Die Bestie
Tiefen des Würfels antwortete eine Stimme in seinem Gehirn. »Freund, deine Fähigkeit, unsere Gegenwart wahrzunehmen, wird dir nicht helfen, denn es dauert noch lange, bis ihr Menschen das verwenden könnt, was wir haben und wissen.«
»Habt Mitleid«, entgegnete Pendrake bebend. »Ich stehe kurz davor, von einem wilden Tier zerrissen und gefressen zu werden.«
»So sei es denn; du kannst wählen. Geselle dich für immer zu uns hier drinnen.«
»Ihr meint ...«
»Für alle Zeiten absorbiert und aufgelöst in einer einzigen Wesenheit, frei von allen Leidenschaften und Schmerzen bis zum Ende der Zeit.«
Pendrake fuhr zurück. Seine erste Reaktion war völlige Ablehnung. Er hatte nicht den mindesten Eindruck, daß ihm hier Freiheit angeboten wurde. Für den Augenblick verschwand die Angst vor dem Säbelzahn, denn die Alternativmöglichkeit klang schlimmer als ein Leben in der Hölle.
»Aber meine Frau, die Erde, alle die Menschen ...«, protestierte Pendrake erschüttert. »Entsetzliche Gefahr droht ...«
Die Stimme in seinem Geist sagte: »Entscheide dich, bevor du diesen Raum verläßt. Hier können wir dir helfen. Draußen können wir dir nicht zur Hilfe kommen.«
»Ihr seid das Mondvolk?« fragte er abwesend.
»Wir sind das Mondvolk.«
Zitternd wandte sich Pendrake vom Würfel ab, um seinen Gegner anzusehen. »Großer Trottel«, sagte er eindringlich, »mit meiner Frau in deiner Gewalt kannst du mich zwingen, alles zu tun, was du willst. Gewiß wirst du einsehen, daß es unsinnig wäre, einen Mann umzubringen, der dir sowieso schon gehorchen muß.«
»Du bist zu raffiniert. Ich traue dir nicht!« schnaubte der Unhold. »Ich habe nicht das Gefühl, daß du dich ehrlich an eine Abmachung halten wirst.«
»Ich habe keine andere Wahl«, drängte Pendrake. »Es bleibt mir nichts übrig.«
»Du bist zuviel Mann für mich, um dich in meiner Nähe zu haben«, entgegnete der Affenmensch. »Bisher hat sich noch nie jemand gegen mich aufzulehnen gewagt.«
Pendrake sagte kurz: »Solange du meine Frau in deiner Gewalt hast, hast du auch mich.«
»Das hat dich nicht daran gehindert, mich anzugreifen.«
»Ich war von Sinnen, als Folge jenes Schlages auf den Kopf«, entgegnete Pendrake, »und ich wußte nicht, was ich tat.«
Der Große Trottel schien dies zu erwägen, den Mund geöffnet und die Augen halb geschlossen. Abrupt klappten seine Kiefern zu. »Zum Teufel damit!« fauchte er. »Ich gehe kein Risiko mehr ein. Seitdem du hier bist, habe ich nichts als Ärger, und es wird höchste Zeit für mich, mich all dieser Unruhestifter ein für allemal zu entledigen, angefangen mit dir. Ich werde sehr viel Zeit haben, Pendrake, meine anderen Probleme in Ordnung zu bringen. Doch vorwärts jetzt!«
Pendrake ging mit langsamen Schritten. Er sprach nicht mehr zu der Lebensessenz, deren Gegenwart in der Flamme er entdeckt hatte. Das Angebot, das sie ihm als Lösung seines Problems gemacht hatte, hatte er bereits verworfen. Ihre Existenz stand für ihn außerhalb des Rahmens seiner Wirklichkeit. Sie schritten den Tunnelgang hinauf und gelangten bald zu weiteren Maschinen.
»Ich führe dich hier entlang«, höhnte der Große Trottel, »um dir zu zeigen, was du alles hättest bekommen können. Und auch deine Frau wäre dein gewesen. Doch nun warte ich eben, bis ein anderer Bursche kommt, der etwas von Maschinen versteht. Vielleicht gebe ich ihm auch deine Frau«, fügte er als nachträglichen Einfall hinzu und brüllte vor Lachen.
Pendrake blieb stumm. Doch sein Verstand schwang wie ein Pendel hin und her, mit jedem Schwung höher und wilder. Und die Last auf seinem wirbelnden Gehirn wuchs von Minute zu Minute. Da war die Maschine, eine Erde, die keine Ahnung davon hatte, was die Ragnarök-Organisation plante; da war Eleanore ...
Der Gedanke brach jäh ab, das Blut wich aus seinen Wangen. Die Muskeln seines Solarplexus zogen sich so krampfartig zusammen, daß es seine Magengrube durchzuckte. Denn der Große Trottel und er waren wieder bei der Einfriedung angelangt, die die Transportmaschine enthielt. Während Pendrake mit qualvollem Blick zusah, schloß der Monstermann das Vorhängeschloß auf und öffnete den Torflügel. »Hinein mit dir!« fauchte der Große Trottel.
Pendrake, der während des Marsches vergeblich an seinen Fesseln gezerrt hatte, schritt rasch vorwärts. »Eine letzte Chance«, dachte er, und nur Schnelligkeit und absolute Unempfindlichkeit gegenüber Schmerzen machten es überhaupt zu einer möglichen
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