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Die Bestimmung

Die Bestimmung

Titel: Die Bestimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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Familienmitglied, das noch an ihrem Leben teilnahm und dies auch noch lange sollte.
    Auf der anderen Seite war Nilah eine vorbildliche Tochter. Sie schlug sich keine Nächte in Clubs um die Ohren, trank keinen Alkohol und hatte keine schwerwiegenden Probleme in der Schule - außer, sie fühlte sich ungerecht behandelt. Dann war niemand vor ihrer Entschlossenheit sicher.
    Daan musste schmunzeln. Er war stolz auf seine Tochter.
    Leichtfüßig und mit dem Handtuch um die Hüften schwingend, packte er seine Reisetasche fertig.
     
    Nilah saß im Flieger auf dem Fensterplatz und starrte auf die graue, von hunderten schwarzer Spuren durchzogene Startbahn und schluckte schwer. Sie hatte Angst vorm Fliegen und der noch immer heftige Wind machte es nicht besser. Sie hatte zwar schon oft Strecken mit dem Flugzeug zurückgelegt, aber jedes Mal aufs Neue bekam sie fürchterlich klaustrophobische Attacken. Sie zog Schuhe und Socken aus und krallte ihre nackten Zehen in den Aer Lingus Teppich. Das half zumindest ein wenig. Und kaum, so hatte sie das Gefühl, hatte das Flugzeug die Hamburger Wolken durchstoßen, da fuhr es auch schon wieder die Landeklappen aus, um in Dublin den Boden mit einem Quietschen zu begrüßen.
    Während ihr Vater an der Gepäckausgabe nach den Taschen spähte, schlenderte Nilah durch einen Bücher-und Zeitschriftenladen. Der irische Akzent waberte um sie herum und sie war froh, dass sie durch ihren Vater mehrsprachig aufgewachsen war. Sie sprach neben deutsch auch fließend englisch, niederländisch und auch ein wenig spanisch. Als sie an den internationalen Zeitungen vorbeiging und sich die Schlagzeilen ansah, weckte eine davon ihr Interesse. In der australischen ‚Sydney Morning Herald‘ ging es um einen außer Kontrolle geratenen Brand in einem Villenvorort der Stadt, der vermutlich das Werk von Brandstiftern war. Darunter prangte ein großes Schwarzweißbild: Im Vordergrund war der Rücken eines Feuerwehrmannes zu sehen, der die Arme fassungslos über dem Helm verschränkt hatte. Aus einem völlig zerstörten Haus ragte nur noch der gemauerte Kamin in den rauchenden Himmel und dahinter erkannte man, dass der Wald noch immer lichterloh brannte. Nilah ging näher an das Bild und starrte auf ein schemenhaftes Gesicht, das zwischen den Gaffern herausstach und auf das in Asche gelegte Haus schaute. Das Gesicht lachte. Nilah beugte sich noch tiefer, aber das Bild war zu grobkörnig, um es deutlicher erkennen zu können. Verwirrt schüttelte sie den Kopf. Ein seltsames Bild , dachte sie.
    Den Namen O´Connelly, in der Textspalte daneben, hatte sie gar nicht wahrgenommen.
    «Wir müssen los, Nili», sagte ihr Vater hinter ihr und Nilah erschrak kurz.
    «Ja, komme.»
    Als Nilah die kleine Propellermaschine erblickte, mit der sie weiter ins Inland fliegen sollten, da wusste sie, dass es nichts helfen würde, sich die Schuhe auszuziehen. Der Pilot, ein breitschultriger Mann mit dunklem struppigem Bart und einer Baseballmütze auf den wilden Locken, auf der ‚Kiss Me, I´m Irish‘ stand, schritt forsch auf sie zu. Er half, das Gepäck zu verstauen und zwinkerte Nilah zu. Wahrscheinlich ahnte er ihre Angst. Sie lächelte schwach zurück.
    Insgesamt waren sie sechs Passagiere: Ein, dem Akzent nach zu urteilen, spanisches Ehepaar, wie sich herausstellte, aus Madrid. Ein Anzugträger aus Frankfurt, den Nilah sofort unsympathisch fand, und eine junge Frau aus Argentinien, die ihre Schwester besuchen wollte. Nilah setzte sich so nah wie möglich an den Ausgang. Wenn sie schon die Angst überwältigen sollte, dann wenigstens in der Nähe einer Tür. Das Unterbewusstsein war schon etwas Seltsames.
    Der Flug aber verlief angenehm ruhig. Nilah döste sogar etwas weg, als plötzlich ein Ruck durch die Maschine ging und sie ausrollten. Anscheinend waren ihre Panikattacken, die ihr seit einigen Monaten das Leben schwer machten, in den Ärmelkanal gefallen!
    Neugierig trat Nilah ins Freie. Der Pilot machte ein «Daumen nach oben»-Zeichen in Nilahs Richtung, dann half er dem spanischen Ehepaar mit dem Gepäck.
    Nilah und ihr Vater, der in einem Reiseführer las, waren die letzten, die auf dem Parkplatz des Shannon Flughafens auf ihren Taschen hockten und auf ihren Abholer warteten. Über ihnen ein steingrauer Himmel, aus dem es jetzt ein wenig zu nieseln begann. Der Regen brachte Nilah dazu, sich wieder bewusst zu werden, warum sie eigentlich hier waren.
    Irgendwo knatterte es, dann zitterte der Boden unter ihren Füßen,

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