Die Bestie
besagt hatte, daß ihr Ehemann zu den Lambton-Türmen gegangen war. Er schloß: »Da diese Bauwerke, wie wir herausgefunden haben, von den Ragnarök-Verschwörern besetzt und übernommen worden sind, können wir füglich annehmen, daß Pendrake entweder in Gefangenschaft geraten ist oder umgebracht wurde. Wenn das erstere zutrifft, liegt es nahe, daß man ihn von diesem Planeten entfernt hat. Mr. Hoskins ist persönlich am Wohlergehen der Pendrakes interessiert. Die beiden Männer haben Seite an Seite in Vietnam gekämpft.«
Präsident Dayles, der ebenfalls am Wohlergehen James Pendrakes interessiert war, nickte nur.
Die Dokumente, die den amerikanischen Streitkräften den Befehl gaben, im geheimen alle Vorbereitungen für eine Invasion des Mondes zu treffen, wurde in einem winzigen Büro im Gasthof Mountainside von einem verkleideten Präsidenten unterzeichnet.
Als Lipton gegangen war, sagte Kay: »Eine ganze Menge von Fragen bleibt unbeantwortet. Wenn Pendrake tatsächlich zum Mond gebracht wurde, wie konnte er Ragnarök entkommen? Wie ist er wieder zur Erde gelangt?«
11
Pendrake erwachte. Es war kein sonderlich bemerkenswerter Vorgang. Wo bis jetzt Leere geherrscht hatte, war plötzlich Licht. Er lag unbeweglich. In seinem Bewußtsein war nichts, was darauf hindeutete, daß er einen Namen besaß und daß etwas mit seiner gegenwärtigen Situation nicht stimmte. Er befand sich hier. Er lag lang ausgestreckt und war seiner selbst gewahr.
Lange Zeit gab es nichts anderes. Er hatte keinen anderen Lebenszweck, als den, einfach hier zu sein. Er lag und starrte zu einer Decke empor, die von hellblauer Farbe war. Sie stellte nicht den hellsten Bereich in seinem Universum dar, und deshalb wurden seine Augen allmählich zum Fenster gezogen, durch das Licht in blendender Fülle einfiel.
Wie ein Kind, das von einem glänzenden Lichtreflex völlig gefesselt wird, so streckte er langsam den Arm aus und langte nach dem Fenster. Der unüberbrückbare Abstand wies ihn zurück. Doch noch im selben Moment spielte das keine Rolle mehr, denn er begann sich für seinen tastenden Arm zu interessieren. Er erkannte ohne weiteres, daß der Arm ein Teil von ihm war. Sobald er seinen instinktiven Griff nach dem Licht einstellte, begannen die tragenden Muskeln im Arm zu erschlaffen. Der Arm fiel aufs Bett zurück. Und da sein Blick der Bewegung des Gliedes gefolgt war, wurde er jetzt zum erstenmal des Bettes gewahr. Er war noch immer dabei, es halb aufrecht sitzend in Augenschein zu nehmen, als das Geräusch näherkommender Schritte in sein Bewußtsein drang.
Das Geräusch klang in seinen Ohren völlig normal, als ob es schon immer dagewesen wäre. Der Unterschied bestand nur darin, daß er geistig plötzlich in zwei Teile geteilt war. Der eine Teil blieb im Bett liegen. Der andere sah die Welt durch die Augen eines Mannes, der in einem benachbarten Zimmer auf die Tür zum Schlafzimmer zukam.
Er wußte, daß die andere Wesenheit ein Mann war und daß es sich um die Schlafzimmertür handelte und daß er im Gehen begriffen war, weil diese Tatsachen für den zweiten Teil seines Geistes reale Vorgänge des Lebens bildeten. Der zweite Geist war noch weiterer Dinge gewahr; er nahm die Umwelt mit derartiger Tiefe und Schnelligkeit in sich auf, daß er im gleichen Augenblick, als sich die Tür öffnete, bereits die Beine aus dem Bett schwang und wie beiläufig sagte:
»Hole mir meine Kleidungsstücke, Peters, ja?«
Peters' Gehirn nahm den Schock über die überraschende Aufforderung ohne die geringste Erschütterung hin. Er ging hinaus, und Pendrake sah das Gedankenbild eines Kleiderschranks, in dem Peters herumsuchte. Er kehrte zurück und blieb an der Tür stehen, offensichtlich erst jetzt zu einem eigenen Gedanken fähig. Er war ein kleiner Mann in Hemdsärmeln, der eine Menge Kleidungsstücke in den Armen hielt. Er spähte über sie hinweg und sagte betroffen: »Mensch, Bill, du kannst noch nicht aufstehen. Vor einer halben Stunde, als wir das Fräulein hier drin erwischten, warst du noch immer bewußtlos.« Er fügte besorgt hinzu: »Ich werde den Doktor holen und dir etwas heiße Brühe besorgen. Nach der Art und Weise, wie du uns aus dem Zuchthaus herausgebracht hast, werden wir es nicht darauf ankommen lassen, daß dir etwas zustößt. Leg dich wieder hin, ja?«
Pendrake zögerte, als der andere die Kleidungsstücke auf einen Stuhl legte. Das Argument erschien vernünftig genug, doch irgendwie nicht völlig ihn selbst
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