Die Bestie
Devlin, »vielleicht haben Sie da eine Idee ...« Er brach ab. »Aber Sie haben Ihre Meinung geändert. Auf einmal ist keine Rede mehr von einem Kampf bis zum bitteren Ende.«
»Wenn wir die Hälfte kriegen«, nickte Pendrake.
Devlin meinte nachdenklich: »Die Hälfte des Viehs, die Hälfte der Waffen ...«
»Wir werden in unserer Hälfte eine Demokratie errichten«, sagte Pendrake, »und wir werden kämpfen, um sie zu verteidigen. Aber wir werden nicht jenseits ihrer Grenzen vordringen. Nach und nach werden sie es kapieren.«
Der hagere Mann schwieg eine Zeitlang. Dann: »Wie gedenken Sie es zu schaffen?« verlangte er brüsk zu wissen.
»Unterrichten Sie Ihre zuverlässigsten Leute«, entgegnete Pendrake. »Wir werden noch vor Ablauf der Woche handeln. Es gibt keine andere Möglichkeit.«
Devlin streckte die Hand aus. Pendrake ergriff sie; dann trennten sich die beiden Männer. Der sehnige Mann stieg auf der einen Seite der Anhöhe hinunter, und Pendrake auf der anderen. Als Pendrake zu seinem Haus zurückkam, sah er, daß er einen Besucher hatte.
Der Große Trottel kauerte vor der niedrigen Türöffnung.
Der Unhold grinste ihn aufs freundlichste an. »Wollte meine Aufwartung machen«, sagte er. »Und mich vielleicht wieder ein wenig mit dir unterhalten, eh?«
Pendrake blickte den anderen mit einer Mischung aus Wachsamkeit und Respekt an. Der Gedanke kam, daß er niemals zuvor in seinem Leben einen Gegner gehabt hatte, der so gefährlich und intelligent zugleich gewesen wäre wie dieser Tiermensch. Er hatte keinen Zweifel daran, daß er im Begriff stand, eine letzte Warnung zu erhalten.
Der Große Trottel sagte: »Pendrake, ich habe einiges über Frauen gelernt.«
Pendrake versteinerte innerlich.
Die Kreatur blickte ihn ruhig an, mit einemmal nüchtern und kalt. »Ich habe den Eindruck, es stört dich, daß ich alle jene Frauen habe.«
So ließ es sich sagen, wenn man es milde ausdrückte. Tatsächlich jedoch schauderte es Pendrake innerlich jedesmal, wenn er daran dachte. Er entgegnete: »Dort, wo ich herkomme, wählt die Frau den Mann aus, den sie heiratet.«
Der Große Trottel fletschte die Zähne und hob eine Hand, wie um das Argument zurückzuweisen. »Ah, sei nicht so dogmatisch. Du weißt, ich würde niemals eine kriegen, wenn sie die Wahl hätten. Diese Weiber würden eher einen Kümmerling wie Miller wählen, bevor sich mich nehmen würden. Stimmt's?«
Pendrake mußte ihm recht geben. Doch war er sich gleichzeitig darüber im klaren, daß er dieses Thema nicht objektiv diskutieren konnte. Seine Stellungnahme zum Verhältnis zwischen Mann und Frau war mit zu viel Gefühl und Empfindung belastet. Es erstaunte ihn, wie stark dieses Gefühl wirklich war, doch seine steife, ablehnende Haltung ließ nicht nach.
»Pendrake, weißt du was? Drei von diesen Weibern beginnen sich bereits um mich zu streiten. Was sagst du dazu?« Der Große Trottel schüttelte seinen unförmigen Kopf, und sein Gesichtsausdruck verriet, daß er für das Phänomen zwei keine Erklärung wußte, sich jedoch darüber einigermaßen geschmeichelt fühlte. »Frauen sind ganz anders zusammengesetzt als Männer, Pendrake. Wenn du mich damals gefragt hättest, als ich mir zum erstenmal eine aussuchte, hätte ich auf einen Stapel Bibeln geschworen, daß es mir nie gelingen würde, einer von ihnen den Kopf zu verdrehen. Aber ich habe mich klug verhalten. Keine Küsserei, verstehst du? Natürlich hätte ich es schon gerne, sie an mich zu drücken, das kannst du mir glauben, aber ich habe mir überlegt, daß eine Frau, die mein Gesicht in ihres gedrückt bekommt ... na, du weißt, daß sich zwei jener Frauen umgebracht haben. Das hat mir einen Schock versetzt. Unter keinen Umständen wollte ich das noch einmal geschehen lassen; und deshalb wird nicht mehr geküßt.«
»Was ist mit den anderen drei Frauen, Großer Trottel?« fragte Pendrake.
Der Große Trottel fletschte das Gebiß. Er kauerte wenigstens eine Minute lang schweigend auf den Fersen. Alle Freundlichkeit war verschwunden. Das Funkeln wich aus seinen Augen, und er entspannte sich sichtlich. »Dinge wie diese brauchen ihre Zeit, Pendrake«, erklärte er sorgfältig. »Ich werde dir sagen, was ich über die Frauen gelernt habe. Wenn es stimmt, was ich vermute, so braucht jede Frau einen Mann. Wenn sie keinen guten Mann bekommen kann, nimmt sie sich einen schlechten. Wenn sie keinen gutaussehenden Mann kriegt, gibt sie sich mit einem häßlichen zufrieden. Die Natur hat sie
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