Die Bestie
Mensch, der in den letzten hunderttausend Jahren das Licht der Welt erblickt hatte, auch nur entfernt hoffen konnte, jemals die gigantischen Kräfte zu entwickeln, die zur Überwindung dieses haarigen, titanischen Wesens erforderlich waren.
Pendrake wich wachsam zurück. Sein erstes Erschrecken vor dem muskelbepackten Koloß, der auf ihn zugestampft kam, ließ nach. Doch die Gewißheit, daß er auf eine Blöße warten mußte, um überhaupt eine Chance zu haben, lief prickelnd seinen Nervenbahnen entlang. Ohne sich seines Zauderns zu schämen, und dabei doch gewahr, daß größte Eile angebracht war, wartete er auf den Angriff, den Devlin und seine Leute jeden Augenblick starten mußten; alles käme jetzt gelegen, solange es nur die Aufmerksamkeit des Ungeheuers ablenkte.
Als der Angriff kam, sich durch ein plötzlich ausbrechendes Gebrüll aus Hunderten von Männerkehlen ankündigend, warf sich Pendrake vorwärts, geradewegs auf den haarigen Mann zu. Ein Arm, der von einem Bären stammen konnte, griff nach ihm. Er schlug ihn zur Seite und erspähte für einen Sekundenbruchteil lang die Blöße, auf die er wartete. Der Faustschlag, den er auf dem mächtigen Kinn landete, brach fast seine Handknochen. Doch selbst das wäre in Ordnung gewesen, wenn der Schlag wenigstens seinen Zweck erreicht hätte. Das tat er jedoch nicht. Statt für den kurzen Moment zurückzutaumeln, den Pendrake, seinem Plan gemäß, zu seinem Entkommen benötigte, schoß das Monstrum vorwärts. Seine baumstarken Arme schlossen sich um Pendrakes Schultern.
Der Neandertaler brüllte vor Triumph. Als der Unhold den Druck seiner furchtbaren Umklammerung zu verstärken begann, befreite Pendrake seine Arme mit einem heftigen Ruck, stach mit zwei ausgestreckten Fingern nach den Schweinsaugen des Großen Trottels, stieß kräftig zu ... und riß sich aus der tödlichen Umklammerung.
Die Reihe war nun an ihm, mit dem wilden Triumphgefühl eines Mannes, den die Kampfeslust gepackt hatte, auszurufen: »Du bist geschlagen. Großer Trottel! Du bist erledigt. Gib auf! Du ...«
Mit einem heiseren Schrei sprang der Affenmensch auf ihn zu. Laut auflachend tänzelte Pendrake zurück. Zu spät bemerkte er, daß sich direkt hinter ihm die Thronplattform befand. Sein Zurückweichen, unterstützt durch die geringere Schwerkraft des Mondes, geschah zu schnell, um noch rechtzeitig abgestoppt werden zu können. Mit einem lauten Krach stürzte er rücklings auf die Plattform.
Und damit war auch schon alles vorüber. Aufrecht auf den Füßen stehend, hätte er vielleicht gewonnen; das Kräftemessen mit dem Großen Trottel vorhin war für ihn nicht ganz erfolglos verlaufen. Doch den Affenmenschen auf sich knien zu haben und die Schläge seiner knochenbrechenden Fäuste einstecken zu müssen, war eine andere Sache. Innerhalb einer Minute konnte Pendrake sich nur noch mit einem haardünnen Faden seines Bewußtseins an seine Sinne klammern. Er merkte nur sehr verschwommen, daß er mit brutaler Härte gefesselt wurde.
Langsam kroch sein Verstand weiter aus der Dunkelheit hervor, um gleichzeitig das volle Ausmaß seiner Niederlage mehr und mehr zu erkennen. Er murmelte schließlich müde: »Du Narr! Hörst du nicht den Kampfeslärm dort draußen. Er bedeutet, daß du erledigt bist, ganz gleich, was du mit mir machst. Laß dich lieber auf Verhandlungen ein, Großer Trottel, solange du noch dazu Gelegenheit hast.«
Ein Blick in die Augen der Kreatur über ihm sagte ihm, daß er seinen winzigen Stein der Hoffnung in eine umnachtete Welt geworfen hatte. Das Tier in dem Mann war zur Oberfläche gekommen und beherrschte ihn fast völlig. Die großen Lippen waren zurückgezogen, und die Zähne traten wie Hauer hervor. Der Große Trottel grunzte und schnaubte vor Wut, als er schließlich heiser hervorstieß: »Ich werde das Tor von dieser Seite verriegeln. Dadurch werden meine Männer besser kämpfen, weil sie sich nicht hinter das Bollwerk zurückziehen können. Und es stellt überdies sicher, daß wir unsere kleine Schau hier völlig ungestört für uns allein haben.«
Er trottete schwerfällig davon, aus Pendrakes Gesichtsfeld. Geräusche ertönten, die verrieten, daß schwere Holzbalken als Riegel vorgeworfen wurden. Dann erschien das behaarte Wesen wieder, auf seinem Gesicht jetzt ein breites Grinsen. Doch als er sprach, klang es noch immer wie das Fauchen eines Raubtieres. »Ich werde noch eine Million Jahre hier leben, Pendrake, und während der ganzen Zeit wird deine Frau
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