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Die Bestien von Belfast

Die Bestien von Belfast

Titel: Die Bestien von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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hielt ein weiteres Haar zwischen Daumen und Zeigefinger. »Das habe ich vor nicht einmal fünfzehn Minuten aus Ihrem Pullover gezupft, während Sie meine Verletzung versorgt haben. Ich bin sicher, es passt zu einem der Haare in dem Tütchen.«
    Karl wahrte eisern sein Pokerface, da er von Hicks wusste, dass das Schamhaar ohne Wurzel oder Follikel so gut wie nutzlos war.
    Sie lächelte gezwungen. »Sehr geschickt, Mister Kane. Sie wären ein guter Taschendieb. Aber selbst wenn Ihre Hirngespinste wahr wären, hätten Sie die Beweismittel kontaminiert. Vor Gericht würde man Sie auseinandernehmen.«
    »Kontamination ist eine der unvorhersehbaren Gefahren, die der Job mit sich bringt, aber nicht die unangenehmste. Diese spezielle Ermittlung hat mich auf eine sehr finstere Reise geführt, zu unangenehmen Leuten, die die unangenehmsten Dinge tun.«
    Bange verfolgte Karl, wie Jenny aufstand und zum Küchentresen ging. Sie strich mit den Fingern über die Metallschnauze der Schrotflinte, was Karl einen Schauer über den Rücken jagte. Sie verharrte scheinbar eine Ewigkeit mit den Fingern an der schweren Waffe, bis sie sich dem Hängeschrank direkt über ihrem Kopf zuwandte. Plötzlich hielt sie ein großes Kuvert in der Hand. Sie legte es direkt neben Karls Tasse.
    »Öffnen sie es, wenn Sie wollen«, verkündete Jenny.
    Gehorsam nahm Karl den Inhalt heraus: mehrere Fotografien. Schwarz-Weiß. Eine Gruppe junger Männer, verschiedene Schnappschüsse. Er betrachtete die einzelnen Fotos nacheinander, ohne zu wissen, wonach er suchen sollte. Wer waren die Männer? Was machten sie? Die Fotos schienen alt, aber erstaunlich gut erhalten zu sein. Die Personen waren jedoch recht weit entfernt, sodass man sie kaum genau erkennen konnte. Erkennbar war – selbst für Karls ungeübtes Auge –, dass offenbar alle Fotos mit einem Zoom aufgenommen worden waren.
    »Erkennen Sie jemanden?«, fragte Jenny und nahm wieder gegenüber von Karl Platz.
    »Das sind sehr alte Fotos«, sagte Karl und fächerte sie auf dem Tisch auf wie ein Pokerblatt. »Nein, kann ich nicht sagen.«
    »Diesen Mann hier?« Jenny klopfte auf ein Foto unter Karls linker Hand. »Erkennen Sie ihn nicht?«
    Der Mann wirkte leicht arrogant, mit nervösem Blick. Er starrte Karl direkt an. Das Bild wirkte beunruhigend.
Ist das …?
    »Scheiße …«, sagte Karl flüsternd. »Etwas dünner, volleres Haar, jünger, aber zweifellos handelte es sich um Bill Munday – oder William McCully, wie sich herausgestellt hatte.«
    »Zehn von zehn Punkten, Mister Kane.«
    »Was ist so wichtig an diesen Fotos? Und was hat McCully darauf zu suchen?«
    »Erkennen Sie einen der anderen?«, fuhr Jenny fort, ohne Karls Frage zu beachten.
    Karl betrachtete die Fotos gründlicher und suchte nach Hinweisen. »Nein.«
    »Den hier?«
    Karl zuckte die Achseln. »Nein, da müsste ich lügen.«
    »Das ist Wesley Milligan.« Jenny zeigte auf einen anderen. »Was ist mit dem hier, der so widerlich grinst?«
    »Ich erkenne lediglich McCully, aber ich lehne mich mal aus dem Fenster und wage eine Vermutung. Vielleicht Joseph Kerr?«
    Jenny nickte. »Genau der. Die andere Kreatur neben dem Stein, unter dem sie hervorgekrochen sind, ist Donaldson.«
    »Ich habe leider nur Mister Donaldsons Hand gesehen. Anhand einer Hand kann man einen Mann kaum identifizieren, so handlich sie auch sein mag.«
    »Ich mag Sie, Mister Kane, Ihren ätzenden Humor, aber nicht, wenn er gemein wird. Das steht Ihnen nicht.« Bei Jennys Tonfall stellten sich Karls Nackenhaare auf. Eine Warnung.
    »Sie haben mir immer noch nicht verraten, was die Männer auf den Fotos verbindet, Jenny.«
    Jenny sortierte die Fotos, bevor sie sie wieder in den Umschlag steckte. Erst, als sie verstaut waren, fuhr sie fort. »Mein Vater und sein bester Freund waren nicht weit von unserem Grundstück entfernt mit ihrem Rudel Mastiffs auf der Jagd. Die Medien überschlugen sich mit Meldungen über eine Meute wilder Hunde, die aus dem Bellevue Zoo entflohen waren. Die Hunde hatten zwei Menschen getötet, und mein Vater beschloss, sie zu jagen.«
    »An die Geschichte erinnere ich mich vage«, sagte Karl und trank einen großen Schluck des mit Alkohol versetzten Kaffees. »Seltsamerweise stand letzte Woche in der Zeitung, dass ein paar Wildscheine aus demselben Zoo entflohen seien.« Ein Eiszapfen lag auf Karls Wirbelsäule. Er hasste unheimliche Zufälle.
    »Es dauerte nicht lange, bis die Mastiffs die wilden Hunde aufspürten. Sie stellten das Rudel

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