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Die Bestie von Florenz

Die Bestie von Florenz

Titel: Die Bestie von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Douglas & Spezi Preston , Mario Spezi
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Jubel. »Hören Sie sich Ihre eigene Stimme an!«
    Und dann spielte er mir das Telefonat wohl zum zehnten Mal ganz vor.
    »Vielleicht hat man Sie hereingelegt«, fuhr er fort, »aber das glaube ich nicht. Sie wissen Bescheid. Und jetzt, Dr. Preston, bekommen Sie eine letzte Chance – die allerletzte Chance –, uns zu sagen, was Sie wissen – sonst klage ich Sie wegen Verweigerung der Zeugenaussage an. Es ist mir gleich, ob das morgen um die ganze Welt geht, ich werde es tun.«
    Mir war übel, und ich spürte den plötzlichen Drang, mich zu erleichtern. Ich fragte nach dem Weg zur Toilette. Ein paar Minuten später kehrte ich zurück, aber es war mir nicht gelungen, viel von meiner Fassung wiederzugewinnen. Ich hatte entsetzliche Angst. Sobald diese Vernehmung zu Ende war, würde man mich verhaften und ins Gefängnis bringen, und ich würde meine Frau und meine Kinder nie wiedersehen. Fälschung von Beweismitteln, Aussageverweigerung, Beihilfe zum Mord … und nicht nur irgendeinem Mord, sondern einer Tat der Bestie von Florenz … Da war es durchaus denkbar, dass ich den Rest meines Lebens in einem italienischen Gefängnis verbringen würde.
    »Ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt«, krächzte ich. »Was soll ich sonst noch sagen?«
    Mignini wedelte mit der Hand und bekam einen dicken Wälzer gereicht. Er legte ihn behutsam auf seinen Schreibtisch und schlug dann die gewünschte Seite auf. Mit einer Stimme, die gut zu einer Grabrede gepasst hätte, begann er mir den Gesetzestext vorzulesen. Ich erfuhr, dass ich nun indagato (beschuldigt) sei, und zwar der Vergehen der Zeugnisverweigerung und der Falschaussage. Er verkündete, dass man die Ermittlungen gegen mich vorübergehend aussetzen würde, so dass ich Italien verlassen könne, doch sie würden wieder aufgenommen, wenn die Ermittlungen gegen Spezi abgeschlossen seien.
    Mit anderen Worten, ich sollte aus Italien verschwinden und nie wiederkommen.
    Die Sekretärin druckte das Protokoll aus. Die zweieinhalbstündige Befragung war auf zwei Seiten Fragen und Antworten reduziert worden, die ich korrigierte und unterschrieb.
    »Kann ich das behalten?«
    »Nein. Das fällt unter das segreto istruttorio .«
    Steif nahm ich meine International Herald Tribune , faltete sie zusammen, klemmte sie mir unter den Arm und wandte mich zum Gehen.
    »Falls Sie sich je entschließen sollten, doch zu reden, Dr. Preston – wir sind hier.«
    Auf wackeligen Beinen ging ich hinaus auf die Straße in den winterlichen Nieselregen.

Kapitel 47
    Wir fuhren durch inzwischen strömenden Regen zurück nach Florenz. Von unterwegs aus rief ich mit dem Handy die amerikanische Botschaft in Rom an. In der Rechtsabteilung erklärte man mir, man könne nichts für mich tun, da ich nicht verhaftet worden sei. »Amerikaner, die in Italien Schwierigkeiten bekommen«, hieß es, »müssen sich einen Anwalt nehmen. Die amerikanische Botschaft kann sich nicht in lokale kriminalpolizeiliche Ermittlungen einmischen.«
    »Ich bin nicht irgendein Tourist, der etwas Dummes getan und jetzt eine lokale kriminalpolizeiliche Ermittlung am Hals hat«, rief ich. »Sie verfolgen mich, weil ich Journalist bin. Hier geht es um die Pressefreiheit!«
    Das beeindruckte den Mitarbeiter der Botschaft auch nicht. »Ganz gleich, wie Sie das vielleicht sehen, es handelt sich um eine Angelegenheit der lokalen Strafverfolgungsbehörden. Sie sind in Italien«, sagte er, »nicht in Amerika. Wir können uns nicht in kriminalpolizeiliche Ermittlungen einmischen.«
    »Können Sie mir zumindest einen Anwalt empfehlen?«
    »Es ist nicht unsere Aufgabe, die Qualität italienischer Anwälte zu beurteilen und Empfehlungen auszusprechen. Wir schicken Ihnen eine Liste englischsprechender Anwälte, die der Botschaft bekannt sind.«
    »Danke.«
    Vor allem aber musste ich mit Mario sprechen. Da kam etwas Großes auf uns zu – meine Vernehmung war nur der erste Schuss ins Blaue gewesen. Selbst für einen so mächtigen Mann wie den Oberstaatsanwalt von Perugia war es ein ziemlich verwegener Schritt, einen amerikanischen Journalisten vorzuladen und ihn derart zu verhören. Wenn sie bereit waren, das mit mir zu machen, obwohl sie damit eine Menge schlechte Presse riskierten (und ich hatte vor, ihnen die auf den Hals zu hetzen, bis ihnen Hören und Sehen verging), was würden sie dann erst Spezi antun? Er war schließlich derjenige, auf den sie es eigentlich abgesehen hatten.
    Von meinem Handy aus konnte ich Spezi nicht erreichen. Sobald ich wieder

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