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Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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die Amite stürzen sich nicht in die Diskussion wie beim letzten Mal. Das Geflüster, das anfangs kaum vom Rauschen des Regens zu unterscheiden ist, schwillt an. Manche erheben ihre Stimmen und übertönen alle anderen, fast schreien sie laut durch das Gewächshaus. Aber nur fast.
    Jede erhobene Stimme fährt mir bis ins Mark. Ich habe in meinem Leben schon eine Menge Auseinandersetzungen erlebt, die meisten davon in den letzten zwei Monaten, aber kein Streit hat mir dermaßen Angst eingejagt wie das hier. Streit bei den Amite– so etwas darf es eigentlich gar nicht geben.
    Ich kann nicht mehr länger warten. Ich laufe am Rand des Versammlungsbereiches entlang, dränge mich an den Amite vorbei, springe über Hände oder ausgestreckte Beine am Boden. Manche der Amite starren mich an– ich trage zwar ein rotes T-Shirt, aber die Tattoos an meinem Nacken fallen einem ins Auge, selbst aus der Entfernung sind sie noch deutlich zu erkennen. Als ich in der Nähe der kleinen Gruppe von Ken angelangt bin, halte ich kurz inne.
    Cara springt auf, als ich auf sie zugehe. Sie verschränkt ihre Arme.
    » Was machst du denn hier?«, fragt sie.
    » Ich bin hergekommen, um Johanna zu berichten, was draußen los ist«, sage ich. » Und auch, weil ich Hilfe brauche.«
    » Von mir?«, fragt sie. » Warum –«
    » Nicht von dir«, sage ich. Ich versuche, nicht an die Dinge zu denken, die sie über meine Nase gesagt hat, aber das ist gar nicht so leicht. » Ich meine euch alle. Ich habe einen Plan, wie wir einige Daten eurer Fraktion noch retten können, aber dazu brauche ich eure Hilfe.«
    » Eigentlich«, sagt Christina, die wie aus dem Nichts links von mir auftaucht, » haben wir einen Plan.«
    Cara blickt von mir zu Christina und wieder zurück zu mir.
    » Du willst den Ken helfen?«, sagt sie. » Das überrascht mich.«
    » Du wolltest den Ferox helfen«, erwidere ich. » Glaubst du, du bist die Einzige, die nicht einfach blind alles tut, was die eigene Fraktion vorschreibt?«
    » Tja, genau das würde dir jedenfalls ähnlich sehen«, antwortet Cara. » Leute abzuknallen, die einem im Weg stehen, hört sich für mich immer noch nach einem Markenzeichen der Ferox an.«
    Ich spüre ein Stechen in der Kehle. Sie sieht ihrem Bruder so ähnlich, vom Grübchen zwischen ihren Augenbrauen bis zu den dunklen Strähnen in ihrem sonst blonden Haar.
    » Cara«, sagt Christina. » Willst du uns nun helfen oder nicht?«
    Cara seufzt. » Natürlich will ich. Ich bin mir sicher, die anderen sehen das genauso. Kommt einfach nach dem Treffen in den Schlafsaal der Ken und erzählt uns von eurem Plan.«
    Die Versammlung dauert noch eine Stunde. Mittlerweile hat der Regen nachgelassen, obwohl an den Wänden und Glasplatten immer noch Wasser herabrinnt. Christina und ich haben uns an eine Wand gelehnt und verbringen die Zeit mit einem Spiel, bei dem jeder versucht, den Daumen des anderen auf dem Boden zu halten. Sie gewinnt jede Runde.
    Schließlich stellen sich Johanna und die anderen, die als Wortführer aus den einzelnen Diskussionen hervorgegangen sind, in einer Reihe auf. Johannas Haar hängt lose herab, sie hält den Kopf gesenkt. Eigentlich müsste sie uns jetzt die Ergebnisse der Diskussion verkünden, aber stattdessen steht sie einfach nur mit verschränkten Armen da und trommelt mit den Fingern auf ihre Ellbogen.
    » Was ist da vorne eigentlich los?«, fragt Christina.
    Endlich sieht Johanna auf.
    » Es hat sich als schwierig herausgestellt, einen Kompromiss zu finden«, sagt sie. » Aber die Mehrheit ist dafür, sich auch weiterhin aus allem herauszuhalten.«
    Eigentlich ist es ziemlich egal, ob die Amite sich dafür entscheiden, in die Stadt aufzubrechen oder nicht. Aber ich hatte schon fast gehofft, dass nicht alle Amite Feiglinge sind. Diese Entscheidung hört sich für mich allerdings ziemlich feige an.
    Enttäuscht lasse ich mich gegen das Fenster sinken.
    » Das Letzte, was ich möchte, ist eine Spaltung unserer Gemeinschaft in zwei Lager. Dafür hat mir diese Gesellschaft viel zu viel gegeben«, sagt Johanna. » Aber mein Gewissen drängt mich, gegen diese Entscheidung zu handeln. Jeder, der diese Entscheidung ebenso wenig mit seinem Gewissen vereinbaren kann, ist eingeladen, mit mir zusammen in die Stadt zu gehen.«
    Zunächst kann ich kaum glauben, was ich da höre. Allen anderen scheint es genauso zu gehen. Johanna legt den Kopf schräg, sodass ihre Narbe wieder deutlich zu sehen ist. » Ich verstehe, wenn ich deshalb die

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