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Die Bestimmung

Die Bestimmung

Titel: Die Bestimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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schien zu schwinden. Tief in seinem Bauch wusste er, warum. Er stand nicht länger auf dem Boden seiner Insel. Der Schmerzbringer hatte die Erddiebe in seiner Hand gehalten und fallen gelassen, bevor er ihn in den Pool gestoßen hatte. Aber er, er hatte es nicht bemerkt. Doch nun hatten diese Würmer ihm das Einzige genommen, das ihn hier bleiben ließ, um auf Nilah aufzupassen. A´kir Sunabru war ein schlauer und gefährlicher Gegner.
    Er wollte etwas sagen, doch seine Zunge schien so schwer wie ein Felsen zu sein. Es darf nicht so enden! , dachte er und kämpfte dagegen an. Wild entschlossen blieb ihm nur noch eines übrig.
    Und so schloss er die Augen und ging. Ging zu seinen magischen Sinnen und trug seine Bitte vor.
     
    Nilah hörte plötzlich Flügelrascheln hinter sich, und als sie sich umdrehte, hockte auf einem grauen Feldstein eine große Eule und sah sie mit ihren hypnotischen, gelborangen Augen an. Ihr Kopf ruckte zu allen Seiten. Sie schien die Welt um sich herum sondierend aufzunehmen. Ihre Krallen scharten auf dem Stein und sie schlug mit den Flügeln, wie ein Tier, das endlich einmal Platz dafür hatte, das aus einem Käfig herausgelassen worden war.
    Nilah wunderte sich nicht, dass die Eule sprach und eine Bitte vortrug. Sie griff nach ihrem Handy und freute sich einen kurzen und innigen Moment darüber, dass es wasserfest war.
     

     
     

Verbündete
    Daan klammerte sich wie ein Ertrinkender fest, um nicht von diesem Motorrad zu fallen. Mohamed war ein paar Manöver gefahren, die eindeutig nicht in der Straßenverkehrsordnung vorgesehen waren, um diesen lästigen Verfolger loszuwerden. Rasch hatten sie begriffen, dass man ihnen folgte, aber Mohamed hatte etwas durch seinen geöffneten Helm geschrien, das sich anhörte wie: «Da müssen die aber früher aufstehen!»
    Jetzt vibrierte sein Handy in seiner Hosentasche. Als es Daan endlich gelang, sowohl auf dem Sozius zu verbleiben als auch das Handy herauszufischen, sah er auf die Anzeige. Sofort klopfte er Mohamed auf die Schulter, der unwirsch quietschend am nächsten Bordstein anhielt. Daan nahm ab.
    «Papa?» ertönte es.
    «Nilah, geht es Dir gut? Wir sind verfolgt worden, aber Mohamed hat sie abgeschüttelt, und mir ist irgendwie schlecht... ich...»
    «Paps, wir haben ein Problem. Kennst Du jemanden aus Irland, der hier wohnt?»
    «Hä?»
    «Papa, es ist sehr wichtig! Vertrau mir bitte. Also kennst Du jemanden?
    Daan überlegte fieberhaft. «Nein, Nili. Wieso?»
    «Weil wir irische Erde brauchen!»
    «Irische was?»
    «Gib mir Mohamed», tönte es aus dem Telefon.
    «Moment!»
    Daan reichte das Handy weiter. Mohamed nahm seinen Helm ab und hielt das Handy mit einem düsteren Blick ans Ohr. Dann fing er an zu nicken, reichte das Handy wieder zurück und rief: «Helm auf, festhalten!»
    «Aber was ist denn jetzt?», beschwerte sich Daan, als er seinen Helm hastig wieder überstülpte. Doch er bekam keine Antwort. Mohamed ließ den Gang einrasten und raste los. Er bretterte durch die Straßen. Er schnitt andere Autos, nahm Abkürzungen, die wirklich nur jemand kennen konnte, der als Student Taxifahrer gewesen war, und drehte zwischen den Gängen den Motor so hoch, dass Daan befürchtete, der Putz würde von den Häusern fallen. Er ertrug das alles nur, indem er die Augen fest zukniff und irgendetwas betete, das in keiner Bibel stand. Er rezitierte einen Beatles-Song. Irgendwann quietschten die Reifen. Als Daan sich traute, wieder die Augen zu öffnen, waren sie mitten auf der Reeperbahn. Die rote Meile pulsierte nur so von grellen Lichtern und dampfendem Vergnügen. Links war ein Stripclub, rechts eine Boutique Bizarre und dazwischen ruhte wie ein moosiger, eckiger Felsen aus grüner Holzfassade ein irischer Pub. In gälischer Schrift stand auf einem Schild in großen weißen Lettern Mo chuisle . Sie stellten die Maschine halb auf dem Gehweg ab. Daan nahm den Helm ab und hörte direkt vor ihnen Musik gedämpft auf die Straße fließen. Fideln, Trommeln, Gesang. Es war eindeutig irische Musik. Die Tür schlug auf und ein Schwall Leute kam heraus, schwankend, johlend, sich in den Armen liegend und allesamt in blendend sitzenden Anzügen. Mohamed warf einem bulligen Kerl am Eingang die Schlüssel zu und dieser nickte kurz zurück. Drinnen schlug ihnen eine Luft aus Essen, zu vielen Leuten und Bier entgegen. Mohamed drängte sich durch die Leiber, als würde er etwas suchen. Die Musik war laut, und Daan erhaschte einen Blick auf vier Musiker, die

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