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Die Bestien von Belfast

Die Bestien von Belfast

Titel: Die Bestien von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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meinst.«
    »Hör zu, wenn sonst nichts anliegt, gehen wir wieder«, sagte Wilson und zog den Mantel enger.
    »Weiß man Genaueres darüber, wie es passiert ist?«, fragte Karl.
    Wilson zuckte die Achseln. »Keine Offenbarungen als solche. Nachbarn haben seinen Hund gehört, der offenbar wie verrückt gebellt hat. Dann Stille. Anscheinend hat der Eindringling dem Hund die Kehle durchgeschnitten. Ein paar Minuten später Schüsse. Sein Leichnam lag mit Kugeln gespickt unter dem Bett. Er hatte so viele Feinde, da dürfte es schwierig, wenn nicht unmöglich werden, überhaupt irgendwo einen Ansatz zu finden. Er war nicht gerade beliebt. Aber das weißt du ja bereits.« Wilson sah Karl vorwurfsvoll an.
    »Was willst du damit wieder sagen?«
    »Du weißt, was ich sagen will. Mit Abschaum wie Brown solltest du dich wirklich nicht einlassen.«
    »Wir können nicht alle der Henker sein, Wilson. Ich bin kein Richter, nur ein Privatermittler, der versucht, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen und in dieser Welt zurechtzukommen. Jemand braucht meine Hilfe? Ich versuche, sie ihm zu geben, vorausgesetzt, er kann mich bezahlen. Scheiße, wenn du mal in Schwierigkeiten steckst, würde ich sogar in Erwägung ziehen, selbst dir zu helfen.«
    Wilson schüttelte den Kopf und steckte die Hände in die Manteltaschen. Die Kälte machte sich beißend bemerkbar. »Wir müssen gehen. Wenn wir was rausfinden, lass ich es dich wissen. Aber vergiss nicht: Der Informationsstrom sollte stets in beide Richtungen fließen.«
    »Quidproquo war mein Pfadfindermotto, Sir«, sagte Karl und salutierte mit zwei Fingern.
    Karl wartete ab, bis Wilson und Cairns in der Ferne verschwunden waren, dann schlich er vorsichtig wieder in das Gebäude hinein und schritt abermals hastig den Flur entlang. Die Lichter waren jetzt gedämpft – hoffentlich ein Beweis dafür, dass sich Hicks’ junger Assistent in Abwesenheit seines Chefs nach oben in die Cafeteria geschlichen hatte.
    Wenige Sekunden später betrat Karl erneut Hicks’ Reich und suchte eilig nach Chris’ Habseligkeiten. Fünf lange Minuten später fand er sie schließlich in einem Pappkarton unweit der Leiche.
    Als Karl den Karton mit flinken Fingern durchwühlte, tastete er Chris’ Kleidung ab und überprüfte für alle Fälle eine Jeans, eine Unterhose und ein Paar Socken. Er durchsuchte die Innentasche einer Nike-Jacke. Da fand er einen Schlüssel und hoffte und fürchtete zugleich, dass es der richtige wäre, während er sich fragte, warum um alles in der Welt er sich in diesen Wahnsinn hineinziehen ließ.
    »Mister Kane …?«
    Erschrocken ließ Karl den Schlüssel fallen. Drehte sich hastig um.
    »Detective Lewis …? Was … was machen Sie denn in diesen finsteren Gewölben?« Karl fühlte sich, als würde sein Gesicht brennen.
    Jenny Lewis wirkte so erschrocken wie Karl. Sie hielt einige Dokumente in die Höhe. »Ich … ich wollte Mister Hicks fragen, ob es in Ordnung geht, dass ich ein paar Fotokopien mache. Unser Kopierer oben liegt gewissermaßen im Sterben.«
    Karls Herz raste. »Also, meinen Segen haben Sie. Mister Hicks ist heute nicht da.«
    Jennys Gesicht nahm einen verwirrten Ausdruck an. »Dürfen Sie überhaupt hier rein? Ich dachte, für alle Zivilisten wäre der Zutritt verboten.«
    »Also, ehrlich gesagt, genau genommen bin ich kein Zivilist. Mehr ein halber Polizist. Die sind sich noch nicht einig, in welche Schublade sie mich genau stecken sollen. Jedenfalls hat mich Wilson gebeten herzukommen. Es hat sich sonst niemand gefunden, um Chris Browns Leichnam zu identifizieren.«
    Jenny blickte über Karls Schulter zu dem zugedeckten Leichnam.
    »Ein grauenhafter Mord, Mister Kane. Oben reden alle darüber.«
    »Kann ich mir vorstellen. Ich nehme an, Polizisten haben nicht so viele Themen – ausgenommen
Coronation Street
und
Emmerdale

    »Ehrlich gesagt scheint kaum einer Mitleid mit Chris Brown zu haben. Die machen Witze darüber, dass er auf der Flucht vor seinem Mörder wohl einen Platten hatte«, sagte Jenny mit schwer zu deutendem Gesichtsausdruck.
    »Sehr lustig. Kranke Pisser. Als er noch als Informant für sie gearbeitet hat, haben sie ihn etwas mehr geachtet. Ziemlich heuchlerisch, finden Sie nicht auch?«
    Jennys Antwort fiel unbestimmt aus. »Ich weiß nicht. Ich versuche nur, keinem auf die Füße zu treten. Was die da oben anbelangt, bin ich immer noch Persona non grata. Ich kriege auch so schon genug ab.«
    »Verstehen Sie mich nicht falsch, Jenny, aber

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