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Die Bestimmung

Die Bestimmung

Titel: Die Bestimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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Dann hechtete der Mann zu seinem Schreibtisch und drückte einen Knopf an der Unterseite der Tischplatte. Er sah sehr besorgt dabei aus.
    Alles war so schnell gegangen, dass Daan es kaum fassen konnte. Nachdem der Mann, den er jetzt als Ian kannte, unter seinen Schreibtisch gegriffen hatte, war eine ganze Kette von Aktivitäten in Gang gesetzt worden. Keine zehn Sekunden später war ein hager aussehender Kerl ins Büro gestürmt, hatte mit gekräuselter Stirn ein paar Anweisungen erhalten, die, wie Daan bemerkte, in gälisch waren, und war gleich darauf wieder verschwunden.
    Der Mann mit dem Hut, Ian, nahm die Topfpflanze vom Regal und trug sie wie einen wichtigen Pokal vor sich her. Er bedeutete ihnen, ihm zu folgen.
    Kurz darauf waren sie in einer Tiefgarage, wo nicht weniger als fünf andere Mitarbeiter bereitstanden um in vier verschiedene Autos zu steigen. Scheinwerfer flammten auf, Motoren wurden gestartet und Daan und Mohamed rutschten schnell auf die Rückbank eines Jeeps, während Ian den Rückspiegel einstellte und grinste.
    «Dann wollen wir doch mal sehen, wer Euch da an den Hacken klebt», sagte er süffisant, ließ den Motor aufheulen und fuhr los, während Mohamed und Daan in die Rücksitze gepresst wurden.Vier Fahrzeuge schossen kolonnenartig aus der Tiefgarage. Und kaum hatten sie die Seitenstraße erreicht, da stoben sie auseinander wie Hasen auf der Flucht. Jedes Auto nahm eine andere Richtung, scherte sich weder um Ampelzeichen noch um durchgezogene Linien.
    Daan blickte aus dem Heckfenster, sah ein paar Scheinwerfer aufleuchten, sie verharrten kurz unschlüssig an einer Kreuzung, folgten dann aber einem anderen Wagen, Richtung Innenstadt.
    «Jaaaha!», rief er. «Das war spitzenmäßig!»
    «Und wohin fahren wir nun wirklich?», fragte Ian und blickte kurz in den Rückspiegel.
    «An die Außenalster!», erwiderte Daan freudig und sah Mohamed mit geballten Fäusten triumphierend an. «Danke, mein Freund!», flüsterte er.
     
    Noch immer fror die Alster zu. Wie auslaufende Farbe kroch das weiße Eis über die Schwärze des Wassers. Und da sah Nilah, was vorher nur in ihrem Augenwinkel gesteckt hatte. Fassungslos hielt sie den Atem an. Noch weit draußen wendete gerade ein riesiges, hölzernes Kriegsschiff, wie sie es nur aus Filmen kannte. Unzählige Ruder tauchten auf und wieder ab und schäumten das Wasser auf. Meter für Meter drehte es sich, bis sein gigantischer Bug genau auf die Stelle zeigte, an der sie mit Liran im Arm hockte. Dann wölbte sich das Wasser über dem Rammsporn. Es nahm Fahrt auf. Trommelschläge wehten in die Nacht. Das Ding kannst Du nicht mit einer Leuchtpistole versenken , dachte Nilah noch, als das Schiff plötzlich in das Eis donnerte. Eisbrocken, groß wie Felsen, flogen auf, krachten zurück und schlidderten über die zugefrorene Alster. Das Schiff stoppte so abrupt, dass es sich fast unter das Eis schob – das Splittern von Holz drang bis zu ihr! Da brach der vordere Mast, fiel krachend neben den Bug und zerfetzte Reling und Ruder, bis er auf das Eis schlug und nochmals brach. Dieses Mal hatten ihre Feinde sich anscheinend selbst im Weg gestanden!
    Nilah bemerkte Autoscheinwerfer, die anscheinend auf dem Fußgängerweg fuhren.
    «Sie kommen!», flüsterte sie fast beschwörend.
    Liran war nur noch ein verblasstes Bild seiner selbst. Sie beugte sich zu ihm hinunter, betete es fast in sein Ohr: «Sie kommen, sie kommen, Liran!» Sie sah zum Schiff, doch dort schien die Zeit stillzustehen.
    Das grelle Licht kam immer näher, und dann bremste der dunkle, mächtige Wagen neben ihnen Dreck spritzend in voller Fahrt ab. Die Türen flogen auf. Nilah blickte an jemandem hoch, den sie noch nie zuvor in ihrem Leben gesehen hatte - bis dahinter Mohamed und ihr Vater erschienen.
    «Nili», rief Daan und kniete sich zu ihr nieder. Doch dann sah er Lirans Gesicht. Ein leises: «Grundgütiger», entfuhr ihm. «Die Erde, schnell!»
    Nilah folgte seinem Blick, und da stand der Mann mit einer Topfpflanze in der Hand und Angst in den Augen, denn die Eule flatterte vor ihm und kreischte laut, als wollte sie ihn gleich in Stücke reißen.
    «Nein», rief Nilah. «Das ist ein Freund, bitte tue ihm nichts. Er bringt die Erde Deiner Insel.»
    Die Eule hörte augenblicklich auf und flog wieder auf den Felsen zurück. Aber sie behielt ihr Ziel wachsam im Auge.
    Nilah winkte den Mann heran. Die Blätter der kleinen Pflanze zitterten, als er näher kam.
    «Ist das irische Erde?», fragte

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