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Die Bestimmung

Die Bestimmung

Titel: Die Bestimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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sofort darauf reagierten. Beinahe wütend rotteten sie sich zusammen, und aus ihren schwarzen Bäuchen schoben sich mit Widerhaken versehene Stachel. Von einer Sekunde zur anderen lag sie still wie eine Tote.
    «Wenn sie stechen, werden Deine Augen für immer schwarz», kicherte der Schmerzbringer . Seine Stimme war kalt und monoton.
    Wo war Liran? Wo war ihr Held, ihr Beschützer, ihr ...
    Als hätte das Wesen ihre innersten Gedanken erraten, holte es mit einem Grinsen einen kleinen, blutroten Klumpen hervor und hielt ihn andächtig vor seine Augen.
    «Der Fian ist tot!», zischte der Schmerzbringer , hielt den schmierigen Ball mit seinen verknorpelten Klauen über ihren Bauch. Nilah konnte kaum erkennen, was er da tat, so unmöglich war der Winkel, aus dem sie hilflos zuschauen musste. Tot? Liran? Niemals ... NIEMALS!
    Mit der anderen Hand fuhr der Schmerzbringer liebevoll über den Klumpen, dann ritzte er mit seinem spitzen Krallennagel die untere Seite ein und schaute sie erwartungsvoll an. Es war ein Moment, der ihr fast den Verstand nahm. Eine schwarze Blase löste sich aus dem Klumpen. Zäh wie flüssiger Teer bildete sich an der Unterseite ein immer größer werdender Tropfen, bis dieser schwer wurde und sich in die Länge zog. Wieder schnaufte Nilah und presste die Lippen noch fester aufeinander.
    Aus dem immer weiter hinunterhängenden Tropfen wurde langsam ein schwarzer Faden, und Nilah glaubte, darin Gesichter zu sehen und für einen Moment sogar Stimmen zu hören.
    Unaufhaltsam sank der pechschwarze Faden tiefer und tiefer, und dann fühlte Nilah einen seltsamen Druck auf ihrem Bauchnabel. Es war, als öffne etwas undenkbar Unaussprechliches ihr Innerstes. Es sank nicht nur in sie, nicht nur in ihren Bauch, sondern in ihr Ich .
    Der Schmerzbringer sah sie forschend an, aber sein Antlitz schwankte sonderbar. «Du durchschreitest jetzt die Pforte der Angst! Doch Du wirst es erst wissen, wenn es zu spät ist. Niemand wird Dir helfen. Niemand!»
    Nilah hörte die Worte nicht mehr, ihre Lider zuckten, und dann war sie fort!
     
    Mehrere Atemzüge lang standen sich die vier Feinde gegenüber und schwiegen. Es wirkte fast wie Betroffenheit, wie sie da in der düsteren Halle standen, umgeben von Altertümern, und sich anstarrten. Die Luft zwischen ihnen schien zu verharren.
    Liran wunderte sich, wohin all der Zorn verschwunden war, warum er den Schmerzbringern nicht ein schnelles Ende bereitete. Verblüfft stellte er fest, dass er das nicht konnte. Wie festgewachsen waren seine Füße auf dem Boden, unfähig, auch nur einen Schritt zu tun. Was, wenn die Schmerzbringer auf ihn zustürmen würden und er bewegungslos dabei zusehen müsste, wie er … dann bemerkte er es! Seine Magie war nicht mehr da. Augenblicklich fühlte er sich schutzlos. Dennoch verspürte er keinerlei Angst. Im Gegenteil.
    Er blickte den Schmerzbringern fest entgegen, und erst jetzt bemerkte er, dass diese nicht ihn ansahen, sondern dass ihre länglichen Pupillen wie wirr links von ihm etwas anstarrten, das sie geradezu zu paralysieren schien.
    Dem Schmerzbringer entglitt die Armbrust. Sie fiel mit einem dumpfen Aufprall zu Boden.
    Liran versuchte, sich zu drehen, seinen Nacken in die Richtung, in die die Schmerzbringer so staunend blickten, zu bewegen, aber nichts in seinem Körper wollte ihm noch folgen. Es war, als bestehe er aus einem Material, das seinen eigenen Willen hatte, und das war nicht seiner.
    Dann begann die Luft um die Schmerzbringer plötzlich zu flimmern, als stiege wüste Hitze zwischen ihnen auf. Einer hob noch zitternd den Arm, zeigte auf etwas, dann zerfielen sie lautlos zu Staubhaufen und hinterließen nur noch dunkle Flecke auf dem gemusterten Boden.
    Wie durch einen unvermuteten Schlag kehrten Lirans Sinne zurück. Die erste, die Alarm schlug, war Dahi. Etwas lag in der Luft, das ganz schlecht roch. Vorsichtig versuchte Liran, einen Fuß vor den anderen zu setzen und war überrascht, dass es tatsächlich funktionierte.
    Die Bilder des Museums erschienen wieder vor seinen Augen. Wie ferngesteuert drehte er sich um, trat erneut auf die Treppe und schritt dann immer schneller die Stufen empor, in einen hohen Raum, der voller Boote hing. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Der Geruch, den Dahi wahrnahm, wurde immer intensiver. Liran hatte kein gutes Gefühl dabei. Er musste aus diesem Gebäude heraus, und zwar so schnell wie möglich. Aber er würde keinen Meter ohne Nilah gehen.
     

Hass
    Nilah stand hinter

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