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Die Bestien von Belfast

Die Bestien von Belfast

Titel: Die Bestien von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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ein wenig die Nase. »Scheiße ist nicht der einzige Gestank, der von dir ausgeht, Joseph. Du stinkst nach Leiche.«
    »Bitte … bitte … ich flehe dich an. Bitte … töte mich nicht.«
    »Du bist schon tot. Du weißt es nur noch nicht.«
    Schmerzen siedeten in seiner Lunge hoch und wanderten den Hals hinauf. Etwas schnitt seine Eingeweide entzwei. Er drückte den Schmerz nach unten, solange er konnte, und versuchte, nicht zu atmen, an alles zu denken, nur nicht an die Schmerzen. Langsam zogen sich seine Rippen zusammen und drückten auf das Herz. Sein Körper fand sich inzwischen mit der Tatsache ab, dass sich alles verändert hatte.
    »Bald erfasst die Lähmung deinen ganzen Körper, Joseph. Du trägst keine Zwangsjacke in einer dieser weißen, schalldichten Zellen in der hiesigen Psychiatrie, aber so wird es dir vorkommen. Mit deinem Darm hat es angefangen. In den nächsten dreißig oder vierzig Minuten dürftest du dich leer pissen. Dann setzt langsam die Dehydrierung ein und mumifiziert sämtliche inneren Organe. Schließlich kannst du die Zunge nicht mehr bewegen. Das sind die Symptome, auf die du achten musst. Danach folgt Stille. Dann der Tod. In dieser Reihenfolge. Aber nur, wenn du Glück hast.«
    Das alles hatte er bisher gar nicht bemerkt, doch jetzt schenkte er ihren Worten Beachtung. Er wollte sich an alles erinnern, während er verzweifelt versuchte, die Panik aus seinem Denken zu verbannen.
    Suzy sah auf die Uhr, während sie gleichzeitig die Katze von ihrem gemütlichen Plätzchen hob und zärtlich auf den Kopf küsste.
    »Du bist ein schöner Bursche, nicht? Ja, das bist du …«
    Die Katze schnurrte vor Wonne.
    Plötzlich fühlten sich Josephs Lungen feucht und undicht an. Sein Puls ging schneller, als wäre die Zeit selbst von ihren Fesseln befreit worden. Er spürte das Herz langsam in der Brust schlagen. Er wollte etwas sagen, doch seine Lippen fanden keinen Rhythmus. Er sah Suzy aufstehen und wieder auf die Uhr sehen. Sie trat ans Bett. Sah ihm ins Gesicht. Prüfte seine Augen, seinen Puls. Setzte Mac zärtlich, fast liebevoll auf dem Bett ab.
    Mac schnupperte argwöhnisch an dem kondomverhüllten schlaffen Penis, dem zähen weißen Samen in der durchsichtigen Hülle des Gummis. Zaghaft nagte der Kater mit den Zähnen daran, biss ein Loch hinein. Er leckte. Kostete. Schnurrte.
    Schloss zufrieden die Augen.
    »Viel Spaß noch, Jungs«, sagte Suzy und machte die Tür zu.

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    Kapitel  Vier
    Freitag, 12 .Januar
    »Denn Treue lässt sich nie verführen, Sie mag gewinnen, mag verlieren; Gleichwie die Sonnenuhr nie weicht. Wenn auch kein Strahl sie mehr bestreicht.« Samuel Butler,
Hudibras
    Detective Inspector Mark Wilson las sitzend einen Artikel der Lokalzeitung über einen Mordprozess in dem Ort Ballymena. Nicht mehr als der Ansatz eines Bierbauchs verunzierte seine schnurgerade Gestalt. Das soldatisch kurz geschnittene Haar hatte die Form eines Bügeleisens. Der extreme Haarschnitt betonte ein pockennarbiges Gesicht, freilich nicht von Akne, sondern von einem Schrotschuss ins Gesicht, den er viele Jahre zuvor abbekommen hatte.
    Drei weitere Detectives hielten sich in dem Zimmer auf: Peter Cairns, der jüngste Mann, der es je zum Detective gebracht hatte; Edward Philips, ein alter Hase auf der Zielgeraden in den Ruhestand; und Wilsons rechte Hand, Duncan »Bulldog« McKenzie.
    McKenzies Kopf war so glatt rasiert, dass er die trüben Sonnenstrahlen, die durch das schmutzige Fenster einfielen, reflektierte. Sein ganzer Körper bestand aus Muskelpaketen, kaum ein überflüssiges Gramm, das dabei stören könnte, wofür diese Pakete geschaffen waren: Geständnisse aus widerspenstigen Verdächtigen herauszuprügeln. In der Truppe trug er den Spitznamen 3 B – Beinharter Brutalo-Bulle –, liebte Gewalt über alles und war der festen Überzeugung, ohne sie wäre die Menschheit längst ausgestorben.
    In den Händen hielt Bulldog ein arg zerfleddertes Pornoheft – sogenanntes Beweismaterial für den anstehenden Prozess gegen einen Ladenbesitzer in Smithfield.
    Was Wilsons Truppe zusammenschweißte, waren eingefleischtes Misstrauen, Geplänkel mit politisch unkorrekten, rassistischen und religiösen Witzen und melancholische Songzitate.
    »Warum kriegen wir nie solche Fälle?«, fragte Wilson in die Runde.
    »Was für welche?«, antwortete Cairns.
    »Welche wie den hier«, konterte Wilson und las den fraglichen Artikel laut vor. »Ein Mann aus Ballymena wurde gestern des Mordes an seiner

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