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Die Bestie

Die Bestie

Titel: Die Bestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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Lichtpunkt zusammenschrumpfte.
    Der Gang war künstlich.
    Und alt! Phantastisch alt. So alt, daß die Wände, die ursprünglich glatt wie Glas und härter als das härteste Material der Menschen gewesen sein mußten, unter dem fressenden Druck ungezählter Jahrhunderte nachgegeben hatten und zerbröckelt waren. Zerbröckelt – und dieser schutzbietende, mit Lichtflecken übersäte Tunnelgang war das Resultat.
    Er stolperte weiter, und dann überlegte er, daß es ihm der Lichtschein der Wände ermöglichte, die Batterie für die Helmlampe zu sparen. Aus unerfindlichem Grund schien dies plötzlich von immenser Wichtigkeit. Er begann zu kichern. Es schien mit einemmal unwiderstehlich komisch, daß er, der im Begriff war zu sterben, in diesen letzten Momenten seines Lebens auf ein unterirdisches Reich getroffen war, in dem einst Wesen gelebt hatten.
    Sein Kichern ging in einen wilden, unkontrollierbaren Lachanfall über. Er war unfähig, damit aufzuhören, bis schließlich die schiere Erschöpfung die Oberhand gewann und die Erlösung brachte. Geschwächt lehnte er sich gegen die Wand und starrte auf den kleinen Bach hinunter, der quer durch die Höhle floß. Er kam aus einer großen Spalte im Felsen herausgesprudelt und verschwand auf der gegenüberliegenden Seite in einer Öffnung. »Zuerst werde ich diesen Bach überqueren«, sagte er sich zuversichtlich, »und dann ...«
    Bach! Der Schock der plötzlichen Erkenntnis brachte einen derartigen Schwindelanfall, daß er zu taumeln begann und dann wie ein angeschossenes Tier zu Boden fiel. Der Krach von Metall und Kunststoff auf Stein hallte lange in seinen Ohren nach, und der Klang rief einen Teil seines Verstandes in sein Bewußtsein zurück.
    Er wurde ruhiger, klarer und vernünftiger.
    Wasser! Die Überraschung, es hier vorzufinden, begann sich erst jetzt in ihm auszuwirken. Der Gedanke daran, die schiere Erkenntnis des Phänomens, wuchs in ihm ins Riesenhafte und pflanzte sich aus seinem Gehirn bis hinunter in seine Muskeln fort. Wasser! Und dazu noch fließend! Erst jetzt fiel es ihm auf, daß ihm schon seit langer Zeit nicht mehr kalt gewesen war. Irgendwie mußte er seinen Kopf vom Helm befreien, Luft hin oder her. Er fühlte, daß er am Leben bleiben würde, wenn er nur Wasser bekam.
    Er kletterte unsicher auf die Füße und sah die Männer auf sich zukommen. Verwundert zwinkerte er bei ihrem Anblick mit den Augen; dann dachte er schließlich mit erstauntem Stirnrunzeln: »Keine Schutzanzüge, keine Helme! Seltsame Kleidung. Merkwürdig!«
    Bevor er weiter zu denken vermochte, erklang ein Durcheinander von Schritten hinter ihm. Er wirbelte herum und sah sich einem Dutzend weiterer Männer gegenüber, die auf ihn zustürzten. Noch im selben Augenblick blitzten Messer auf. Eine rauhe Stimme schrie:
    »Es ist einer von diesen Ragnarök-Gangstern!«
    »Bringt den verdammten Kerl um! Gemeiner Spion!«
    »Heh!« keuchte Pendrake.
    Seine Stimme wurde von einem Chor blutrünstiger Rufe und Schreie verschluckt. Er wurde zu Boden gestoßen, und es fehlte ihm die Kraft, auch nur den Arm zu heben. Im selben Moment, als ihn ein Keulenschlag am Kopf traf, erreichte sein Erstaunen seinen Höhepunkt. Denn ...
    Seine Angreifer waren Amerikaner!

2. Teil
     
     
1
     
    Vier Jahre waren verstrichen, seit Pendrake an jenem schicksalhaften Nachmittag im August 1972 den Motor gefunden hatte. Fast ein Jahr war es nun her, daß er Jefferson Dayles' Amazonen entkommen war und dabei ein zweites Mal seinen rechten Arm eingebüßt hatte. Den größten Teil dieses Jahres hatte er mit Eleanore zusammen verbracht und zu seiner Erholung und zur Pflege des nachwachsenden Arms benützt. Wieder war es Sommer. In diesem Monat August des Jahres 1976 gab es allem Anschein nach nicht den geringsten Hinweis auf das Schicksal des verschwundenen Luftwaffenoffiziers a. D. und seiner entführten Ehefrau. Es schien in diesen Tagen auch niemand am Verbleib von Mr. und Mrs. James Pendrake interessiert zu sein.
    Doch gab es einen Fingerzeig.
    Der August 1976 ging zu Ende. Der 1. September glitt über die internationale Datumsgrenze. Als er die Ostküste der Vereinigten Staaten erreichte, war ein Nordostwind aufgekommen, und ein paar Dutzend Meteorologen zeichneten ihre Isobaren auf den Karten ein und stellten lakonisch fest, daß der Winter dieses Jahr früh kommen würde.
    Am Nachmittag des 1. September wurde der Fingerzeig entdeckt. Der Sonderbeauftragte für Luftfahrt, Commissioner Blakeley, war von einem

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