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Die Bestien von Belfast

Die Bestien von Belfast

Titel: Die Bestien von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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Gericht«, sagte Wilson, der Karl und Cairns einen schmalen Flur entlang begleitete. »Wir müssen uns nur mit seinem Assistenten herumärgern. Irgendein Bengel von der Schule, der ein Praktikum macht. Wirklich ein netter Ort für praktische Erfahrungen.«
    »Sie sind so still, Cairns«, sagte Karl und warf dem Detective einen Blick zu. Ein hässlicher Ausschlag verunzierte das Gesicht des jungen Mannes. »Hübsche Farbe. Sieht so aus, als hätten Sie und Wilson ungeschützten Sex gehabt.«
    »Lecken Sie mich, Kane«, fuhr Cairns ihn an.
    »Nein, schönen Dank, das können Sie sich für Bulldog aufheben. Apropos, es muss doch schrecklich schwierig für eine Puppe sein zu sprechen, wenn der Bauchredner nicht dabei ist. Wo ist denn der getreue Bluthund?«
    »Wieso musst du andauernd Leute aufziehen?«, fragte Wilson.
    »Wenn jemandem ein Schlüssel aus dem Arsch ragt, kann ich einfach nicht anders«, entgegnete Karl.
    Hicks’ Bunker glich einem Kühlschrank, in dem der Gestank von Desinfektionsmitteln und kaltem Fleisch allgegenwärtig war. Obwohl sich Karl vor dem Besuch mit ein paar Gläsern Hennessy gewappnet hatte, graute ihm vor der anstehenden Begegnung mit dem Tod.
    Kaum hatten sie den Raum betreten, nickte Wilson Hicks’ Assistenten zu. Der junge Mann schlug die Decke zurück und entblößte, was darunter lag.
    »Oh, Scheiße …«, entfuhr es Karl, der vor der Leiche zurückwich. »Das ist ja nur eine blutige Masse …«
    »Ganz ruhig, Kane«, riet Wilson. »Sieh genau hin. Wir müssen das jetzt erledigen.«
    »Ha! Jetzt werden Sie kleinlaut, Kane«, sagte Cairns und lächelte rachsüchtig. »Schätze, das ist der Schlüssel, der aus Ihrem Arsch rausguckt.«
    »Es reicht, Cairns«, befahl Wilson. »Und, Kane? Ist er es, oder ist er es nicht?«
    Chris’ ausgezehrte Beine glichen dürren Ästen; sie waren in defensiver Haltung bis zur Brust hochgezogen und wie zwei knochige Z geformt. Sein Gesicht war nur noch ein breiiger Klumpen und erinnerte an eine bildliche Darstellung aus Grays
Anatomie des menschlichen Körpers.
Geronnenes Blut bildete das Siegel über einer klaffenden Öffnung, die ein Auge gewesen sein könnte. Unter dem Rot, Schwarz und Blau wirkte die Haut fast durchscheinend weiß. Eine vorstehende Unterlippe und ein Kinn waren mehr oder weniger der einzige Beweis dafür, dass es sich einmal um ein menschliches Gesicht gehandelt hatte.
    Karl würgte.
    »Und?«, fragte Wilson ungeduldig. »Ist er es, oder nicht?«
    Der Leichengestank drang in Karls Kehle und nahm ihm den Atem. Er betrachtete den Leichnam erneut. Die Armmuskulatur war verschwunden, aber die Tätowierungen waren noch da, nur dunkler, wie Zeichnungen auf Luftballons, wenn man die Luft rauslässt. Das einst so einschüchternde Heavy-Metal-Skelett sah jetzt so bedrohlich wie ein Spatz ohne Federn aus.
    »Ja … Das ist er … Nicht das Gesicht … die Tätowierungen. Ich erkenne die Tätowierungen.«
    »Bist du ganz sicher?«
    »Das ist hier keine Scheißquizsendung«, sagte Karl und versuchte, seinen Zorn über Wilsons scheinbare Gleichgültigkeit zu verbergen. »Ich bin so sicher, wie es geht. Reicht das jetzt, Scheiße noch mal?«
    Wilson nickte dem Assistenten zu. Das Tuch wurde wieder über den Toten gebreitet.
    Ein paar Minuten später sagte Karl, draußen an der wunderbar frischen Luft: »Als du mir gesagt hast, er wäre erschossen worden, war mir nicht klar, wie sehr erschossen. Armer Kerl.«
    »Ich habe schon Schlimmeres gesehen, und ich an deiner Stelle würde mein Mitleid für den guten Mann in Grenzen halten«, konterte Wilson. »Heroin und Mord. Vergiss nicht, Chris Brown hat eine Menge Leute ins Jenseits befördert.
Er
kannte kein Mitgefühl für die Menschen, die er ermordet hat.«
    Karl spuckte aus, um den Geschmack von totem Fleisch im Mund loszuwerden. »Du bist ein hartherziges Aas, genau wie deine Schwester. Muss in der Familie liegen.«
    »Nicht den Ton dem Boss gegenüber, Kane«, mahnte Cairns naserümpfend.
    »Sie haben recht, Cairns«, sagte Karl. »Viel zu freundlich. Und halten Sie sich aus meinen Gesprächen raus.«
    Wilson sah auf die Uhr, als würde er sich langweilen. »Ich danke dir jedenfalls, dass du hergekommen bist. Das hat uns eine Menge Papierkram erspart.«
    Karls Gesicht lief rot an. »Papierkram? Ein Mann wird zu Klump geschossen, und hier geht es nur um Papierkram? Damit du deinen Boss glücklich machst?«
    »Du weißt, was ich meine.«
    »Klar. Ich weiß nur zu gut, was du

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