Die Bestien von Belfast
schwarze Flüche …« Milton,
Lycidas
Andy Fleming, ein Experte in seinem Fach als Einbrecher, hatte sich selbst stets zur Crème de la Crème freischaffender krimineller Unternehmer gezählt. Er gehörte der alten Schule an, für die ein Einbrecher immer nur so gut ist wie sein Werkzeug – ohne das man, wie American Express, nie das Haus verlassen sollte –, und so nahm Andy jetzt ein Nachtsichtfernglas der Marke Bushnell aus seiner Tasche mit allem möglichen Zubehör. Es fühlte sich leicht und kompakt in seinen Händen an.
Geduld war eine Tugend – doch in Andys Fall auch eine Lebensgrundlage –, und so blickte er aus seiner hohen Warte nach unten auf das verlockende, wenn auch düstere Haus mit seinem Schirm geduckter Bäume.
Andy war aus Dublin nach Belfast gekommen, um einen alten Freund zu besuchen, und hatte das große Haus durch reinen Zufall an einem Nachmittag zwei Wochen zuvor entdeckt. Er hatte sich verfahren und an einer Tankstelle erkundigt, war dann fälschlicher Weise links abgebogen und hatte einen Weg eingeschlagen, der zehn Minuten später, weiter südlich, in einer wenig besiedelten Gegend am Stadtrand und einen Steinwurf vom malerischen Scenic Hill entfernt, sich paradoxerweise als der richtige entpuppte.
Andy, der aus tiefster Seele an das Schicksal glaubte, prägte sich die Lage des Hauses ein, um es bei nächster Gelegenheit auszuspionieren und alle erforderlichen Informationen zu sammeln.
Jetzt sah Andy zum siebten Mal – sieben war seine Glückszahl – auf die phosphoreszierenden Zeiger seiner Uhr und beschloss, dass es an der Zeit für den Zugriff war. Es ging auf Mitternacht zu; im Haus hatte sich seit annähernd drei Stunden nichts mehr bewegt.
Er nahm sein Werkzeug und schlich verstohlen und katzenhaft auf allen vieren nach unten; vorher legte er sich noch eine Nitroglyzerintablette unter die Zunge, um das Gefühl zu lindern, als säße ihm ein Elefant auf der Brust. Im Lauf der Jahre hatte der Stress Andys Gesundheit angegriffen, doch da er weder in den Genuss einer Betriebsrente noch einer Pension kommen würde, sah er in diesem Abschnitt seines Lebens nicht die Möglichkeit einer beruflichen Neuorientierung.
Schatten huschten über Andys knochiges Gesicht, als er, keine zwei Minuten von seinem Beobachtungsposten entfernt, das Haus in seiner verlockenden Schönheit zum Greifen nahe vor sich sah.
Neben einem uralten Baum stand ein windschiefes »Betreten Verboten«-Schild, das von einer Handvoll Rost blutender Nägel zusammengehalten wurde.
Andy neigte den Kopf und sondierte die Herausforderung, die sich ihm bot. Ein blaues Hinweisschild auf ein Einbruchmeldesystem prangte gut sichtbar an der Kabelschiene des Hauses.
Er nahm schnell einen kleinen Behälter Elastoplast-Sprühverband aus der Tasche und sprühte sich die Hände ein. Keine Minute später waren seine Hände von einem transparenten Film überzogen. Andy liebte den Erfinder dieses genialen medizinischen Sprays, seit er es zum ersten Mal rein zufällig in seiner ortsansässigen Apotheke entdeckt hatte. Andy Fleming würde nie wieder hinderliche Handschuhe tragen.
Sorgsam darauf achtend, dass er keine Werkzeugabdrücke hinterließ, schnitt Andy einen Draht in der Tasche zurecht, formte ihn zu einem Fragezeichen und grinste hämisch, weil er den Alarm so einfach ausschalten konnte. Andy staunte immer wieder darüber, dass Hausbesitzer für alle sichtbar mit ihren Alarmsystemen prahlten. Falls sie der Abschreckung dienen sollten – ihn hatten sie nie abgeschreckt.
Drei Arten von Einbrechern machten heutzutage die Straßen unsicher – Opportunisten, Herumtreiber und Profis –, und Andy zählte sich stolz und ganz eindeutig zu den Letzteren. Unter den Berufseinbrechern gehören wiederum zwei Arten zur herrschenden Klasse: Heuschrecken und Heckenschützen. Heuschrecken arbeiteten im Team, räumten Häuser völlig leer und hinterließen nichts als ausgeplünderte Heime. Gefährlich machte Heuschrecken, dass sie keine Angst hatten. Man brauchte Nerven wie Drahtseile, um kaltblütig in das Haus eines anderen einzudringen und dort zu bleiben, bis es vollkommen ausgeräumt war. Und da Heuschrecken keine Angst kannten, reagierten sie meist auch sehr viel aggressiver, wenn man sie überraschte. Manchmal konnte das unerwartete Zusammentreffen mit einer Heuschrecke tödlich enden.
Andy hatte Heuschrecken stets verabscheut, da sie das Gewerbe seiner Meinung nach in Verruf brachten. Ein Heckenschütze wie Andy dagegen
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