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Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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Während ich immer weiterrede, verliere ich die Kontrolle über meine Stimme. Ich spucke die einzelnen Wörter aus, schleudere sie auf ihn wie flüssiges Gift. » Du hast die Ferox verraten. Du hast ein Kind erschossen. Du bist nichts als ein lächerliches Spielzeug von Jeanine Matthews.«
    Sein Lächeln ist wie weggewischt.
    » Habe ich es verdient, zu sterben?«, fragt er.
    Tobias macht den Mund auf, er will einschreiten, aber ich antworte, ehe er ein Wort sagen kann.
    » Ja.«
    » Na dann.« Erics dunkle Augen sind leer wie verlassene Höhlen, wie eine sternenlose Nacht. » Aber woher nimmst du das Recht, darüber zu entscheiden, Beatrice Prior? Oder ist es so wie damals, als du schon einmal über Leben und Tod entschieden hast– wie hieß der Kerl gleich noch mal? Will?«
    Ich gebe keine Antwort, denn im Geiste höre ich die Frage meines Vaters: » Was gibt dir das Recht, auf jemanden zu schießen?« Damals haben wir uns den Weg in den Kontrollraum des Hauptquartiers der Ferox freigekämpft. Und mein Vater versicherte mir, dass es immer einen rechten Weg gibt, den man nicht verlassen darf, egal, was man tut, und dass ich diesen Weg für mich finden muss. Ich spüre etwas in meinem Hals, es fühlt sich an wie ein Klumpen Wachs, so dick, dass ich kaum noch schlucken, nur mit Mühe atmen kann.
    » Du hast lauter Verbrechen begangen, auf die bei den Ferox die Todesstrafe steht«, sagt Tobias. » Wir alle haben nach den Gesetzen der Ferox das Recht, dich hinzurichten.«
    Er kniet sich neben die drei Pistolen, die auf dem Boden vor Erics Füßen liegen. Dann leert er die Magazine, eins nach dem anderen. Es klimpert, als die Munition auf den Boden fällt und über den Marmor rollt, bis sie vor Tobias’ Schuhen liegen bleibt. Er hebt die mittlere Pistole auf und steckt eine Kugel in die erste Kammer.
    Dann dreht er die drei Waffen auf dem Boden im Kreis, immer schneller, bis ich den Überblick verliere. Ich weiß längst nicht mehr, welches die mittlere, die geladene Pistole ist. Er hebt die Waffen auf und reicht eine davon Tori, die andere gibt er Harrison.
    Ich rufe mir den Simulationsangriff ins Gedächtnis und was man den Altruan angetan hat. All die grau gekleideten unschuldigen Menschen, die tot auf der Straße lagen. Es sind nicht mehr genug Altruan übrig, die sich um die Leichen kümmern könnten, wahrscheinlich liegen die meisten immer noch da. Ohne Eric wäre nichts davon passiert.
    Ich denke an den Candor-Jungen, den er kaltblütig erschossen hat, und daran, wie dessen Leichnam neben mir auf den Boden schlug.
    Vielleicht haben wir wirklich nicht das Recht, zu entscheiden, ob Eric leben oder sterben soll. Vielleicht hat er es längst selbst entschieden, als er all diese schrecklichen Dinge getan hat.
    Aber mir fällt trotzdem jeder Atemzug schwer.
    Ich blicke ihm in die Augen, ohne jede Häme, ohne Hass oder Furcht. Die Metallringe in seinem Gesicht blitzen auf und eine strähnige Haarlocke fällt ihm in die Stirn.
    » Moment«, sagt er. » Ich habe noch eine letzte Forderung.«
    » Verbrecher haben keine Forderungen zu stellen«, erwidert Tori. Sie steht auf nur einem Bein– und das schon seit Minuten. Sie klingt müde, wahrscheinlich will sie alles nur so schnell wie möglich hinter sich bringen, damit sie sich setzen kann. Für sie ist diese Hinrichtung nur eine lästige Angelegenheit.
    » Ich bin ein Anführer der Ferox«, sagt Eric stur. » Und ich will nur das eine– nämlich dass Four derjenige ist, der abdrückt.«
    » Warum?«, fragt Tobias.
    » Damit du mit dieser Schuld leben musst«, antwortet Eric. » Damit du in dem Bewusstsein leben musst, dass du mich erst verdrängt hast, meinen Platz eingenommen hast, und mir dann eine Kugel in den Kopf gejagt hast.«
    Ich ahne, was er damit bezwecken will. Er möchte dabei zusehen, wie Menschen zerbrechen– das hat er immer gewollt, auch damals, als er eine Kamera in dem Raum installierte, in dem ich getötet werden sollte und in dem ich um ein Haar ertrunken wäre. Und wahrscheinlich war es schon damals nicht das erste Mal. Jetzt soll es das Letzte sein, was er sieht, wenn er Tobias zwingt, ihn zu erschießen. Einen Mensch, der zerbricht.
    Das ist abartig.
    » Ich werde ganz bestimmt keine Sekunde lang Schuldgefühle haben«, sagt Tobias.
    » Dann dürfte es ja kein Problem für dich sein, mich zu erschießen.« Eric lächelt wieder.
    Tobias nimmt eine der Kugeln vom Boden.
    » Verrate mir mal etwas, was ich schon immer wissen wollte«, sagt Eric

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