzen. Der Staatsanwalt begann, dieselben Fragen immer wieder zu wiederholen, anders formuliert und in unterschiedlicher grammatikalischer Form. Er lief rot an und wirkte immer frustrierter. Ständig wies er seine Stenographin an, mir meine vorherigen Antworten vorzulesen. »Sie haben dies gesagt, und jetzt behaupten Sie jenes . Was stimmt denn nun, Dr. Preston? Was davon stimmt? «
    Ich fing an, mich zu verhaspeln. Um ehrlich zu sein, ist mein Italienisch alles andere als fließend, vor allem, was juristische und kriminologische Fachausdrücke betrifft. Mit wachsender Bestürzung hörte ich an meinem eigenen, zögerlichen Gestammel, dass ich wie ein Lügner klang.
    Mignini fragte sarkastisch, ob ich mich wenigstens daran erinnerte, am 18. Februar mit Spezi telefoniert zu haben. Verwirrt sagte ich, ich könne mich an kein bestimmtes Gespräch an diesem Datum erinnern, hätte aber fast täglich mit ihm telefoniert.
    Mignini sagte: »Hören Sie sich das an.« Er nickte der Stenographin zu, die auf eine Taste drückte. Durch die Lautsprecher, die an den Computer angeschlossen waren, konnte ich den Klingelton eines Telefons hören und dann meine Stimme:
    » Pronto , hallo?«
    »Ciao, sono Mario . «
    Sie hatten unsere Telefonate abgehört.
    Mario und ich unterhielten uns kurz, und ich lauschte erstaunt den Stimmen, die auf dem Mitschnitt viel deutlicher klangen als auf meinem lausigen Handy. Mignini spielte mir das Gespräch einmal vor, dann noch einmal und ein drittes Mal. Er ließ die Aufzeichnung an der Stelle stoppen, wo Mario sagte: »Es ist alles erledigt.« Er fixierte mich mit glitzernden Augen. »Was genau haben Sie erledigt, Dr. Preston?«
    Ich erklärte ihm, dass Spezi damit die Übergabe der Informationen an die Polizei gemeint hatte.
    »Nein, Dr. Preston.« Er spielte die Aufnahme selbst immer wieder ab und fragte jedes Mal erneut: »Was haben Sie erledigt? Was haben Sie getan? « Er stürzte sich auch auf Spezis andere Bemerkung, das Telefon sei hässlich.
    »Was soll das bedeuten, ›Das Handy ist hässlich‹?«
    »Er meinte damit, dass das Telefon vermutlich abgehört wurde.«
    Mignini lehnte sich zurück und blies sich triumphierend auf. »Und weshalb, Dr. Preston, waren Sie besorgt, das Telefon könnte abgehört werden, wenn Sie nicht in illegale Aktivitäten verstrickt waren? «
    »Weil es nicht schön ist, wenn man abgehört wird«, antwortete ich mit schwacher Stimme. »Wir sind Journalisten. Wir halten unsere Arbeit

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