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Die Bestimmung

Die Bestimmung

Titel: Die Bestimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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nicht nur mit Steinen werfen, auch wenn sie sehr alt sind. Ich brauche ein paar Distanzwaffen. Entweder das oder wir fliehen, was vielleicht doch die bessere Lösung wäre.»
    «Und wohin?» Jetzt war Nilah sauer. «Du erzählst mir etwas von Schmerzbringern und Blutbäumen , Du bist ein zweitausend Jahre alter keltischer Krieger, mit lebenden Tätowierungen, verdammt! Wohin soll ich mich verkriechen? Wo wird mich dieser Sunabru nicht aufspüren? Sag es mir!»
    Nilah bemerkte, wie die Entschlossenheit in Lirans Blick dahinschmolz. Mit weiten Augen starrte er sie an. Seine Zöpfe flatterten im Wind, und einen Moment lang dachte sie, er würde sich umdrehen und für immer gehen. Ihr zog sich das Herz zusammen. Doch dann änderte sich sein Blick. Ein feines Lächeln schob sich auf seine Lippen und in seine Augen, fast, als hätte er etwas wiedererkannt.
     
    Es schien wie eine Unmöglichkeit, aber sie fanden einen Bogen, den der Krieger für annehmbar befand. Und das nicht in einem Geschäft, in dem solche Waffen ganz legal verkauft wurden, sondern in einem kleinen unscheinbaren Laden, der sich darauf spezialisiert hatte, Requisiten aus berühmten Fantasy-Filmen nachzubauen, um sie zu verkaufen. Nilah bezahlte mit ihrer Kreditkarte einen Langbogen aus dem Film Braveheart . Der Laden Elbenwelten war in dem feinem Viertel von Winterhude. Versteckt zwischen Designerklamotten aus Dänemark, Restaurants und Blumenläden, wo die Vasen so teuer waren, dass man bei einem Streit besser nicht mit ihnen werfen sollte.
    Liran nahm einige der dazugehörigen Pfeile in Augenschein. Der Mann, der den Laden führte und der schwor, dass alle Waffen handgemacht seien, schien ein gutes Geschäft zu wittern, und ließ sich auf die Bitte ein, Liran einen Probeschuss im Hinterhof machen zu lassen. Und so stand der Krieger zwischen abgestellten Mountainbikes, Mülltonnen und dem Gedudel eines Radiosongs, der aus einem der offenen Fenster drang, spannte die Sehne des Bogens, bis sie knarrte, und fixierte ein unbestimmtes Ziel. Der Ladenbesitzer lachte ein wenig zu aufdringlich und sah sich nervös um, wohl besorgt darum, Liran könne etwas treffen, das seine Versicherung nicht abdeckte. Augenblicke später steckte der Pfeil in der Wurzel eines Busches, der unten am Fleetufer stand. Fast sechzig Schritt entfernt.
    «Verdammt noch eins!», flüsterte der Verkäufer. Liran drehte sich zu ihm um und war sichtlich zufrieden.
    «Sieben Pfeile!» Mehr sagte er nicht, sondern ging zurück in den Laden, wobei er erneut Kopf und Schultern einziehen musste, weil es eine niedrige Tür war.
    «Wo hat der das denn gelernt?», fragte der Mann, als er Nilah folgte.
    «Fragen Sie besser nicht!», war ihre Antwort, wobei sie darüber nachdachte, was Liran denn wirklich hatte treffen wollen? Sie wusste es nicht, aber sie bezahlte die 624 Euro, auch wenn sie sich dabei anstrengen musste, nicht zu tief Luft zu holen. Während der Verkäufer ungeniert vor sich hin strahlte, den Bogen und die Pfeile in Pappe und Noppenfolie einwickelte, informierte er sie darüber, wie alles am besten zu pflegen sei. Liran stand bereits mehr draußen als im Laden und spähte auf die Straße.
    Ein paar Minuten später saßen sie in einem Bistrocafé am Winterhuder Marktplatz. Der Platz wimmelte von Menschen, der Lärm der Autos, der Busse, die alle zehn Minuten vorbeiratterten, das Rumpeln einer U-Bahn gleich um die Ecke – alles war laut und aufdringlich. Eine schwarzhaarige, hochgewachsene und zudem recht exotisch aussehende, weibliche Bedienung lehnte sich ein wenig zu nah an Liran, um zu fragen, was er denn bestellen möchte. Liran sah kurz zu ihr auf. Er wollte Wasser. Als sie ihn fragte, was für eines, stutzte der Krieger, sah Nilah an, und diese zischte der Kellnerin ein Stilles zu und fragte dann, ob sie auch etwas haben dürfe. Die Frau bemerkte ihren Fehler und nahm auch ihre Bestellung auf. Eine Zeit lang musterte Nilah die übrigen Gäste, versuchte krampfhaft ruhig zu bleiben und formulierte Fragen in ihrem Kopf.
    «Ich möchte Dich 'mal was fragen?», überwand sie sich endlich.
    Der Krieger nickte nur, während seine Fingerkuppen über die verschweißte Speisekarte fuhren und sich seine Lippen stumm bewegten.
    «Wie machst Du das?»
    Liran sah auf. «Was meinst Du?»
    Nilah stieß ein halbes Lachen aus. Sie musste sich ernsthaft zusammenreißen, nicht das ganze Lachen aus ihrer Kehle zu lassen.
    «Du sitzt da, bestellst ein Wasser, vor Deiner Nase fahren Autos, Busse,

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