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Die Bestie von Florenz

Die Bestie von Florenz

Titel: Die Bestie von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Douglas & Spezi Preston , Mario Spezi
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geheim.«
    »Das ist keine Antwort, Dr. Preston.«
    Mignini spielte mir die Aufnahme nochmals vor, und immer wieder. Er hielt sie bei mehreren anderen Stichworten an und verlangte beharrlich zu wissen, was ich oder Spezi damit meinten, als hätten wir uns in einem Geheimcode unterhalten, ein häufig von der Mafia angewandter Trick. Er fragte mich, ob Spezi im Auto eine Waffe dabeigehabt habe. Er fragte mich, ob Spezi während unseres Spaziergangs bei der Villa eine Pistole bei sich getragen habe. Er wollte ganz genau wissen, was wir dort gemacht und wohin wir gegangen waren, in jeder einzelnen Minute. Und Mignini wischte all meine Antworten einfach beiseite. »Hinter diesem Gespräch steckt so viel mehr, als Sie uns erzählen, Dr. Preston. Sie wissen viel mehr, als Sie preisgeben.« Er wollte wissen, was für Beweise die Sarden möglicherweise auf dem Gelände der Villa, in den Kästen, versteckt hätten, und ich sagte, ich wisse es nicht. Dann raten Sie, sagte er. Ich entgegnete, vielleicht Waffen oder andere Beweise – Schmuckstücke von den Opfern, womöglich Leichenteile.
    »Leichenteile?« , rief der Staatsanwalt ungläubig aus und sah mich an, als sei ich wahnsinnig, weil ich auch nur auf einen so absurden Gedanken kam. »Aber die Morde liegen zwanzig Jahre zurück!«
    »In dem FBI-Dossier steht aber …«
    »Hören Sie noch einmal zu, Dr. Preston!« Und er drückte auf die Taste, um den Anruf erneut abzuspielen.
    Diesmal sprang der Polizeidirektor ein, der sich zum ersten Mal zu Wort meldete, mit angespannter Stimme, so schrill wie die einer Katze.
    »Ich finde es sehr seltsam, dass Spezi an dieser Stelle lacht. Warum lacht er? Der Fall der Bestie von Florenz ist einer der tragischsten in der Geschichte der Republik Italien und ganz gewiss nichts, worüber man lachen sollte. Warum lacht Spezi also? Was ist da so lustig? «
    Ich antwortete nicht, weil die Frage nicht an mich gerichtet war. Doch der unermüdliche Mann wollte eine Antwort, er drehte sich um und wiederholte die Frage direkt an mich gewandt.
    »Ich bin kein Psychologe«, erwiderte ich so frostig wie möglich, verdarb die Wirkung jedoch leider dadurch, dass ich das Wort psicologo falsch aussprach und verbessert werden musste.
    Der Polizeidirektor starrte mich an, machte schmale Augen und wandte sich dann an Mignini, mit der Miene eines Mannes, der sich nicht zum Narren halten lässt. »Das möchte ich fürs Protokoll festhalten«, erklärte er schrill. »Es ist sehr seltsam, dass er an dieser Stelle lacht. Das ist psychologisch nicht normal, nein, ganz und gar nicht normal. «
    Ich erinnere mich daran, dass ich mich in diesem Moment Mignini zuwandte und seinen Blick auf mich gerichtet sah. Sein Gesicht war gerötet vor Abscheu – und Triumph. Plötzlich wusste ich, warum: Er hatte erwartet, dass ich lügen würde, und jetzt hatte ich seine Erwartung erfüllt. Ich bewies zu seiner großen Befriedigung, dass ich schuldig war.
    Nur: Wessen sollte ich schuldig sein?
    Ich stammelte eine Frage – ob sie glaubten, wir hätten bei der Villa ein Verbrechen begangen?
    Mignini richtete sich in seinem Stuhl auf und antwortete mit leicht triumphierender Stimme: »Ja.«
    »Was denn?«
    Er donnerte: »Sie und Spezi haben eine Waffe oder andere gefälschte Beweise auf dem Grundstück plaziert oder plazieren wollen, um einen unschuldigen Mann als Bestie von Florenz zu verleumden, diese Ermittlung in die Irre zu führen und den Verdacht von Spezi selbst abzulenken. Das haben Sie dort gemacht. Diese Bemerkung: ›Es ist alles erledigt‹ – das hat er damit gemeint. Und dann haben Sie versucht, die Polizei hinzuzuziehen. Aber wir hatten sie bereits gewarnt, und sie wollte mit Ihrem Täuschungsmanöver nichts zu tun haben!«
    Ich war fassungslos. Ich stammelte, das sei nur eine Hypothese, doch Mignini unterbrach mich und sagte: »Das sind keine Hypothesen! Das sind Tatsachen! Und Sie, Dr. Preston, wissen eine Menge mehr über die ganze Angelegenheit, als Sie zugeben wollen. Ist Ihnen eigentlich klar, wie äußerst ernst, wie ungeheuerlich schwerwiegend diese Verbrechen sind? Sie wissen sehr wohl, dass im Mordfall Narducci gegen Spezi ermittelt wird, und ich glaube, Sie wissen eine Menge darüber. Das macht Sie zum Mittäter. Jawohl, Dr. Preston, ich kann das in Ihrer Stimme bei diesem Anruf hören, ich höre den Tonfall des Wissens, der völligen Vertrautheit mit dem Geschehen. Hören Sie sich das nur noch einmal an.« Seine Stimme hob sich in mühsam beherrschtem

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