Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bestie

Die Bestie

Titel: Die Bestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
Vom Netzwerk:
lasse ich mich hängen, wenn ich nicht überzeugt bin, daß das Gewächs grundlegend so gesund ist, daß es sich auch ohne ärztliche Hilfe entwickeln könnte. Es wird mehrere Tage dauern, bis er das volle Bewußtsein wiedererlangt. Schock, weißt du.«
    Die Stimme entschwebte und kam dann zurück:
    »Totipotent ... totipotente Zellen, mein Freund. Wir haben natürlich schon immer gewußt, daß jede menschliche Zelle die Form des gesamten Körpers latent enthält, in Form des genetischen Kode. Irgendwann in der fernen Vergangenheit hat der Körper anscheinend die leichtere Methode erwählt, beschädigte Gewebe einfach zu reparieren, statt neu wachsen zu lassen.«
    Eine Pause trat ein. Pendrake hatte den ausgeprägten Eindruck, daß sich jemand voller Befriedigung die Hände rieb. Eine zweite Männerstimme murmelte etwas Unverständliches, dann fuhr die erste Stimme nachhallend fort: »Wir haben noch keinerlei Hinweise auf seine Identität. Dr. Philipson, der ihn hierher gebracht hat, hatte ihn noch niemals zuvor gesehen. Natürlich leben eine ganze Menge Leute sowohl von Big Town als auch von Middle Town über den ganzen Algina-Distrikt verstreut, doch ... Nein, wir haben noch nichts verlauten lassen und haben auch nicht die Absicht, es zu tun. Wir wollen zuerst einmal die weitere Entwicklung mit dem Arm dort abwarten. Ja, ich werde dich anrufen.«
    Die murmelnde zweite Stimme sagte etwas, und dann kam das Geräusch einer sich schließenden Tür.
    Der Schlaf legte sich wie eine besänftigende Decke des Vergessens über ihn.
    Als er das nächste Mal erwachte, wußte er nicht, wer er war.
    Die Erkenntnis dieser Tatsache stellte sich ein, als eine Krankenschwester, die sein Erwachen bemerkt hatte, den Arzt herbeirief. Der Arzt kam herein, ein Notizbuch in der Hand und gefolgt von einer zweiten Schwester. Er setzte sich und fragte in fröhlichem Ton: »Und nun, mein Freund, wie ist Ihr Name?«
    Der Mann im Bett starrte ihn verwundert an. »Mein was?«
    »Wie nennt man Sie? Wie heißen Sie? Verstehen Sie ... Ihr Name?«
    Das namenlose Wesen im Bett lag reglos. Es bereitete ihm keine Schwierigkeit, den Begriff zu erfassen. Ohne sich zu überlegen, wieso er ihn verstand, erkannte er nun, daß dies Dr. James Trevor war, und daß dies das war, was der andere einen Namen genannt hatte. Schließlich schüttelte er den Kopf.
    »Versuchen Sie es!« drängte der Arzt. »Versuchen Sie sich zu erinnern!«
    Schweißtropfen bildeten sich auf Pendrakes Gesicht und liefen daran herunter. Er spürte die wachsende Spannung gewaltsamer Anstrengung von seinem ganzen Körper Besitz ergreifen, und ein plötzlicher scharfer Schmerz durchzuckte seinen Armstumpf. Vage und verschwommen, wie in einem Traum, war er der weißgestärkten Gestalten seiner Krankenschwester und ihrer Kollegin gewahr, die mit bereitgehaltenem Bleistift und Notizbuch im Hintergrund saß, und der dunklen Nacht außerhalb des Fensters.
    Er zwang den Schmerz mit zusammengebissenen Zähnen aus dem Bewußtsein und krümmte sich innerlich förmlich im Bemühen, das Netzwerk von Nebel, Schleier und Schlieren zu durchdringen, das wie eine Wolke über seinem Gedächtnis lag. Bilder nahmen dort vage Formen an, gestaltlose Gedanken und Schattenerinnerungen von fernen Tagen voll unaussprechlicher Trübheit. Es war nicht Erinnerung, sondern Erinnerung einer Erinnerung. Er stand isoliert auf einer winzigen Insel von Gegenwartseindrücken, und das entsetzliche Meer der Schwärze um ihn drängte näher, kam näher mit jeder Minute, jeder Sekunde.
    Mit einem Aufstöhnen gab er nach, und der Druck der Anspannung in ihm ließ nach. Hilflos sah er den Arzt an.
    »Zwecklos«, sagte er einfach. »Da ist etwas über einen hohen Eisenzaun und ... Welche Stadt ist dies? Vielleicht hilft das.«
    »Middle Town«, erwiderte der Doktor. Seine braunen Augen beobachteten Pendrake aufmerksam. Doch der schüttelte den Kopf.
    »Wie ist es mit Big Town?« fragte der Arzt. »Das ist eine Stadt ungefähr sechzig Kilometer von hier. Dr. Philipson brachte Sie von Alcina hierher, weil er die Krankenhäuser hier kannte.« Er wiederholte langsam: »Big Town!«
    Einen Moment lang erweckte der Laut verschwommen das Gefühl der Vertrautheit. Und dann schüttelte Pendrake erneut den Kopf. Ein neuer Gedanke kam. »Doktor, wieso kann ich die Sprache gebrauchen, wenn alles andere so trübe ist?«
    Der Arzt sah ihn fast grimmig an. »Sie werden in wenigen Tagen nicht mehr in der Lage sein, zu sprechen, wenn Sie nicht

Weitere Kostenlose Bücher