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Die Bestien von Belfast

Die Bestien von Belfast

Titel: Die Bestien von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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angewiderten Stoßseufzer von sich.
    »Monate? Und da kommen Sie erst heute zu mir?«
    »Was soll ich sagen? Hätte ich gewusst, dass es so angenehm wird, wäre ich sofort gekommen. Bedauerlicherweise war ich zu sehr beschäftigt mit meinen …«
    »Zu beschäftigt, auf Ihre Gesundheit zu achten?«
    »Jetzt übertreiben Sie nicht. Ich dachte, kein Grund, sich den Arsch aufzureißen«, sagte Karl.
    »Wie witzig. Nicht besonders geistreich, aber nicht unwitzig.
    Plötzlich ertönten gedämpfte Klänge in dem Behandlungsraum. Die Titelmelodie von
Rockford.
    »Merkwürdig«, sagte Jim. »Ich dachte, ich hätte das Radio ausgeschaltet.«
    »Oh, pardon«, sagte Karl, der sich krümmte. »So was findet Naomi witzig. Das ist mein Handy in der Manteltasche. Lassen Sie es einfach läuten.«
    »Seien Sie nicht albern«, sagte Moore, streckte den freien Arm aus und fischte das Telefon aus Karls Mantel am Garderobenständer. Er gab Karl das Handy. »Gehen Sie ran. Vielleicht hören Sie dann mal für einen Moment mit dem Gewimmer auf.«
    Karl drückte auf den Knopf. »Hallo? Prima, Naomi. Ja, ich bin gerade beim Onkel Doktor. Nein, du willst ganz sicher nicht wissen, was ich im Moment gerade mache. Was? Mach dich nicht lächerlich. Wenn du mir nicht traust … Hör auf, Naomi! Okay, okay. Augenblick, bitte.« Karl hielt Jim linkisch das Telefon hin. »Sagen Sie bitte was. Sagen Sie Naomi, wo ich bin – aber bitte nicht, was Sie gerade machen.«
    Jim ließ den Finger unerbittlich in Karls Rektum. »Hallo? Ja, hier ist Jim, Naomi. Natürlich benimmt er sich. Ja, er genießt jeden Augenblick in vollen Zügen.« Ein kurzes, wieherndes Lachen Jims. »Ich bin sicher, dass er Ihnen nachher alles erzählt. Ja. Gern geschehen. War nett, mit Ihnen zu plaudern.« Jim gab Karl das Telefon zurück.
    »Das ist
nicht
witzig, Naomi. Ich muss jetzt los. Da klopft jemand an die Hintertür. Hmm. Das weiß ich. Ich dich auch. Tschüs«, sagte Karl und beendete das Gespräch. »Frauen. Ich kann mich ihrer einfach nicht erwehren, Jim.«
    »Eine reizende Person. Und so besorgt um Sie. Wo haben Sie sich eigentlich kennengelernt?«
    »Im John Hewitt Pub. Ich war dort, um dem Vortrag von zwei Schriftstellern beizuwohnen, wie man es schafft, veröffentlicht zu werden, aber am Ende haben sie den größten Mist verzapft, den ich je gehört habe. Hab mich schwer betrunken und einem der beiden eine gelangt, als er anfing, ich würde seinen Vortrag stören, und …«
    »Was Sie natürlich nie tun würden.«
    »Natürlich nicht. Jedenfalls war Naomi extra von Derrybeg hergekommen …«
    »Ah, das wunderschöne Donegal.«
    »Wollen Sie das nun hören oder nicht?«
    »Bitte fahren Sie fort.«
    »Sie bekam mit, wie einer der Barkeeper die Polizei rief, und schaffte mich raus, barmherzige Samariterin, die sie ist. Der Rest ist, wie man so sagt, Geschichte.«
    »Und so gelangte sie am Ende in Ihre schändlichen Krallen?«
    »Ich breitete einfach die Arme aus, und sie fiel buchstäblich hinein. Natürlich waren mein Charisma, mein gutes Aussehen und mein Geld nicht hinderlich. Und wenn nicht …« Die
Rockford
-Titelmelodie erklang erneut. Karl warf einen Blick auf das Display seines Handys. Ein kryptischer Text:
Du. Chrchr. Hb  8 ! Wo Cnd?
»Nicht du schon wieder.«
    Jim beugte sich – den Finger immer noch fest in Karl – über das Telefon. »Was um alles in der Welt soll das heißen?«
    »Ich muss doch bitten! Sie haben mir die Jungfräulichkeit genommen, und jetzt gönnen Sie mir auch keine Privatsphäre mehr?«, sagte Karl und klappte lautstark das Handy zu. »Sind wir bald fertig – aaah!«
    »Ja, wir sind fertig. Sie können sich wieder anziehen«, antwortete Jim und zog den Finger heraus, an dem ein winziges Klümpchen blutiger Stuhl klebte.
    »Und? Was sagen Sie?«, fragte Karl, der sich die Hose über die verschwitzten Beinen zog.
    »Sie haben alle klassischen Symptome von Hämorrhoiden, aber um ganz sicherzugehen, lasse ich diese Probe analysieren.«
    »Was? Deswegen das ganze Theater? Hat doch so gut wie jeder. Oder nicht?« Karls Magen verkrampfte sich.
    »Hämorrhoiden sind weit verbreitet, das stimmt. Meisten nur eine Unannehmlichkeit, die schnell wieder verschwindet. Ich möchte nur mit Sicherheit ausschließen, dass es sich nicht um etwas anderes handelt.«
    »Zum Beispiel Krebs?«, fragte Karl. Er hatte es fertiggebracht, das grässliche Wort auszusprechen, und es war ein beängstigendes Wort, wenn man es so klar und deutlich

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