Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bestie

Die Bestie

Titel: Die Bestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
Vom Netzwerk:
den hohen Bäumen, die den Zaun verbargen, hinter dem die Jungen gleich vorüberkommen mußten. Die rauchig-grauen Augen dieser kraftvoll gebauten Person blickten stumpf und alles andere als wachsam drein, als ob sie sich in Gedanken ganz woanders befand. Doch Pendrake ließ sich davon nicht täuschen. Sie war eine von Jefferson Dayles' Maschinen, und im Augenblick war sie, was sein Vorhaben betraf, sein gefährlichster Widersacher.
    Das Gewirr der Stimmen auf der Straße kam näher.
    Pendrake fühlte das Pochen in seinen Schläfen, als er mit erzwungener Bedächtigkeit in die Tasche langte und gemächlich einen Glaskristall hervorzog. Er hielt das kleine Stück Glas in der Hand, so daß sich die Strahlen der Morgensonne in feurigem Blitzen in seinem Innern fingen. Es gleißte förmlich, als er es leichthin in die Luft warf. Er fing den Kristall auf und löschte damit sein strahlendes Leuchten; dabei war er sich in fast übernormaler Deutlichkeit der Augen bewußt, die auf ihm lagen. Die Wächterinnen beobachteten ihn unablässig, ohne Verdacht, doch mit Wachsamkeit. Dreimal warf Pendrake den Glaskristall mehrere Meter hoch in die Luft. Und dann, so als ob er mit einemmal des Spieles überdrüssig wäre, ließ er ihn etwa eine Armlänge von sich entfernt zu Boden fallen. Das Glasstück lag dort glitzernd in der Sonne, weitaus der hellste Gegenstand in seiner Nähe.
    Er hatte die Sache mit dem Glaskristall lange und gründlich durchdacht. Es war offensichtlich, daß keiner der Wachposten in der Lage war, ihn pausenlos unter konzentrierter Beobachtung zu halten. Er konnte damit rechnen, daß ihn von den sieben Frauen zu jedem Zeitpunkt nur immer drei gleichzeitig bewußt ansahen. Wenn er sich endlich in Bewegung setzte, würden selbst diese drei zweimal hinschauen müssen, weil das blendende Blitzen des Kristalls ihren Blick ablenken und ihr geistiges Bild dessen, was er wirklich tat, dementsprechend verzerren mußte.
    So jedenfalls lautete seine Theorie ... und die Jungen waren bereits nahe.
    Ihre Stimmen stiegen und fielen, ein glückliches Geplapper, mal prahlerisch, mal in Übereinstimmung, mal herrisch, und mal alle Stimmen gemeinsam. Es war praktisch unmöglich, auch nur abzuschätzen, wie viele von ihnen vorübergingen. Doch da kamen sie, wie er sie für seinen Fluchtplan benötigte.
    Pendrake zog das Buch aus seiner linken Jackentasche. Er schlug es scheinbar abwesend auf, an beliebiger Stelle. Sein Blick ging hierhin, dorthin, las mal ein paar Worte, überflog ein anderes Mal einen Abschnitt, alles nur um den Frauen genügend Zeit zu geben, ihre Gedanken auf die immens alltägliche Tatsache einzustellen, daß er sich anschickte, zu lesen. Dann legte er das Buch ins Gras, so daß es mit der oberen Kante an den Stein anstieß.
    Er schlug es diesmal zielbewußt am Buchzeichen auf, das von einem Stück Notizpapier gebildet wurde. Für die Wächterinnen mußte der Brief genau wie die Dutzende von unbeschriebenen Papierfetzen aussehen, die er in den letzten Monaten für Notizzwecke benützt hatte. Hinzu kam noch die Tatsache, daß er unbeschrieben war.
    Trotz seines festen Vorhabens, seiner Haft ein Ende zu setzen, hatte er in der Tat den lokalen Behörden der Außenwelt nichts mitzuteilen. Bevor er nicht wußte, wer alles in diese Sache verwickelt war und was dahintersteckte, mußte er sein Problem bei sich behalten. Sobald er einmal außerhalb des Zauns war, könnte er selbständig damit fertig werden. Er fühlte sich sehr selbstsicher und befähigt.
    Die Frauen zu seiner Rechten rührten sich. Pendrake blickte nicht auf, doch sein Optimismus sank. Die beiden Posten, von denen er am allerwenigsten Interferenz erwartet hatte, begannen munter zu werden. Was für ein Pech!
    Doch durfte er jetzt nicht länger zögern. Seine Finger berührten das weiße Notizblatt; schwitzend schob er es über die Kante des Buches und direkt über den Stein. Es dauerte nur wenige Sekunden, das Blatt mit den Gummibändern, die er zuvor sorgfältig daran befestigt hatte, an den Stein zu heften, indem er die Gummibänder darüber schob.
    Einen Schrei ausstoßend – um die Frauen zu erschrecken – sprang er jäh auf die Füße und schleuderte den Stein mit seiner weißen Nutzlast mit ganzer Kraft von sich.
    Er hatte keine Zeit, seine Balance wiederzugewinnen, um sich zu schützen. Zwei Leiber schmetterten gleichzeitig von verschiedenen Richtungen gegen ihn und warfen ihn drei Meter weit durch die Luft. Pendrake blieb liegen, wie er

Weitere Kostenlose Bücher