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Die Bestien von Belfast

Die Bestien von Belfast

Titel: Die Bestien von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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erntete Gelächter von seinen Kollegen. »Die mehr Meilen auf dem Buckel hat als Apollo 13 .«
    »Da hat nicht nur Houston ein Problem«, fügte Philips hinzu.
    Karl schenkte den Witzen keine Beachtung, goss zwei Tassen Kaffee ein und stellte sie auf Wilsons Tisch. Kaffeespritzer – nicht größer als Regentropfen – bildeten ein Zufallsmuster trauriger, öliger Schlieren. »Was weißt du über den Mann, der im botanischen Garten tot aufgefunden wurde?«
    Wilson runzelte die Stirn. »Wie kommst du darauf, dass es eine männliche Leiche war?«
    »Geraten? Intuition?«, fragte Karl und zuckte die Achseln. »Vielleicht habe ich auch kürzlich eine Hellseherin besucht.«
    Wilson nahm eine Akte von dem enormen Stapel rechts von ihm und überflog den Bericht. »Männlich.«
    »Und?«
    »Weiß …«
    »Sehr witzig«, seufzte Karl. »Sein Name?«
    »Mister Bowlingkugel«, meldete sich Cairns.
    Gelächter.
    »Was?«
    »Drei Einschusslöcher im Hinterkopf«, fuhr Wilson fort. »Sah aus wie eine Bowlingkugel. Das haben die auf sein Namensschild geschrieben, als wir ihn runter in die Pathologie gebracht haben.«
    »Das bedeutet, Sie können Selbstmord ausschließen, Kane«, witzelte Cairns. »Es sei denn, er wäre ein besonders gelenkiger Masochist gewesen.«
    »Sein Name ist Wesley Milligan«, sagte Wilson schließlich.
    »Wie lange lag Mister Wesley Milligan da draußen?«
    »Wahrscheinlich eine Woche, vielleicht etwas länger. Wuchs schon Unkraut aus allen Körperöffnungen. Das Viehzeug da hat wahrscheinlich gedacht, dass dieses Jahr früher Weihnachten ist, und hat ihm das meiste Fleisch von den Knochen genagt. Kaum noch was von ihm übrig. Augen futsch. Der größte Teil des Gehirns. Vermutlich eine Delikatesse.«
    Karls Magen schlug kleine Purzelbäume. »Danke für diese interessanten Einzelheiten.«
    »Frag nicht, wenn du keine Einzelheiten verträgst.«
    »Warum bist du nur so giftig und nicht so fröhlich und herzlich wie sonst?«, fragte Karl und nahm einen Schluck von seinem Kaffee. »Widerlich, das Zeug.« Er verzog das Gesicht und stellte die Tasse zur Seite.
    Wilson machte die Augen zu, dann fuhr er fort. »Tja, davon abgesehen, dass Chief Constable Finnegan im Lauf des Tages zu einer Inspektion vorbeikommt, haben die der Truppe auch noch eine Frau – eine Constablerin – zugeteilt. Stell dir mal so einen Schwachsinn vor.«
    »Ich bin schockiert.« Karl schüttelte den Kopf. »Gott stehe ihr bei, in einem Raum mit einer Bande von übel riechenden, übergewichtigen, überbezahlten und völlig unterbelichteten Polypen. Was hat das arme Mädchen angestellt, dass sie diese Beförderung in die Hölle verdient?«
    Wilson würgte ein paar Schlucke Kaffee hinunter, bevor er fortfuhr. »Das ist alles nur politischer Korrektheits-Schwachsinn. Der Ombudsmann der Polizei sagt, wir brauchen ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis. Bullshit. Die erwarten von uns, dass wir im Einsatz den glatten Hintern einer Frischlingstusse decken? Nie im Leben. Mir ist scheißegal, was der Ombudsmann sagt.«
    »Besser, als eure haarigen Ärsche zu decken«, gab Karl zu bedenken. »Ihr tut mir ja so von Herzen leid.«
    »Ich will dir mal was sagen, Kane«, dröhnte Wilson und hob vorwurfsvoll den Zeigefinger. »Ich habe mich von ganz unten bis zum DI hochgeackert. Zu meiner Zeit hat man sich eine Beförderung mit harter Arbeit, Zähigkeit und Eiern verdient – nicht mit Titten.«
    »Und wenn man nicht jüdisch, katholisch oder schwul war, hat das auch nicht geschadet«, fügte Karl hinzu.
    Bulldog blätterte lautstark eine Seite seines Pornoheftchens um und gab einen Grunzlaut von sich.
    Wilson setzte eine betrübte Miene auf. »Die Zeiten sind längst vorbei. So läuft es heute nicht mehr.«
    Karl fixierte die altbekannten Gesichter in dem Büro. »Tatsächlich?«, fragte er.
    »Heutzutage braucht man nur noch irgendeine Frauenrechtlerorganisation, die Diskriminierung schreit«, sagte Philips.
    »Muss schwer für Sie gewesen sein, zu Ihrer Zeit, Philips.«
    »Was?«
    »Zu vermeiden, dass Sie von den ganzen Dinosauriern gefressen werden.«
    »Diese Politikeridioten vergessen anscheinend, dass ein guter Polizist mit verschiedensten Menschen und Situationen umgehen können muss«, unterbrach Wilson, dessen Gesicht sekündlich röter anlief. »Das lernt man nicht aus einem Lehrbuch oder indem man am Schreibtisch sitzt und sich Lippenstift und Gesichtspuder aufträgt.«
    Fast wie aufs Stichwort stand eine junge Frau in der Tür. Groß,

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