Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bestie

Die Bestie

Titel: Die Bestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
Vom Netzwerk:
Die Muskeln seines Körpers waren schmerzverkrampfte Knoten, die weder federten noch nachgaben. Der Aufschlag erschütterte seinen Körper. Er sank in einen Abgrund, raffte sich dann jedoch wie ein Tier auf, mit nur einem Gedanken, der in seinem geschundenen Leib geblieben war: Weg von hier! Nicht hier verweilen! Sie mußten bald kommen, nach ihm suchen. Weg! Auf die Beine! Weg von hier!
    Pendrake wußte nichts mehr, bis er den Flußlauf erreichte. Das Wasser war warm, doch es linderte den Brand seiner Lippen und brachte Verstand in seine fiebrigen Augen. Er wusch das Gesicht, rang sich dann mühsam aus dem Jackenärmel und benetzte und wusch seinen Arm. Das Wasser färbte sich rot. Das Blut sprudelte und strömte aus einer Wunde, die soweit klaffte und so entsetzlich aussah, daß er zu schwanken begann und sich gerade noch rücklings aufs grasige Ufer fallen lassen konnte.
    Wie lange er dort gelegen hatte, konnte er nicht sagen. Doch kam schließlich der harte Gedanke: »Aderpresse ... abbinden ... oder sterben!« Mit einer ebenso großen Anstrengung des Willens wie seiner Stärke riß er den blutigen Hemdsärmel an der Schulter ab und wickelte ihn mehrfach um den rechten Oberarm. Mit einem kurzen, abgebrochenen Stück eines Astes spannte er die Presse daraufhin, bis sie so eng war, daß seine Muskeln schmerzten. Das Blut hörte auf zu fließen.
    Er erhob sich torkelnd und setzte sich in Bewegung, dem Flußlauf folgend. Dies war sein ursprüngliches Vorhaben gewesen. Es war für ihn leichter, einer bereits zuvor ausgewählten Route zu folgen, als sich eine neue auszudenken. Die Zeit verstrich. Er hätte später nicht sagen können, wann der Gedanke zum erstenmal kam, daß er in seinem Zustand nicht geradewegs zur Sparkasse gehen und Geld abheben konnte. Doch irgendwann während seines Marsches begegnete er jemandem und sagte:
    »Habe meinen Arm verletzt! Wo wohnt der nächste Arzt?«
    Er mußte eine Antwort bekommen haben. Denn nach einem weiteren Ablauf unbestimmter Zeit sah er sich auf einer Straße entlanggehen, die von Herbstlaub dünn überhangen war. Mehrmals wurde ihm bewußt, daß er nach einem Namensschild Ausschau hielt – nur um dann wieder in Bewußtlosigkeit zu versinken. Sein Arm hatte schon vor langer Zeit sämtliches Gefühl verloren. Er hing hinunter und schwang hin und her, als er ausschritt, doch es war das leblose Schwingen eines toten Gegenstandes.
    Er wurde schwächer, und die Müdigkeit lag wie ein Gewicht auf ihm. Immer wieder tastete er über die Aderpresse, um sich zu vergewissern, daß sie sich nicht gelöst hatte und das Blut, das ihm noch verblieben war, ausströmen ließ. Dann schob er sich auf Knien eine Reihe von ausgetretenen Stufen empor.
    »Himmel!« rief eine Männerstimme aus. »Was ist das?«
    Dann kam wieder eine Lücke, in der nichts geschah. Eine Stimme durchdrang den Schleier in Abständen; dann befand er sich in einem Automobil, und die gleiche Stimme drang schwankend, mal laut, mal leise, an seine Ohren.
    »Du unglaublicher Narr, wer immer du auch sein magst! Du hast die Presse mindestens eine Stunde zu lange angehabt. Wußtest du nicht ... Aderpressen müssen alle fünfzehn Minuten gelöst werden, damit das Blut fließt. Ein Arm braucht Blut, um am Leben zu bleiben. Zu spät. Jetzt haben wir Wundbrand. Bleibt nichts übrig, als zu amputieren!«

 
10
     
    Pendrake erwachte unvermittelt und wandte den Kopf, um ausdruckslos auf den Stumpf seines Armes zu starren. Seine gesamte Schulter hing in einer netzartigen Schlinge, und der Arm war unbedeckt und vollständig sichtbar. Eine Infrarot-Lampe ergoß ihre Wärme über ihn, und das Gefühl im Stumpf war angenehm und behaglich, und nicht im geringsten schmerzhaft.
    Er blutete nicht, und er wies ein neugewachsenes Gebilde auf – ein geringeltes, rosarotes, fleischiges Ding, das auf den ersten Blick wie ein zerfetztes Stück des fehlenden Armes aussah, das aus irgendeinem Grund nicht abgetrennt worden war. Doch dann erkannte er, was es wirklich war.
    Er starrte und starrte, und die Erinnerung an eine militärische Personalakte wurde in ihm wach, die besagt hatte: »Amputation des rechten Armes unterhalb der Schulter ...«
    Er schlief ein, noch während er bemüht war, das Geheimnis zu enträtseln.
    In weiter Ferner sagte eine Männerstimme: »Es kann kein Zweifel mehr bestehen. Es ist ein neuer Arm, der an Stelle des abgerissenen wächst. Wir haben chirurgisch etwas nachgeholfen, doch wie ich schon zu Pentry gesagt habe,

Weitere Kostenlose Bücher