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Die Bestien von Belfast

Die Bestien von Belfast

Titel: Die Bestien von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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gerade noch rechtzeitig, als es sich einer Beute näherte, die die Tiere in die Enge getrieben hatten. Die Mastiffs gingen als Sieger aus dem Kampf hervor, doch das hatte seinen Preis. Zwei waren so schwer verwundet, dass man sie noch vor Ort erschießen musste. Meinem Vater brach das Herz, aber was er an diesem Tag sonst noch sah, vergaß er nie wieder. Er hatte in seinem Leben viel Schreckliches gesehen, aber nichts von dem hatte ihn auf das vorbereitet, was er fand. Die Frau war kaum noch als Mensch zu erkennen – Hunde, menschliche Bestien, hatten sie wie Abfall weggeworfen und liegen lassen, da sie sie für tot hielten. Sie haben sie vergewaltigt und gefoltert.«
    Karl zog sich der Magen zusammen.
    »Warum hat Ihr Vater nicht einfach die Polizei gerufen?«
    »Das konnte er nicht. Mein Vater hatte selbst Geheimnisse. Bevor er sich hier als angesehener Arzt niederließ, hatte er in seiner italienischen Heimat illegal Abtreibungen durchgeführt und wurde dort von den Behörden gesucht. Er war jung und hatte Angst, die Vergangenheit könnte ihn einholen, sollte er die Polizei informieren. Außerdem hatte er das Können und das Wissen, meine Mutter wieder gesund zu pflegen. Umso mehr, als die Frau ihm versicherte, die Angreifer würden zurückkehren, um sich zu vergewissern, dass sie tot war – und dass sie Verbindungen zu Polizei und Gefängnispersonal hätten. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sie so schnell es ging da wegzuschaffen. Und sie behielt recht. Sie kamen zurück, wie Hunde zu ihrer eigenen Kotze.«
    Draußen schien die Nacht noch dunkler geworden zu sein. Karl kamen Zweifel, ob sein Besuch klug gewesen war. Ein neuerlicher Schauer lief ihm über den Rücken, und er stellte sich Tom Hicks vor, der über Karls nackter Leiche stand und Stücke aus ihr herausschnitt.
    »Woher stammen die Fotos, Jenny?«, fragte Karl, um den morbiden Gedanken schnellstens aus seinem Kopf zu verdrängen.
    »Ein Freund meines Vaters, ein Amateurfotograf, wollte Fotos von den wilden Hunde für die Lokalzeitung machen. Ich werde seinen Namen nicht nennen, da er noch lebt und durchaus angesehen ist. Er besaß nicht nur den Mut und die Umsicht, die Bande zu fotografieren, als sie zurückkehrte, er verteilte auch Tierblut und Fleischfetzen am Tatort, um den Anschein zu erwecken, wilde Tiere hätten dort gewütet. Die zerfetzten Kadaver der wilden Hunde haben ihren Zweck erfüllt.«
    »An welcher Stelle kommt Ihre Mutter dabei ins Spiel, und McCully und so weiter?«
    Zum ersten Mal bemerkte Karl eine gewisse Unsicherheit an der so selbstsicheren Jenny Lewis.
    »Meine Mutter saß wegen Drogenbesitzes im Gefängnis. Sie war sehr jung und dumm. Die Bande nutzte ihre Sucht aus und verlieh sie und andere Frauen wie ein Stück Fleisch an den Höchstbietenden, indem sie ihnen versprachen, sie würden früher entlassen werden und so viel Drogen bekommen, wie sie wollten. Daran war nur eines wahr …«
    Karl registrierte, wie ruhig sie diese schreckliche Geschichte zum Besten gab.
    »Es tut mir leid, Jenny.«
    »Eines Nachts erzählte sie einer anderen Frau im Gefängnis, dass sie es satthabe, Sex gegen Drogen zu tauschen, und fliehen wolle, wenn sie das nächste Mal an einen Freier ›vermietet‹ würde. Die Gefangene, die meine Mutter einweihte, verkaufte diese Information für eine Extraration Drogen an die Aufseher. Sie können sich vorstellen, wie die darauf reagierten, dass jemand darüber nachdachte, zu fliehen und womöglich zu enthüllen, was im Gefängnis vor sich ging …«
    »Ich bin sicher, sie waren
not amused

    »Wenn die Sache auch irgendetwas Gutes hatte, dann, dass mein Vater und meine Mutter sich sonst nie ineinander verliebt hätten. Und vermutlich wäre ich dann nie geboren worden.«
    »Sie haben mir die Nachrichten geschickt, weil Sie fürchteten, ich würde Ihnen durch Zufall in die Quere kommen. Oder nicht? Sie hofften, die Nachrichten würden mich ablenken.«
    »Es gab Zeiten, da stolperten wir förmlich übereinander, so nahe waren Sie mir. Ich konnte nicht riskieren, dass Sie es herausfinden.«
    »Ihr Vater hat Ihnen geholfen, McCully zu töten. Richtig?«
    »Das ist ohne Belang, Mister Kane.«
    »Ich habe mir das Filmmaterial von CCTV angesehen, das von dem Gebäude in der Nacht des Mordes. Und mir ist etwas Bemerkenswertes aufgefallen.«
    »Tatsächlich?« Jennys Gesicht blieb ausdruckslos.
    »Man sah gar nichts. Nahezu perfekt, als ob die Person oder Personen, die McCully ermordeten, die toten Winkel

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