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Die Bestie

Die Bestie

Titel: Die Bestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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zum Rücktritt gezwungen und durch eine Ärztin ersetzt worden. Am bewußten Dezemberabend hatte er daraufhin im fortgeschrittenen Zustand der Armut und Trunkenheit an dem Überfall auf die marschierenden Frauen teilgenommen.
    Seine Untersuchung war die eines völlig verblüfften Mannes. »Dies übersteigt meine Kenntnisse«, gestand er schließlich. »Vor drei Tagen habe ich eine Maschinengewehrkugel aus Ihrer Brust herausgeschnitten, und seit vierundzwanzig Stunden ist nicht die geringste Wunde oder Narbe mehr zu sehen. Wenn ich nicht genau wüßte, daß es unmöglich ist, müßte ich annehmen, daß Sie völlig gesund sind.«
    Darauf gab es nichts zu antworten. McLards Geist war so mühelos in seinen geschlüpft und sein ganzes Gedankengut hatte sich derart vollständig mit seinem von Peters gewonnenen verbunden, daß es bereits jetzt schwer war, sich vorzustellen, daß das ganze Wissen nicht schon immer in ihm gewesen war.
    Später dachte er mit gerunzelter Stirn über die Frau nach. Sie war in einem Zimmer gewesen und hatte sich gerade über ihn gebeugt, als sie gestellt wurde. Wie sie sagte, war sie einfach »hereingekommen«. In das Versteck wachsamer, gejagter Geächteter, die sie nicht gesehen hatten!
    Es schien lächerlich. Im Ungewissen darüber, was sie mit ihr machen sollten, hatten sie die Männer schließlich in einen der unbenützten Räume der Ranch gesperrt. Es war seltsam, daß ihre Gedanken in dem wildwogenden Meer der Gedanken der Männer völlig unauffindbar blieben. Nicht ein einziges Mal erhaschte er auch nur den Faden eines Geistes, der zu einer Frau gehören mochte.
    Als ihn der Schlaf übermannte, rätselte Pendrake noch immer an dem Problem herum, das sie darstellte.

 
12
     
    Er erwachte in tiefster Finsternis und wußte sofort, daß sich jemand anderes im Zimmer befand.
    »Still!« flüsterte die Stimme der Frau in sein Ohr. »Das hier ist eine Pistole.«
    Es war jedoch nicht die Waffe, die ihn lähmte, sondern die Tatsache, daß er auch jetzt nicht den geringsten Schimmer ihrer Gedanken erhaschen konnte. Sein Verstand kehrte zu seiner früheren Überlegung bezüglich dieses Phänomens zurück und sah sich schließlich genötigt, eine ebenso einfache, wie überraschende Schlußfolgerung zu formen: Die Gedanken von Frauen konnte er nicht lesen!
    Ausdruckslos fragte er: »Was willst du?«
    Metall preßte sich in der Dunkelheit gegen seinen Kopf. Dann ließ sich die Frau wieder hören. »Nimm deine Kleidungsstücke – anziehen kannst du sie nachher – und taste dich langsam zur Tür deines Kleiderschranks. An seiner Rückwand befindet sich eine offene Täfelung, hinter der eine Treppe abwärtsführt. Steige die Stufen hinunter!«
    Verwirrt griff er in die Dunkelheit nach seinen Kleidungsstücken. Er dachte dabei: Wie hatte sie es fertiggebracht, aus ihrem Raum zu entkommen? »Ich wünschte«, raunte er rauh, »die anderen hätten dich sofort umgebracht, statt es sich so lange zu überlegen, du ...«
    Er brach ab, denn die Pistolenmündung preßte sich gegen seinen Rücken und trieb ihn weiter.
    »Ruhig!« kam das verächtliche Flüstern. »Die Wahrheit ist, Jim, daß man dir ein paar Tatsachen über dich selbst mitteilen wird, bevor die Truppen ihren Angriff auf uns starten, was sehr bald geschehen wird. Doch, bitte, beeile dich jetzt.«
    »Wie hast du mich genannt?«
    »Vorwärts!«
    Er ging langsam und tastend, doch seine Gedanken stürzten sich auf die Erkenntnis, daß sie ihn kannte – eine Tatsache von unvorstellbarer Tragweite. Diese Frau, die sie gefangengenommen hatten, diese – wie hatte sie sich genannt? – Anrella Pendrake kannte seine wirkliche Identität!
    Er hatte die halbgeformte Absicht gehabt, sich in der Dunkelheit auf sie zu stürzen und sich ihrer Pistole zu bemächtigen. Doch ihre Worte bewogen ihn jetzt, sein Vorhaben aufzugeben.
    Er hatte Mühe, sich durch die schmale Öffnung in der Täfelung hindurchzuquetschen. Dahinter kam eine Wendeltreppe, die mit hohen Stufen in die Tiefe führte. Nach der ersten Windung kamen sie zum Beginn einer Reihe von mattglühenden Leuchtkörpern, deren phosphoreszierender Schein den Geheimgang wirklicher und natürlicher werden ließ. Erst jetzt wurde ihm das Eigenartige seiner Situation voll bewußt. Was ursprünglich als ein altes Ranchhaus erschienen war, in das sich siebzehn verurteilte Mörder geflüchtet hatten, entpuppte sich jetzt als ein Bauwerk, das von einem Wabennetz von Geheimgängen und Geheimtüren durchzogen war.

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