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Die Bestien von Belfast

Die Bestien von Belfast

Titel: Die Bestien von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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auftreiben kann, aber ich habe Sie gewarnt«, sagte Jenny lächelnd. »Dann können Sie mir von Ihrem Ausflug erzählen und was Sie um diese nachtschlafende Zeit hierher verschlagen hat. Ich bin sicher, das wird interessant.«
    Karl versuchte, ebenfalls zu lächeln, doch seine Gesichtsmuskeln wollten nicht so recht gehorchen, als wären die Stiche zu straff.
    Während Jenny Kaffee machte, sah er sich in der großen Küche um und versuchte, sich von den Fragen abzulenken, die ihm auf der Zunge brannten. Er sah zu der Schrotflinte, die auf dem Tisch gegenüber lag. Zwei hohle Augen erwiderten trotzig seinen Blick.
    »Hübsches Haus haben Sie hier, Jenny. Ihres?«
    Jenny sah ihn ganze zwei Sekunden an, bevor sie antwortete. »Als ob ich mir von meinem Gehalt so ein Haus leisten könnte. Es gehört meiner Mutter. Sie ist oben im Bett. Sie fühlt sich gerade nicht wohl.«
    »Das tut mir leid«, sagte Karl. »Ich hoffe, ich habe sie nicht gestört.«
    »Das glaube ich kaum. Sie steht unter Medikamenten.«
    »Hoffentlich nichts Ernstes?«
    »Eine chronische Krankheit.« Sie brachte zwei Miniaturflaschen Drambuie zum Vorschein und stellte sie auf den Tisch. »Tut mir leid, etwas anderes habe ich nicht. Gratisproben aus dem Flugzeug.«
    »In einer Nacht wie dieser ein Geschenk Gottes.«
    Sie stellte eine Tasse dampfenden Kaffee auf den Tisch. »Vorsicht, er ist sehr heiß«, sagte sie.
    Karl goss einen ordentlichen Schuss Drambuie in den Kaffee. »Dram buidheach!«
    Plötzlich erbleichte Jenny.
    »Sie keinen?«, fragte Karl.
    »Nein … es … es ist zu spät für Alkohol, und Koffein hält mich wach. Dafür schlafe ich zu gern.«
    »Man sagt, es bringt Unglück, wenn man einen Drambuie ausschlägt, der einem angeboten wird. Ich wünschte nur, mich würde ausschließlich Koffein wach halten«, sagte Karl, trank und genoss es, wie sich die Wärme der Flüssigkeit in seinem abgekämpften Körper ausbreitete. »Hmm. Der ist gut. Sie müssen mir das Rezept geben, bevor ich gehe.«
    Jenny nahm ihm gegenüber am Tisch Platz. »Vielleicht können Sie mir jetzt verraten, was das alles zu bedeuten hat, Mister Kane?«
    »Ich dachte mir, Sie würden mich als Erstes fragen, wie ich Ihre Adresse herausgefunden habe, wo doch diese hier nicht in Ihrer Akte steht.«
    »Sie haben sich meine Akte angesehen? Warum?« Plötzlich wirkte Jennys Gesicht verkniffen, ihre Lippen wie ein Strich. »Steckt Wilson dahinter?«
    Karl schüttelte den Kopf. »Ich habe mir die offizielle und die inoffizielle Akte über Sie angesehen. Bitte entschuldigen Sie meine Schnüffelei, aber ich dachte mir, ich müsste etwas gründlicher recherchieren, nachdem mir etwas bei den Todesanzeigen aufgefallen ist.« Karl holte ein Stück Papier aus der Innentasche seines Mantels und faltete es sorgfältig auseinander. »Das stand vor einer Woche in der Zeitung: die Meldung, dass Franco Lodovico gestorben ist, ein pensionierter Professor der Medizin der Queen’s University. Der bedauernswerte Mann erlag einem Herzinfarkt. Sie wissen vermutlich bereits, dass Hicks momentan einen Medizinstudenten hat, der ihn unterstützt?«
    »Was hat das mit Ihrem Besuch hier zu tun?«
    »Der junge Mann hatte das Glück, bei Professor Lodovico zu studieren. Es ist noch nicht so lange her, da habe ich eine recht interessante Unterhaltung mit dem jungen Mann geführt. Er erzählte mir, dass kürzlich ein Feuer im Labor ausgebrochen wäre, das ein unachtsamer Student von Professor Lodovico verursacht hatte. Glücklicherweise konnte Professor Lodovico alle evakuieren, bevor einer der jungen Leute zu Schaden kam. Der Raum selbst freilich war nicht mehr zu retten, er wurde praktisch vollkommen zerstört. Alles, wie es scheint, außer einer kleinen Menge Phosgen, das wie durch ein Wunder erhalten blieb, aber mehr als zwei Monate später bei einem Mord in einem Schlafzimmer wieder auftauchte.«
    »Warum erzählen Sie mir das alles, Mister Kane? Und was ist Photo … Photogen?«
    »Phosgen. Hatte ich auch noch nie gehört. Ich will jetzt nicht ins Detail gehen, sondern nur sagen, dass es ziemlich tödlich ist und definitiv nicht bei Zahnschmerzen angewendet werden sollte, oder gegen, Gott behüte, dass man sie je bekommt, Hämorrhoiden.«
    »Sind Sie fertig mit Ihrer Geschichte?«, fragte Jenny, der der Zorn ins Gesicht geschrieben stand.
    »Bitte haben Sie noch etwas Geduld, Jenny. Es ist eine recht interessante Geschichte. Anscheinend war Professor Lodovico ein angesehener und beliebter Mann,

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