Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2
Gemeinschaft der Amite verlassen muss.« Sie schnieft. » Aber ihr sollt wissen, dass ich euch in Liebe und ohne jeden Groll verlasse.«
Johanna macht eine kleine Verneigung, streicht sich die Haare hinter die Ohren und geht zum Ausgang. Ein paar Amite springen auf, dann immer mehr und bald sind alle auf den Füßen und manche– nicht viele, aber immerhin manche– folgen Johanna aus der Halle.
» Das«, sagt Christina, » hätte ich nie erwartet.«
40. Kapitel
Der Schlafsaal der Ken ist einer der größten im Hauptquartier der Amite. Insgesamt gibt es zwölf Schlafplätze. An der Wand gegenüber der Tür stehen dicht nebeneinander acht Betten und an den Seitenwänden sind weitere aneinandergereiht. In der Mitte des Raums ist auf diese Weise eine große Freifläche entstanden. Sie wird von einem ausladenden Tisch eingenommen, der von Werkzeug, Metallresten, irgendwelchen Getriebeteilen und altem Computerschrott sowie Kabeln übersät ist.
Christina und ich haben gerade unseren Plan vorgestellt, der sich in Gesellschaft von mehr als einem Dutzend Ken irgendwie nicht mehr ganz so schlau anhört.
» Euer Plan hat eine Menge Schwachstellen«, sagt Cara. Sie ist die Erste, die überhaupt etwas sagt.
» Ja, deshalb sind wir ja auch zu euch gekommen«, erwidere ich. » Damit ihr uns auf die Sprünge helft, indem ihr uns verratet, wie wir diese Schwachstellen ausbügeln können.«
» Na ja, da ist schon mal die Sache mit den wichtigen Daten, die ihr retten wollt«, sagt sie. » Es ist eine lächerliche Idee, sie einfach auf eine CD kopieren zu wollen. CD s können kaputtgehen oder den falschen Leuten in die Hände fallen. Ich schlage vor, ihr nutzt stattdessen ganz einfach das Datennetzwerk.«
» Das… was?«
Sie wirft einen Blick zu den anderen Ken. Einer von ihnen– ein dunkelhäutiger junger Mann mit Brille– schaltet sich ein. » Komm schon, erzähl’s ihnen. Weshalb sollten wir es jetzt noch geheim halten?«
Cara wendet sich wieder mir zu. » Viele der Computer bei den Ken sind in der Lage, auf die Daten der Computer in anderen Fraktionen zuzugreifen. Deshalb konnte Jeanine den Simulationsangriff auch so einfach von einem Computer der Ferox statt von einem Ken-Computer aus steuern.«
» Was?«, fragt Christina. » Du meinst, ihr könnt nach Lust und Laune in den Daten aller Fraktionen herumschnüffeln?«
» Man kann nicht in Daten herumschnüffeln«, widerspricht der junge Mann. » Das ist unlogisch.«
» Das war eine Metapher«, seufzt Christina und wirft ihm einen bösen Blick zu. » Kapiert?«
» War das wirklich eine Metapher? Nicht eher ein sprachliches Bild?«, fragt er stirnrunzelnd. » Oder ist eine Metapher einfach eine Unterkategorie, die zum Überbegriff der allgemeinen sprachlichen Bilder gehört?«
» Fernando«, sagt Cara. » Das ist jetzt nicht der springende Punkt.«
Er nickt.
» Tatsache ist«, fährt Cara fort, » dass das Datennetzwerk nun einmal existiert und dass es vielleicht moralisch fragwürdig ist. Aber ich glaube, wir können es uns zunutze machen. Immerhin können die Computer nicht nur die Daten anderer Computer abgreifen, sondern auch selbst Daten an andere Systeme senden. Wenn wir die Daten, die ihr retten wollt, an alle anderen Fraktionen schicken, dann ist das eine ziemlich sichere Methode, sie vor der Vernichtung zu bewahren.«
» Wenn du davon sprichst, dass wir das machen«, sage ich, » meinst du dann, dass –«
» Dass wir mitkommen«, unterbricht sie mich. » Natürlich können wir nicht alle mit, aber zumindest einige von uns müssen dabei sein. Oder wie wollt ihr euch sonst ganz allein im Hauptquartier der Ken zurechtfinden?«
» Dass euch womöglich jemand über den Haufen schießt, wenn ihr mitkommt, ist euch klar?«, sagt Christina. Sie lächelt. » Ich will nicht erleben, wie sich irgendjemand hinter unserem Rücken versteckt, damit seine Brillengläser nicht kaputtgehen.«
Cara nimmt ihre Brille ab und bricht sie in der Mitte durch.
» Wir haben unser Leben riskiert, als wir unsere Fraktion verlassen haben«, sagt sie, » und wir werden das Gleiche tun, um unsere Fraktion vor sich selbst zu retten.«
» Außerdem…«, lässt sich ein dünnes Piepsen hinter Cara vernehmen. Ein Mädchen, kaum zehn oder elf Jahre alt, lugt hinter Caras Ellbogen hervor. » Außerdem haben wir ganz nützliche Geräte.«
Christina und ich wechseln einen Blick.
» Welche Geräte denn?«, frage ich.
» Es sind nur Prototypen«, schaltet sich Fernando ein. » Einer
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