Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition)
bin, aber ich bin bereits auf dem Weg hinaus. Ich schaue noch einmal über die Schulter, bevor ich gehe, und sehe ein leichtes Lächeln auf Nitas Gesicht.
4 0 . Kapitel
Tobias
Amar stimmt zu, uns zu helfen, in die Stadt zu kommen, ohne dass er groß überredet werden muss. Er ist erpicht auf ein Abenteuer, genau wie ich es vorhergesehen habe. Wir vereinbaren, uns an diesem Abend zum Essen zu treffen, um den Plan mit Christina, Peter und George durchzusprechen, die uns helfen werden, an einen Wagen heranzukommen.
Nach dem Gespräch mit Amar gehe ich in den Schlafsaal und liege lange mit dem Kissen über dem Kopf da und gehe in Gedanken ein Skript durch, was ich zu Zeke sagen werde, wenn ich ihn sehe. Es tut mir leid, ich habe getan, was ich für richtig hielt, und alle anderen haben sich um Uriah gekümmert, aber ich dachte nicht …
Menschen betreten den Raum und verlassen ihn wieder, warme Luft strömt durch die Schächte, als die Heizung anspringt und danach wieder ausgeht, und die ganze Zeit über durchdenke ich das Skript, spinne mir Entschuldigungen zusammen und verwerfe sie wieder, wähle den richtigen Ton, die richtigen Gesten. Irgendwann bin ich frustriert und nehme das Kissen vom Kopf und schleudere es gegen die Wand. Cara, die gerade ein sauberes Shirt angezogen hat und es an den Hüften glatt streicht, springt zurück.
» Ich dachte, du schläfst « , sagt sie.
» Tut mir leid. «
Sie fasst sich ins Haar, überprüft, ob wirklich jede Strähne an ihrem Platz ist. Sie ist so umsichtig in ihren Bewegungen, so präzise – ihre Gesten erinnern mich an die Amite-Musiker, die Banjo-Saiten zupfen.
» Kann ich dich etwas fragen? « Ich richte mich auf. » Etwas Persönliches. «
» Okay. « Sie nimmt mir gegenüber auf Tris’ Bett Platz. » Schieß los. «
» Wie hast du es geschafft, Tris zu verzeihen, was sie deinem Bruder angetan hat? « , frage ich. » Vorausgesetzt, du hast ihr verziehen. «
» Hm. « Cara schlingt die Arme um den Oberkörper. » Manchmal denke ich, ich habe ihr verziehen. Manchmal bin ich mir sicher, dass ich es nicht getan habe. Ich weiß nicht – das ist so, als würdest du mich fragen, wie man sein Leben weiterlebt, nachdem jemand gestorben ist. Man tut es einfach, und am nächsten Tag tut man es wieder. «
» Gibt es … irgendeine Möglichkeit, wie sie es dir hätte einfacher machen können? Hat sie irgendetwas getan, was dir geholfen hat? «
» Warum fragst du das? « Sie legt mir eine Hand aufs Knie. » Ist es wegen Uriah? «
» Ja « , antworte ich mit fester Stimme und bewege ein wenig das Knie, sodass ihre Hand herunterfällt. Ich brauche nicht getätschelt oder getröstet zu werden wie ein Kind. Ich brauche ihre hochgezogenen Augenbrauen nicht und ihre sanfte Stimme, um ein Gefühl heraufzubeschwören, das ich lieber für mich behalten würde.
» Okay. « Sie richtet sich auf, und als sie weiterspricht, klingt sie so gelassen wie immer. » Ich denke, das Entscheidende ist, dass sie gestanden hat. Es gibt einen Unterschied zwischen zugeben und gestehen. Zugeben beinhaltet das Herausreden, man sucht Entschuldigungen für Dinge, die man nicht entschuldigen kann; gestehen benennt einfach das Verbrechen in seiner ganzen Schwere. Genau das habe ich gebraucht. «
Ich nicke.
» Und nachdem du es Zeke gestanden hast « , sagt sie, » wäre es gut, wenn du ihn so lange in Ruhe lässt, wie er in Ruhe gelassen werden will. Mehr kannst du nicht für ihn tun. «
Ich nicke wieder.
» Eines noch, Four « , fügt sie hinzu. » Du hast Uriah nicht getötet. Du hast weder die Bombe gezündet, noch hast du den Plan geschmiedet. «
» Aber ich war Teil des Plans. «
» Oh, halt den Mund, ja? « Sie sagt es sanft und lächelt mich dabei an. » Es ist passiert. Es war schrecklich. Du bist nicht perfekt. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Verwechsle deine Trauer nicht mit Schuld. «
Wir bleiben noch einige Momente in der Stille und der Einsamkeit des sonst leeren Schlafsaals, und ich versuche, mich von ihren Worten erreichen zu lassen.
Ich esse mit Amar, George, Christina und Peter in der Cafeteria zu Abend, zwischen der Getränketheke und einer Reihe von Mülleimern. Die Schale Suppe vor mir ist kalt geworden, bevor ich sie aufessen konnte, und in der Brühe schwimmen noch Kräcker.
Amar teilt uns mit, wann und wo wir uns treffen, dann verziehen wir uns in die Nähe des Küchentrakts, damit man uns nicht sieht, und er kramt eine kleine schwarze Schachtel mit Spritzen hervor.
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