Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition)
nicht? «
» Warum sollte ich dir das erzählen? «
Ich streiche mit dem Daumen über die Ampulle und sage: » Du bist mitgekommen, weil du weißt, dass ich das Gedächtnisserum habe, stimmt’s? Wenn du willst, dass ich es dir gebe, musst du mir einen triftigen Grund dafür nennen. «
Wieder fällt sein Blick auf die Tasche. Offenbar hat er gesehen, wie Christina es mir gegeben hat. » Ich könnte es dir auch einfach abnehmen « , sagt er.
» Bitte. « Ich blicke hoch, beobachte den Schnee, der über die Dächer geweht wird. Es ist dunkel, aber der Mond spendet genug Licht, um etwas zu sehen. » Du denkst vielleicht, dass du ein ziemlich guter Kämpfer bist, aber du bist nicht gut genug, um mich zu besiegen, das verspreche ich dir. «
Ohne Vorwarnung schubst er mich. Ich rutsche auf dem verschneiten Boden aus und stürze. Meine Waffe fällt klappernd zu Boden und versinkt halb im Schnee. Das wird mir eine Lehre sein, denke ich und rappele mich hoch. Er packt mich am Kragen und reißt mich vorwärts, sodass ich wieder ins Rutschen komme. Aber diesmal halte ich das Gleichgewicht und ramme ihm meinen Ellbogen in den Magen. Er tritt gegen mein Bein, sodass es taub wird, packt mich an der Jacke und zieht mich zu sich heran.
Er tastet nach meiner Tasche, wo das Serum ist. Ich versuche, ihn wegzustoßen, aber er ist trittsicher und mein Bein ist immer noch taub. Mit einem frustrierten Stöhnen hebe ich den freien Arm und ramme ihm den Ellbogen gegen den Mund. Der Schmerz ist heftig – es tut weh, jemandem auf die Zähne zu schlagen –, aber das war es wert. Er brüllt, torkelt zurück auf die Straße und umklammert sein Gesicht mit beiden Händen.
» Weißt du, warum du als Initiant Kämpfe gewonnen hast? « , sage ich und richte mich auf. » Weil du grausam bist. Weil es dir gefällt, Menschen wehzutun. Du hältst dich für etwas Besonderes, du denkst, alle um dich herum seien nur Luschen, die im Gegensatz zu dir keine harten Entscheidungen treffen können. «
Er versucht aufzustehen, aber ich trete ihm in die Seite, sodass er erneut der Länge nach hinfällt. Dann stelle ich meinen Fuß auf seine Brust, direkt unter seiner Kehle. Unsere Blicke treffen sich. Seine Augen sind groß und unschuldig, ganz anders als das, was in ihm steckt.
» Du bist nichts Besonderes « , fahre ich fort. » Ich tue auch gern Menschen weh. Ich kann die grausamsten Entscheidungen treffen. Der Unterschied ist, manchmal tue ich es nicht, und du tust es immer, und das macht dich böse. «
Ich steige über ihn hinweg und gehe die Michigan Avenue hinunter. Aber schon nach wenigen Schritten höre ich seine Stimme.
» Genau das ist der Grund, warum ich es will « , sagt er zittrig.
Ich bleibe stehen, drehe mich aber nicht um. Ich mag ihm in diesem Moment nicht ins Gesicht sehen.
» Ich will das Serum, weil ich es satt habe, so zu sein « , sagt er. » Ich habe es satt, böse Dinge zu tun und es zu mögen und mich dann zu fragen, was mit mir nicht stimmt. Ich will, dass es aufhört. Ich will neu anfangen. «
» Findest du nicht, dass du dich wie ein Feigling verhältst? Dass du dich drückst? « , frage ich über die Schulter.
» Und wenn schon, das ist mir egal » , erwidert Peter.
Der Ärger, der sich in mir aufgebaut hat, verpufft, als ich die Ampulle in den Fingern drehe. Ich höre, wie er sich aufrappelt und den Schnee von den Kleidern klopft.
» Leg dich nicht noch einmal mit mir an « , sage ich zu ihm. » Wenn alles erledigt ist, kannst du meinetwegen einen Reset bei dir machen. Du kannst dich auf mich verlassen, ich halte mein Wort. «
Er nickt, und wir setzen unseren Weg durch den frisch gefallenen Schnee zu dem Gebäude fort, wo ich meine Mutter das letzte Mal gesehen habe.
4 7 . Kapitel
Tris
Im Flur herrscht eine nervöse Stille, obwohl überall Menschen sind. Eine Frau stößt mit der Schulter gegen mich und murmelt eine Entschuldigung. Ich gehe näher an Caleb heran, damit ich ihn nicht aus den Augen verliere. Manchmal wünsche ich mir, ich wäre einige Zentimeter größer, dann müsste ich jetzt nicht gegen diese Menschenmenge anrennen, deren Brustkörbe sich auf meiner Augenhöhe befinden.
Wir bewegen uns schnell, aber nicht zu schnell. Je mehr Sicherheitsposten ich entdecke, desto größer wird meine Anspannung. Calebs Rucksack mit dem Schutzanzug und dem Sprengstoff darin hüpft beim Gehen auf seinem Rücken auf und ab. Die Menschen streben in alle Richtungen, aber bald werden wir einen Flur erreichen, in dem
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