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Die Bestie von Florenz

Die Bestie von Florenz

Titel: Die Bestie von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Douglas & Spezi Preston , Mario Spezi
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Florentiner Bankier, zu großem Ansehen. Die Medicis beherrschten hinter den Kulissen die ganze Stadt, dank eines cleveren Systems aus Mäzenatentum, Allianzen und Einflussnahme. Sie waren zwar eine Kaufmannsfamilie, ließen aber von Anfang an viel Geld in die Kunst fließen. Giovannis Urenkel, Lorenzo der Prächtige, verkörperte geradezu den »Renaissancemenschen«. Als kleiner Junge hatte Lorenzo erstaunliche Begabung gezeigt, und er erhielt die beste Erziehung, die für Geld zu haben war. Er tat sich in ritterlichen Turnieren ebenso hervor wie als Falkner, Jäger und Rennpferdezüchter. Frühe Porträts stellen Lorenzo il Magnifico als leidenschaftlich wirkenden jungen Mann mit gerunzelten Brauen, einer großen Nase und glattem Haar dar. Er übernahm die Vorherrschaft über die Stadt nach dem Tod seines Vaters 1469, als er erst zwanzig Jahre alt war. Er scharte Männer wie Leonardo da Vinci, Sandro Botticelli, Filippino Lippi, Michelangelo und den Philosophen Pico della Mirandola um sich.
    Lorenzo führte Florenz in ein goldenes Zeitalter. Doch selbst auf dem Höhepunkt der Renaissance vermischten sich in dieser Stadt der Widersprüche Schönheit und Blut, Kultiviertheit und Grausamkeit. 1478 zettelte eine rivalisierende Bankiersfamilie, die Pazzis, eine Verschwörung gegen die herrschenden Medici an. Der Name Pazzi bedeutet wörtlich übersetzt »Verrückte«, und ein Ahnherr hatte ihn sich durch seinen wahnwitzigen Mut verdient, indem er im Ersten Kreuzzug als einer der ersten Soldaten die Mauern Jerusalems überwunden hatte. Den Pazzis widerfuhr außerdem die Ehre, dass Dante gleich zwei Familienmitglieder in die Hölle verbannte und einem von ihnen obendrein ein »hündisches Grinsen« verpasste.
    An einem stillen Sonntag im April überfiel eine Mörderbande der Pazzis Lorenzo den Prächtigen und seinen Bruder Giuliano in dem Augenblick, da sie am verletzlichsten waren – während des Hochamts im Dom. Sie töteten Giuliano, doch Lorenzo, der mit mehreren Dolchstichen verletzt wurde, konnte entkommen und sich in der Sakristei einschließen. Die Florentiner waren erbost über diesen Angriff auf ihre Herrscherfamilie und fielen als brüllender Mob über die Verschwörer her. Einer der Anführer, Jacopo de’Pazzi, wurde aus einem Fenster des Palazzo Vecchio erhängt, sein Leichnam anschließend ausgezogen, durch die Straßen geschleift und in den Arno geworfen. Die Familie Pazzi überlebte diesen schweren Rückschlag und gab der Welt wenig später die berühmte »ekstatische Karmeliterin« Maria Magdalena von Pazzi, die im Gebet von der Liebe Gottes besessen wurde und Zeugen mit der stöhnenden, japsenden Schilderung ihrer Visionen beeindruckte. Ein fiktionaler Pazzi erschien wiederum im 20. Jahrhundert, als der Schriftsteller Thomas Harris eine seiner Hauptfiguren in dem Roman Hannibal zu einem Pazzi machte – einen Florentiner Kriminalkommissar, der dadurch berühmt und berüchtigt wird, dass er den rätselhaften Fall der Bestie von Florenz löst.
    Der Tod von Lorenzo dem Prächtigen 1492, auf dem Höhepunkt der Renaissance, leitete eine jener blutigen Episoden ein, von denen die Florentiner Geschichte geprägt ist. Ein Dominikanermönch namens Savonarola, der im Kloster San Marco lebte, leistete Lorenzo Beistand an dessen Sterbebett, um wenig später die Familie Medici zu verraten und gegen sie zu predigen. Savonarola war ein seltsam aussehender Mann, in eine braune Mönchskutte gehüllt, charismatisch, derb, plump und muskulös, mit einer Hakennase und Rasputinaugen. In der Kirche San Marco begann er Feuer und Schwefel zu predigen. Er wetterte gegen die Dekadenz der Renaissance, verkündete den Anbruch der Endzeit und berief sich dabei auf seine Visionen und seine direkte Kommunikation mit Gott.
    Seine Botschaft kam bei den einfachen Florentinern an, die die protzige Verschwendung und den ungeheuren Reichtum der Renaissance und ihrer Herren, von dem sie selbst nicht viel abbekommen hatten, mit Missbilligung betrachteten. Ihr Unmut wurde von einer Epidemie der Syphilis angestachelt, die aus der Neuen Welt eingeschleppt worden war und sich wie ein verheerender Brand über die ganze Stadt ausbreitete. Dies war eine Krankheit, die man in Europa noch nie gesehen hatte, und sie trat in einer wesentlich schwereren Form auf, als wir sie heute kennen: Der Körper ihrer Opfer war mit eiternden Pusteln bedeckt, die schlaffe Gesichtshaut verlieh einem ein eingefallenes Aussehen, und die Kranken verfielen in tobenden

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