Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition)
überwindet den Abstand und schüttelt ihr die Hand.
» Am Morgen sollten wir unsere Leute zusammenrufen und ihnen den neuen Plan unterbreiten « , fährt Johanna fort. » Kannst du eine sichere Zusammenkunft garantieren? «
» Ich werde mein Bestes tun « , antwortet Evelyn.
Ich blicke auf meine Armbanduhr. Eine Stunde ist vergangen, seit wir uns in der Nähe des Hancock Buildings von Amar und Christina getrennt haben. Wahrscheinlich ist ihm inzwischen klar geworden, dass der Gedächtnis-Reset nicht funktioniert hat – vielleicht aber auch nicht. Doch egal wie, ich muss tun, wozu ich hergekommen bin – ich muss Zeke und seine Mutter finden und ihnen beibringen, was Uriah zugestoßen ist.
» Ich muss los « , sage ich zu Evelyn. » Ich habe noch etwas zu erledigen. Ich hole dich morgen Nachmittag am Stadtrand ab, einverstanden? «
» In Ordnung « , sagt Evelyn und reibt mit ihrem Handschuh rasch über meinen Arm, wie sie es immer getan hat, wenn ich als Kind draußen aus der Kälte kam.
» Ich nehme an, du kommst nicht wieder? « , fragt Johanna mich. » Hast du draußen ein neues Leben für dich gefunden? «
» Ja « , sage ich. » Viel Glück euch hier. Die Menschen draußen – sie werden versuchen, die Stadt dicht zu machen. Ihr solltet auf alles gefasst sein. «
Johanna lächelt. » Ich bin mir sicher, dass wir mit ihnen verhandeln können. «
Sie hält mir die Hand hin und ich ergreife sie. Ich spüre Marcus’ Blick auf mir wie ein Gewicht, das mich zu zerquetschen droht.
» Leb wohl « , sage ich, und ich meine es ernst.
Hana, Zekes Mutter, sitzt in einem Sessel in ihrem Wohnzimmer, ihre schmalen Füße berühren den Boden nicht. Sie trägt einen zerlumpten schwarzen Bademantel und Pantoffeln, aber mit ihren hochgezogenen Augenbrauen und den im Schoß gefalteten Händen strahlt sie so viel Würde aus, dass ich das Gefühl habe, vor einer Herrscherin zu stehen. Ich sehe Zeke kurz an, der sich mit den Händen das Gesicht reibt, um aufzuwachen.
Amar und Christina haben die beiden aufgespürt, nicht unter den anderen Revolutionären in der Nähe des Hancock Buildings, sondern in ihrem Familien-Apartment im Glasturm über dem Hauptquartier der Ferox. Ich habe sie nur gefunden, weil Christina daran gedacht hat, Peter und mir eine Notiz mit dem Aufenthaltsort auf dem abgestellten Truck zu hinterlassen. Peter wartet in dem neuen Van, den Evelyn uns für die Rückfahrt besorgt hat.
» Es tut mir leid « , murmle ich. » Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. «
» Wie wäre es, wenn du mit dem Schlimmsten anfängst und uns sagst, was meinem Sohn zugestoßen ist « , fordert Hana mich auf.
» Er wurde während eines Angriffs schwer verletzt « , sage ich. » Es gab eine Explosion, und er war in der Nähe. «
» Oh Gott « , sagt Zeke und wiegt sich vor und zurück.
Hana neigt nur den Kopf und verbirgt das Gesicht vor mir.
Das Wohnzimmer riecht nach Knoblauch und Zwiebeln, die es vielleicht zum Abendessen gegeben hat. Ich lehne mich an die weiße Wand nahe der Tür. Neben mir hängt schief ein Familienfoto – ich sehe Zeke als Kleinkind, Uriah als Baby auf dem Schoß seiner Mutter. Ihr Vater trägt mehrere Piercings in Nase, Ohren und Lippen, aber sein breites, strahlendes Lächeln und der dunkle Teint sind mir von seinen beiden Söhnen vertraut.
» Er liegt seither im Koma « , fahre ich fort. » Und … «
» Und er wird nicht mehr aufwachen « , sagt Hana mit gepresster Stimme. » Das ist es, was du uns sagen wolltest, oder? «
» Ja « , erwidere ich. » Ich bin hergekommen, um euch abzuholen, damit ihr eine Entscheidung für ihn treffen könnt. «
» Eine Entscheidung? « , wiederholt Zeke. » Du meinst, ob sie ihn abschalten sollen oder nicht? «
» Zeke « , sagt Hana und schüttelt den Kopf. Er sinkt auf das Sofa zurück, die Kissen scheinen über ihm zusammenzuschlagen.
» Natürlich wollen wir nicht, dass er so weiterlebt « , sagt Hana. » Er würde es nicht wollen. Aber wir würden ihn gerne noch einmal sehen. «
Ich nicke. » Natürlich. Da ist noch etwas, was ich loswerden möchte. Der Angriff … es war eine Art Aufstand, den ein paar der Leute dort angezettelt haben. Und ich war darin verwickelt. «
Ich starre auf den Riss in den Dielenbrettern direkt vor mir, auf den Staub, der sich im Laufe der Zeit dort gesammelt hat, und warte auf eine Reaktion, irgendeine Reaktion.
Stattdessen schlägt mir nur Schweigen entgegen.
» Ich habe nicht getan, worum du mich gebeten hast «
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