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Die Bestimmung

Die Bestimmung

Titel: Die Bestimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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Der Magier war weg! Niemand saß mehr an dem Tisch. Nur der Krake leuchtete weiter. Tok rang um Fassung und drehte sich um zu der Tür, durch die er hereingeschubst worden war. Nichts. Er sah wieder zum Tisch. War dies hier eine unausgesprochene Anweisung, vorzutreten und sich den Stammbaum anzusehen? Ein Tröpfeln erklang aus einer der Ecken. Tok erschrak. Er kannte den Baum, verdammt. Er hatte ihn schließlich hergestellt, er und seinesgleichen.Wenn er jetzt etwas Dummes tat, würden sie dann wieder jemanden, den er liebte, herbeizerren und vor seinen Augen töten? Nein, nein. Er blieb hier stehen und wenn es bis in alle Ewigkeit sein musste.
    Aber Tok war Rätselfinder. Es widersprach seinem Charakter, den Dingen nicht auf den Grund zu gehen. Und zweifelsohne wusste das auch der Magier .
    Auf Zehenspitzen, ganz leise, tippelte er hurtig an der Längsseite des Tisches vorbei. Der Krake drehte sich mit ihm, behielt ihn wachsam im Auge. Am Kopfende zwängte sich Tok zwischen den schwarzen nassen Stuhl und die Tischkante, klammerte sich an ihr fest, zog sich hoch und stemmte die Ellenbogen wie zwei Enterhaken darauf. Mit zitternden Fingern lupfte er das Tuch und riskierte einen Blick. Es war, als hätte ihm jemand kalte Luft in den Kopf gepumpt. Seine Augen traten ungläubig hervor, sein Mund öffnete sich zu einem lautlosen Schrei: Bei allen Seelen! Drei der wichtigsten Stammbaumlinien waren verschwunden. Durchsichtig! Alle Namen, die darauf geritzt waren - ausgelöscht.
    Tränen rannen ihm über die Wangen. Was geschah hier nur mit ihm? Welchen Gott hatte er dermaßen erzürnt, dass er ihn, Tok, so sehr bestrafte?
    Aber Tok wusste es innerlich. Ihm war in all den Jahrhunderten immer klar gewesen, dass die andere Seite nicht tatenlos zusehen würde. Wie dumm zu glauben, die Druidin hätte ihre Verschlagenheit mit in den Tod genommen. Nun hatte er den Beweis, dass nichts vergessen worden war. Der Stammbaum war das Zeugnis, dass ihre Macht noch immer wirkte, selbst heute.
    Er ließ sich vom Tisch zurücksinken und starrte verloren in die düstere Halle, als er auf dem steinernen Boden ein Bündel liegen sah. Wie ein Schlafwandler wankte er darauf zu und blieb davor stehen. Hinter ihm glaubte er ein vielstimmiges Klackern zu hören, das einem Lachen nicht unähnlich war.
    Die Wasserblase schwebte zu ihm, der Krake darin schien in aufgeregter Erwartung. Seine Tentakel schlängelten sich in allen Farben wild hin und her und tauchten die Szene in unwirkliches Licht. Mit hämmerndem Herzen stieß Tok vorsichtig mit dem Fuß gegen das Bündel, weil er Schlangen oder ähnliches darin vermutete. Einen Moment lang tat sich nichts, doch dann kippte es zur Seite und aus dem Sack rollte ein Kopf. Tok wich einen Schritt zurück und fing an zu schreien. Immer lauter schrie er, bis er plötzlich innehielt und einfach zu Boden sank - ohnmächtig.
    Das Antlitz des Kopfes, der neben ihm lag und tot an die Decke der Halle starrte, war sein eigenes.
     

Der seltsame Pater Skelling

    Daan van Arten stand vor dem beschlagenen Spiegel, auf dem eine handbreite Sicht freigewischt war. Er rasierte sich und summte ziemlich schief durch den Schaum ein Lied mit, das durch das Badradio plärrte. In seine schwarzen Haare mischten sich erste Grautöne. Selbst wenn er sich täglich rasierte, blieb immer ein dunkler Schatten übrig, weil der Bart noch schwärzer war als sein Haar. Daan gefiel es. So kam er sich jugendlich verwegen vor. Seine graugrünen Augen blitzten hell und neugierig, das kantige Kinn erinnerte an einen Abenteurer. Warum er gute Laune hatte, wusste er selbst nicht so genau. Er freute sich einfach, dass er ein paar Tage mit seiner Tochter verbringen konnte, auch wenn der Anlass ein trauriger war.
    Am Abend hatte Nilah gekocht, was sie immer tat, wenn sie aufgewühlt war. Das leckere Essen selbst hatten sie schweigend genossen.
    Sie konnte aber auch ganz anders sein. Wild und ungestüm. Wie oft hatte sie schon seine Nerven zum Flattern gebracht mit ihrer Art? Sie war in einigen Dingen sehr engagiert und hatte einen schrecklichen Dickkopf. Sie lebte seit drei Jahren vegan. Das war ihre Art der Rebellion und Provokation. Sie ließ sich nichts sagen und verlangte ihrem Umfeld so einiges ab. So hatte sie ihm zum Beispiel das Rauchen verboten, auch wenn er manchmal auf Socken im Garten hinter einem der Bäume stand und wie ein Schuljunge schnell eine paffte. Er wusste, dass sie ihn nur schützen wollte, das einzig verbliebene

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