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Die Bestimmung

Die Bestimmung

Titel: Die Bestimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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Leuchtspurmunition zischte fauchend davon. Nilah blickte der rot leuchtenden Kugel wie einem Gebet nach und verfolgte, wie sich der glühende Stern im Wasser spiegelte, als wären es zwei. Doch plötzlich senkte sich das Geschoss immer mehr Richtung Wasser, bis es schließlich auf das Eis traf, das schneller war als die Schritte des Ungetüms. Die Patrone glitt viele Meter weit und blieb einsam glühend liegen.
    Die Kreatur lief noch immer. Bizarre Helligkeit flackerte noch immer über das milchige Eis und das schwarze Wasser, das vor den Schritten der Kreatur zu Eis wurde. Sie konnte es nicht glauben. Die Leuchtkugel verdampfte einfach, bis ihr Glimmer erlosch. Nilah kniete im Kanu, hielt noch immer den Abzug gedrückt, den Arm ausgestreck. Sie sah so deutlich, wie das Wesen wütend rannte, wie es Zerstörung und Hass in den Himmel spie, und für einen Moment glaubte sie sogar, sein Gesicht zu sehen. Stein, die Kreatur war aus Stein!
    Dann war alles vorbei. Mit einem Ruck sackte die Gestalt plötzlich weg, brach durch die Eisdecke und versank in der Alster. Nichts war mehr da. Von einer Sekunde zur anderen war ein eben noch tödlicher Gegner Geschichte. Nilah ließ die Pistole fallen und ballte die Faust «Versenkt! Du Arsch!», jubelte sie. Dann krachte der Bug des Kanus in etwas, das nachgab. Draht!
     
    Liran hörte nur noch Geräusche. Alles andere war weg – verschwommen, vergangen! Er tauchte die Kraft seiner Schultermuskeln in das Wasser, senkte den Kopf und versuchte, nur einer Richtung zu folgen. Ihrer Stimme! Die Welt bestand nur noch aus Links und Rechts. Weg hier. Weg hier! , dröhnte es in seinem Kopf. Seine Magie ballte sich zusammen, floss ineinander, schien aus seinem Körper fliehen zu wollen. Er spürte, wie Federn durch seine Haut brachen, seine Kehle heulen wollte, wie sein Geist festen, erdigen Boden suchte. Er ruderte und ruderte, bis alles endlich in einem Schwall von Ruhe verging.
    Das Kanu schlug unsanft gegen die Uferböschung. Liran sank keuchend zusammen, unfähig, auch nur noch den kleinen Finger zu bewegen. Es war, als sei alles Leben, alle seine verbliebene Kraft in sein Ruderblatt geflossen und dann in diesem See verschwunden. Alle Hoffnung schien aus ihm herausgerissen worden zu sein. Endlich löste er den Griff vom Paddel, um das sich seine Hände geschlossen hatten, als wären sie Teil des Holzes geworden, und sah mühsam auf. Er versuchte zu lächeln, aber es ging nicht. Stattdessen seufzte er tief. Und plötzlich fühlte er die Bürde, die Last so unmittelbar auf seinen Schultern, als hätte sich ein riesiger buckliger Vogel auf sie niedergesenkt und würde mit seinen Krallen all seinen Lebenswillen verschlingen. Ein Schrei durchriss seine düsteren Gedanken. Er konnte kaum noch den Kopf heben, seine Lippen zitterten. Ungläubig formte er die Worte: »Der Fluch!».
     
    Entsetzt hatte Nilah den Blick auf das glitschige Grauen gerichtet, das sich da unter Lirans Schuhen hervorschlängelte. Sie riss die Füße hoch und ließ sie links und rechts über den Rand baumeln, während sie diese Dinger im Auge behielt.
    Sie hob ihr Paddel, bereit, auf alles zu schlagen, das nicht von dieser Welt war.
    Vier Würmer, rot und schwarz gefleckt, bäumten sich auf. Dann zerbissen sie den Rumpf des Bootes. Wasser drang durch die Löcher, wie Blut aus Wunden, so empfand Nilah es, und die Würmer verschwanden durch die Löcher.
    «Wir müssen an Land, Liran», keuchte sie, während das Kanu voll lief. Liran nickte schwach, versuchte sich zu erheben, taumelte und hielt sich gerade noch an den Zweigen einer Weide fest, die über ihm hingen. Dann verlor er den Halt, kippte aus dem Boot und fiel klatschend in die Uferböschung.
    Seinen Namen rufend sprang Nilah hinterher. Die kalte Alster ließ sie nach Luft schnappen, während sie Liran packte und versuchte, ihn an Land zu ziehen. Nicht schon wieder! , dachte sie, und diesmal konnte ihr Vater nicht zu Hilfe kommen. Sie zerrte und riss an seinem Kragen und schleppte ihn so gut es eben ging durch das Schilf zum Ufer. Sie rutschte auf dem schlammigen Untergrund aus, sackte ein paar Mal bis zum Hals in die kalte Brühe, doch sie schaffte es schließlich und hievte ihn auf den Rasen.
    «Liran? Kannst Du mich hören? Was ist los mit Dir? Oh, mein Gott, hilf mir doch jemand, verdammt!», rief sie verzweifelt, und ihr Atem dampfte in der kühlen Luft.
     
    Liran öffnete die Augen, doch da war nichts mehr, er blickte in völlige Schwärze! All seine Magie

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