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Die Bestimmung

Die Bestimmung

Titel: Die Bestimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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hunderte Menschen gehen an Dir vorbei, die alle anders aussehen, anders riechen, anders denken und Krach machen, aber Du ... verdammt, wie behältst Du dabei nur Deinen Verstand beieinander?»
    Die Bedienung kam zurück und servierte. Liran bekam sein Wasser zuerst, dann erst bekam Nilah den bestellten Tee. Der Krieger nahm einen Schluck, verzog das Gesicht und setzte das Glas Wasser wieder ab. Er betrachtete es mit einem Blick, den man durchaus feindselig hätte nennen können. Die schöne Bedienung wischte nun auffallend langsam einen Tisch neben ihnen ab, und Nilah verspürte echte Wut.
    «Nicht einmal die Götter selbst bringen mich davon ab, an Deiner Seite zu stehen. Du fragst, warum ich all dies ertrage? Deine Welt? Weil ich Dein Anam Ċara war und bin - deshalb!»
    Nilah fuhr etwas Warmes durch die Rippen. Mit Genugtuung sah sie, wie das Gesicht der schönen Bedienung in sich zusammenfiel, sie sich dann abrupt abwandte und zum Tresen zurückeilte. Das kleine Wort «war» hatte sie gar nicht registriert.
    «Diese Zeichen, die Du auf Deinem Körper hast, das ist echte Magie, nicht wahr?» Liran wich ihrem Blick aus. Es sah einen Moment lang so aus, als versuche er selbst noch zu verstehen, was ihnen allen widerfuhr und in welchem Strudel sie steckten. Oder fragte er sich, was er Nilah anvertrauen konnte und was nicht? Lange starrte er auf seine Hände.
    «Ich habe es nicht gewusst», und bevor Nilah nachsetzen konnte, fuhr er schon fort. «Als ich wieder in diese Welt trat, übernahm der Instinkt zu schützen all mein Handeln. Erst danach brach die Magie sich Bahn. Deshalb verlor ich Dich auch aus den Augen. Ich war nicht darauf vorbereitet, dass in meinem Körper plötzlich noch andere Seelen waren, mit all ihren Sinnen und Gefühlen. Es war sehr schmerzhaft und verwirrend, das zu erfahren.»
    Nilah konnte nur zustimmend nicken.
    «Ich habe einen sehr alten Baum in mir, Akkosh ist sein Name. Er war, nein, er ist eine mächtige alte Eiche. Er war es, der den Dam ´Daru aufgehalten hat, sonst wäre ich tot. In diesem Baum wohnt eine Eule, auch sie ist in mir. Ihr Blick hat mich vorhin diesen Pfeil so genau schießen lassen. Ihren Namen verrät sie nicht. Und dann ist da noch Dahi .» Jetzt hielt Liran inne, und etwas in seinen Zügen veränderte sich. Nilah sah Trauer, tiefe unendliche Trauer. «Sie ist auch eine Wölfin. Sie war die Gefährtin von Ihad .»
    Mit einem Schlag wurde Nilah bewusst, dass vor ihr jemand saß, den es auf der ganzen weiten Welt kein zweites Mal geben würde. Die Szene im Garten kam ihr in den Sinn. Wie musste es sich anfühlen, wenn man einen Teil seiner Selbst gehen lassen musste. Und wie musste es sich erst anfühlen, wenn dieser jemand starb und jemand anderes in einem dann darum trauerte?
    «Als Du im Fieber lagst, da habe ich versucht, eines der Zeichen auf Deinem Arm zu berühren und ich ... also mein Finger verschwand darin. Ich war nur neugierig, ich wollte nicht ...»
    «Wasser», sagte Liran und lächelte. Tat er das, weil er ihre Neugier belächelte oder weil er es schon längst wusste, dass sie dieser nachgegeben hatte?
    «Die Druidin hat mir zwei sehr wichtige Elemente mit auf den Weg gegeben. Meinen Vater und meine Mutter.» Nilah hob die Augenbrauen. «Die erste wirkliche Erinnerung, die ich an meinen Vater habe, ist die des Feuers. An sein in flackernde Schatten getauchtes Gesicht, das die schönsten Geschichten erzählen konnte, die ich je gehört habe. Seine ruhige, raue Stimme erklingt noch heute in meinen Träumen. Und das Wasser ... », doch dann schwieg Liran.
    «Wie kommt es, dass Du meine Sprache sprichst?»
    «Anscheinend war man sich nicht sicher, wieviel Zeit vergehen würde, deshalb, ... auch das ist Magie, nehme ich an.»
    Nilah fiel wieder etwas ein. "Als ich in der Kirche ein paar Worte sagte, da habe ich offenbar einfach so gälisch gesprochen."
    "Vielleicht funktioniert dieser Zauber in beide Richtungen?" Er zuckte mit den Schultern.
    Aber wieso habe ich dann seine Fieberworte nicht verstanden, fragte sie sich.
    Er sah zum Himmel hinauf und brummte etwas wie „kein verdammter Horizont“.
    Plötzlich erwachte etwas in Nilah. Die Frau, die Frau aus dem Fleet. Finde meinen Bruder, vertraue ihm! Mit stockenden Worten und nebligen Erinnerungen erzählte sie es Liran. Er hörte aufmerksam zu. Dabei sah er sie lange an. So lange, dass sie ihre Fingerspitzen kribbeln fühlte.
    «Das hat Magie so an sich. Verwirrend wie der Wind, scheu wie die Wölfe…»
    «

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