Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition)
die Wachen mich hören können. » Er ist meine Geisel! Ein Schritt weiter und ich töte ihn! «
In diesem Moment erinnert er mich an unseren Vater. Seine Augen sind müde und traurig und da ist der Schatten eines Bartes auf seinem Kinn. Seine Hände zittern, als er den Rucksack abnimmt und ihn mir hinhält.
Ich nehme ihn und schwinge ihn mir über die Schulter, während ich die Waffe weiter auf Caleb richte und ihn so drehe, dass er mir die Sicht auf die Soldaten am Ende des Flurs versperrt.
» Caleb « , sage ich. » Ich habe dich lieb. «
In seinen Augen glänzen Tränen, als er erwidert: » Ich habe dich auch lieb, Beatrice. «
» Runter auf den Boden! « , brülle ich wegen der Wachen.
Caleb sinkt auf die Knie.
» Falls ich nicht überlebe « , raune ich ihm zu, » sag Tobias, dass ich ihn nicht verlassen wollte. «
Ich richte mich wieder auf und ziele über Calebs Schulter auf einen der Sicherheitsposten. Ich atme ein und halte meine Hand ganz ruhig. Ich atme aus und schieße. Ich höre ein gequältes Aufheulen und sprinte, das Geräusch von Pistolenschüssen in den Ohren, in die andere Richtung. Ich laufe im Zickzack, damit ich schwerer getroffen werden kann, und spurte um die Ecke. Eine Kugel trifft die Wand direkt hinter mir und schlägt ein Loch hinein.
Im Laufen schwinge ich den Rucksack nach vorn und öffne den Reißverschluss. Ich nehme Sprengstoff und Zünder heraus. Hinter mir höre ich Schreie und eilige Schritte. Ich habe keine Zeit. Ich habe keine Zeit.
Ich laufe schneller, als ich es jemals für möglich gehalten hätte. Die Wucht eines jeden Schritts bebt durch mich hindurch, ich biege um die nächste Ecke, wo an den Türen, die Nita und ihre Helfer zerstört haben, zwei Wachen stehen. Den Sprengstoff und den Zünder an die Brust gedrückt, schieße ich dem einen Wachposten ins Bein und dem anderen in die Brust.
Der, den ich am Bein getroffen habe, greift nach seiner Waffe. Ich feuere erneut und schließe nach dem Zielen die Augen. Diesmal bewegt er sich nicht mehr.
Ich renne durch die zerstörten Türen hinein in den Flur. Dann klatsche ich den Sprengstoff an den Metallriegel, wo die beiden Türen aufeinandertreffen, und befestige ihn mit den Klammern. Anschließend laufe ich zurück ans Ende des Flurs und um die Ecke herum und kauere mich hin, mit dem Rücken zu den Türen, während ich auf den Auslöser drücke und mir die Ohren zuhalte.
Das Geräusch vibriert in meinen Knochen, als die kleine Bombe detoniert, und die Wucht der Explosion reißt mich zur Seite. Meine Waffe schlittert über den Boden. Glas und Metallsplitter sprühen durch die Luft und regnen auf mich. Obwohl ich mir die Ohren zugehalten habe, klingeln sie trotzdem, als ich die Hände sinken lasse, und ich fühle mich unsicher auf den Beinen.
Inzwischen haben die Wachen mich eingeholt. Sie schießen und eine Kugel trifft mich in den Oberarm. Ich schreie laut und presse die Hand auf die Wunde. Meine Sicht wird an den Rändern fleckig, während ich mich wieder um die Ecke werfe und mich halb gehend, halb stolpernd auf die gesprengten Türen zubewege.
Dahinter ist ein kleiner Vorraum mit zwei versiegelten Türen ohne Schlösser. Durch die Fenster der Türen sehe ich das Waffenlabor, die Reihen von Geräten und düsteren Gegenständen und Ampullen, von unten beleuchtet, wie um sie gut zu präsentieren. Ich höre ein Zischen und weiß, dass das Todesserum sich in der Luft verteilt, aber die Wachen sind hinter mir, und ich habe keine Zeit, den Anzug anzuziehen, der die Wirkung verlangsamt.
Ich weiß außerdem, ich weiß es einfach, dass ich dies überleben kann.
Ich betrete den Vorraum.
4 8 . Kapitel
Tobias
Das Quartier der Fraktionslosen – das Gebäude, das für mich immer das Hauptquartier der Ken bleiben wird, ganz egal, welchem Zweck es gerade dient – steht still im Schnee, nur die hell erleuchteten Fenster verraten, dass sich darin Menschen aufhalten. Vor dem Eingang halte ich inne und fluche missmutig.
» Was? « , fragt Peter.
» Ich hasse das hier « , antworte ich.
Er streicht sich das schneenasse Haar aus den Augen. » Und was jetzt? Schlagen wir ein Fenster ein oder sehen wir uns erst nach einer Hintertür um? «
» Ich gehe einfach rein « , sage ich. » Ich bin ihr Sohn. «
» Aber du hast sie auch verraten und die Stadt verlassen, obwohl sie das unter Strafe gestellt hat « , wendet er ein. » Außerdem hat sie dir Leute auf den Hals gehetzt, die dich aufhalten sollten. Und zwar mit
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