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Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition)

Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition)

Titel: Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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sich niemand aufhalten darf.
    » Ich fürchte, Cara ist etwas zugestoßen « , sagt Matthew. » Die Lichter sollten längst ausgeschaltet sein. «
    Ich nicke. Ich spüre, wie sich die Waffe unter meinem ausgebeulten Shirt in meinen Rücken bohrt. Ich hatte gehofft, dass ich sie nicht benutzen müsste, aber wie es scheint, wird mir das nicht erspart bleiben, und selbst dann ist noch längst nicht sicher, dass wir es bis ins Waffenlabor schaffen.
    Ich berühre Caleb und Matthew am Arm und wir bleiben alle drei mitten im Flur stehen.
    » Ich habe eine Idee « , erkläre ich. » Wir teilen uns auf. Caleb und ich laufen zum Labor, während du sie irgendwie ablenkst, Matthew. «
    » Ich soll sie ablenken? «
    » Du hast doch eine Waffe, oder nicht? « , sage ich. » Schieß in die Luft. «
    Er zögert.
    » Mach schon « , sage ich mit zusammengebissenen Zähnen.
    Matthew zieht seine Waffe. Ich packe Caleb am Ellbogen und lotse ihn den Flur hinunter. Über die Schulter beobachte ich, wie Matthew die Waffe hebt und mit ausgestrecktem Arm nach oben schießt, auf eine Glasscheibe direkt über ihm. Sobald der scharfe Knall ertönt, renne ich los und zerre Caleb hinter mir her. Laute Schreie sind zu hören, Glassplitter fliegen durch die Luft und dann rennen Sicherheitsposten an uns vorbei, ohne zu bemerken, dass wir von den Schlafsälen weglaufen und einen Ort ansteuern, an dem wir nicht sein dürften.
    Es ist eigenartig, wie meine Instinkte erwachen und mein Ferox-Training sich bemerkbar macht. Meine Atmung wird tiefer und gleichmäßiger, während wir der Route folgen, die wir am Morgen festgelegt haben. Mein Geist ist schärfer, irgendwie klarer. Ich sehe Caleb an und rechne damit, dass es ihm ähnlich ergeht, aber stattdessen scheint alles Blut aus seinem Gesicht gewichen zu sein, und er atmet stoßweise. Ich halte seinen Ellbogen fest, um ihn zu stützen.
    Unsere Schuhe quietschen auf den Fliesen, als wir um eine Ecke biegen. Vor uns erstreckt sich ein leerer Flur mit einer verspiegelten Decke. Eine Welle des Triumphs schlägt über mir zusammen. Ich kenne diesen Ort. Wir sind jetzt ganz nah. Wir werden es schaffen.
    » Stopp! « , ruft jemand hinter mir.
    Die Sicherheitsposten. Sie haben uns entdeckt.
    » Stehen bleiben oder wir schießen! «
    Zitternd hebt Caleb die Hände. Ich folge seinem Beispiel – und dann sehe ich ihn an.
    Ich spüre, wie sich alles in mir verlangsamt, meine rasenden Gedanken und mein hämmerndes Herz.
    Vor mir sehe ich nicht mehr den feigen jungen Mann, der mich an Jeanine Matthews verraten hat, und ich höre auch nicht mehr die Ausreden, die er mir hinterher aufgetischt hat.
    Jetzt sehe ich den Jungen, der im Krankenhaus meine Hand gehalten hat, als unsere Mutter sich das Handgelenk brach, den Jungen, der mir erklärt hat, dass alles wieder gut werden würde. Ich sehe den Bruder, der mir gesagt hat, ich solle meine eigenen Entscheidungen treffen, und das ausgerechnet am Abend vor der Zeremonie der Bestimmung. Ich denke an all die bemerkenswerten Eigenschaften, die er besitzt – er ist klug und enthusiastisch und aufmerksam, still und ernst und freundlich.
    Er ist ein Teil von mir, wird es immer sein, und ich bin ein Teil von ihm. Ich gehöre nicht zu den Altruan oder den Ferox, ja nicht einmal zu den Unbestimmten. Ich gehöre nicht zum Amt oder der Stadt oder der Zone. Ich gehöre den Menschen, die ich liebe, und sie gehören mir. Sie und die Liebe und Loyalität, die ich ihnen gebe, bestimmen meine Identität weit mehr, als jedes Wort oder jede Gruppe das jemals könnte.
    Ich liebe meinen Bruder. Ich liebe ihn, und er zittert vor Entsetzen bei dem Gedanken an den Tod. Ich liebe ihn, und alles, was ich denke, alles was ich im Geist höre, sind die Worte, die ich vor einigen Tagen zu ihm gesagt habe: Ich würde dich nie zu deiner eigenen Hinrichtung führen.
    » Caleb « , sage ich. » Gib mir den Rucksack. «
    » Was? « , fragt er.
    Ich schiebe die Hand unter die Rückseite meines Shirts, greife nach meiner Waffe und richte sie auf ihn. » Gib mir den Rucksack. «
    » Tris, nein. « Er schüttelt den Kopf. » Nein, das lasse ich nicht zu. «
    » Waffe weg! « , schreit der Wachposten am Ende des Flurs. » Waffe weg oder wir schießen! «
    » Vielleicht überlebe ich ja das Todesserum « , sage ich. » Ich bin gut darin, gegen solches Zeug anzukämpfen. Ich habe eine echte Chance. Du nicht. Gib mir den Rucksack oder ich schieße dir ins Bein und nehme ihn dir ab. «
    Dann rufe ich laut, sodass

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