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Die Bestie

Die Bestie

Titel: Die Bestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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sie als volle Schlafperioden und berechnete jeden Schlaf mit einem ganzen Tag ... sechs, sieben, acht, neun ...
    Allmählich wurde es wärmer. Er merkte dies erst nach langer Zeit. Doch endlich sickerte die Erkenntnis in sein Bewußtsein, daß die Zeitintervalle zwischen den Ruhepausen im hastig geschaufelten Grab länger geworden waren. Es war am zehnten »Tag« noch immer bitter kalt, aber die Kälte hatte ihr stechendes, lähmendes Brennen verloren. Die Wärme verweilte länger in ihm. Zum ersten Mal seit langer Zeit konnte er bei völlig klarem Bewußtsein durch die Gänge eilen und dabei die deutliche Einsicht erlangen, daß es töricht von ihm war, noch weiter in dieser ewigen Nacht voranzustreben.
    Andere Gedanken stellten sich ein. Er müßte früher oder später die Hoffnung aufgeben, daß sich die Rettung irgendwo vor ihm befand. Er müßte umkehren und sich auf den Weg zurück zur Mondoberfläche machen, wo er eine kurze, verzweifelte Suche nach einem der Stützpunkte der Organisation vornehmen konnte. Das wäre das einzig Logische, überlegte er.
    Aber die Gedanken setzten sich nicht in Handlung um, denn er strebte nach wie vor hartnäckig voran.
    In den folgenden Stunden kamen Augenblicke, in denen Pendrake völlig vergaß, worauf sich seine Hoffnung begründete, und es stellten sich bittere Stunden ein, in denen er die Intensität der Lebenskraft verfluchte, die ihn in dieser verzweifelten Suche vorantrieb. Doch die Unbestimmtheit seines Vorhabens und Plans zerfraß seinen Willen, geschwächt bereits durch die Qualen des Hungers und des Durstes, die so unerträglich waren, daß jede Minute zur Stunde wurde, und jede Sekunde zur Hölle.
    Kehr um, sagte sein Verstand. Aber seine Füße gingen weiter. Hinab, immer weiter hinab. Er stolperte. Er stürzte zu Boden. Und er stand wieder auf. Er bog in dem schmalen Tunnel um die enge Haarnadelkehre, die in den lichterfüllten Gang führte, ohne es zunächst bewußt gewahr zu werden. Und er trat bereits durch den eigentlichen Eingang, als die plötzliche Erkenntnis erst über ihn hereinbrach.
    Pendrake hechtete hinter einen aufragenden Felsvorsprung. Zitternd blieb er dort liegen, schwach und elend vor Schock.
    Die Wiederherstellung kam nur langsam. Seine Nervenenergie, dieses außergewöhnliche, übermenschliche Reservoir seiner großen Stärke, war vollkommen erschöpft. Doch nach einer Weile begann sein Geist wieder an Leben zu gewinnen. Vorsichtig spähte er über die Felsnadel, hinter der sich sein Körper in seinem ungefügen Raumanzug zusammenkauerte. Es war natürlich verrückt von ihm, auch nur für eine Minute zu glauben, daß er sich bewegende Gestalten in der Ferne gesehen hatte, aber ...
    Vor seinen Augen erstreckte sich der Höhlengang, leicht abfallend. Sein erster konzentrierter Blick galt der Feststellung, daß er nicht die geringste Spur von Leben enthielt. Es dauerte einen langen Moment, bis er danach feststellte, daß er nicht durch elektrische Lampen erhellt wurde, und daß seine ursprüngliche Überzeugung, daß hier Licht gleichbedeutend mit organisierten Gangstern sein mußte, falsch gewesen war.
    Er befand sich allein in einer alten Höhle tief im Innern des Erdtrabanten, wie ein Wurm, der in einer ausgetrockneten Arterie durch das zerfallende Fleisch eines Körpers kroch.
    Der helle Schein von den Wänden war ihm unerklärlich; er bildete weder Muster noch Textur. Als er vorsichtig hinter dem Felsvorsprung hervorkam und vorwärtsschritt, beschienen ihn Punkte und ganze Flecken von Licht. Auf der rechten Wand zeichnete sich eine lange, gezackte Linie ab, während auf der Wand zur Linken eine grobgeformte Sichel zu sehen war. Andere formlose und sinnlose Figuren glühten und leuchteten den Korridor entlang, soweit sein Auge zu blicken vermochte. Pendrake dachte jäh: Ein strahlendes Mineral, das eine Gefahr bilden konnte ...
    Gefahr! Sein bitteres Lachen hallte betäubend im Innern des Helmes, riß neue Sprünge in seine trockenen Lippen und brach abrupt ab, als der Schmerz unerträglich wurde. Ein Mann, der am Rande des Todes stand, brauchte sich nicht über zusätzliche Gefahren den Kopf zu zerbrechen. Er stürzte aufs neue voran – eine Zeit lang ohne Umsicht und Rücksicht. Und dann kam erneut der Gedanke an die Existenz des lichterfüllten Korridors. Die Wahrheit brach mit einemmal über ihn herein, als er an einer Biegung stehen blieb und einen lang abfallenden, schnurgeraden Tunnelgang vor sich sah, der in der Ferne zu einem

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