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Die Bestimmung

Die Bestimmung

Titel: Die Bestimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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eine Armlänge entfernt eine Figur darin stand, von der sie aber nur den Umriss erkennen konnte. Sie überlegte nicht lang. Sie hatte glühende Schlüssel entdeckt, Falltüren gefunden, war an Totenschädeln vorbeigegangen, aber nichts war ihr bisher passiert. So quetschte sie ihre Hand hinein und versuchte, das Ding zu fassen zu bekommen. Bis zum Ellenbogen steckte sie 'drin, konnte mit ihren Fingerspitzen die Figur schon kurz berühren, als ihr etwas durch den Kopf schoss: Nichts war ihr bisher passiert – bis jetzt ... und kaum hatte sie dies zu Ende gedacht, da schnappte der Felsen zu.
    Nilah schrie auf! Ihr Arm wurde tiefer hineingezogen, als wolle der Felsen ihn verschlucken. Sie knallte mit der Wange gegen die Vorderseite und ihr Basecap wirbelte vom Kopf. Instinktiv zog sie mit aller Kraft dagegen, ließ die Laterne abermals fallen und stützte sich mit der anderen Hand dabei an der Statue ab. Nach einigen verzweifelten Versuchen, freizukommen, hielt sie keuchend inne. Nachdenken , schalt sie sich ... Nachdenken , nur um dann: «Scheiße! Scheiße! Scheiße!» zu schreien.
    Ihr Arm fühlte sich taub an. Hauteng hatte sich der Felsnabel darum geschlossen. Kein vor, kein zurück. Zu ihren Füßen hauchte die Blendlaterne ihr letztes Licht aus und erlosch. Tiefschwarze Dunkelheit umgab sie nun. Nilah fing frustriert an zu weinen. Tränen liefen und ein heftiger Schauer ließ sie erbeben. Ihr Vater hatte immer gesagt: «Wenn es einen so kalt schüttelt, dann läuft gerade jemand über dein Grab.» Nilah dachte nur noch eines: Um Hilfe rufen! So laut du kannst! Bis dir die Stimmbänder reißen! Sie holte tief Luft, wollte erneut ziehen, da berührte etwas ihre eingeschlossene Hand. Wieder schrie sie auf. Ihr erster Gedanke war, dass eine dicke, fette haarige Spinne über ihre Finger krabbeln wollte. Nilah zog so fest sie konnte, als die Berührung fordernder wurde. Etwas zwängte sich unbarmherzig zwischen ihre geschlossenen Finger. Ihr Herz raste und sie wurde fast irre vor Angst. Zog, schrie, schwitzte und fluchte - alles gleichzeitig.
    Dann musste sie nachgeben und ihre Hand öffnen. Sekundenlang passierte gar nichts, als plötzlich etwas Kühles ihre Handlinien nachzog. Nilah wagte es nicht, sich zu rühren. Wie eingefroren kniete sie da, lauschte angestrengt, als sie ein Knirschen vernahm und ihr Arm wieder frei war. Blitzschnell zog sie ihn heraus, spürte, dass sie etwas in der Hand hatte, warf es mit einem Ekelschrei fort und rutschte erschöpft und schwer atmend an der Statue hinunter. Einige befreiende Atemzüge lang konnte sie gar nichts denken, doch sie wusste, dass sie hier wieder heraus musste. Würde man ihr Verschwinden bemerken, sie suchen? Sie sah auf ihre Taucheruhr und konnte kaum was erkennen. W ie spät es wohl war? Wie lange hatte es gedauert, seit sie Bran gefolgt war? Bran! Den hatte sie in der Aufregung ganz vergessen. Dieser verfluchte Köter war doch an allem Schuld. Taucht auf wie ein haariges Mysterium und schubst sie in dieses Verhängnis. Ohne seine sture Beharrlichkeit hätte sie niemals die Truhe verschoben und somit auch nicht den Schlüssel gefunden, der dieses Elend erst in Gang gesetzt hatte. Nilah fing an zu schluchzen. Bleierne Hoffnungslosigkeit breitete sich in ihr aus wie ein Gift. Sie saß in einer Höhle fest, am anderen Ende der Welt wie ihr schien – in absoluter Finsternis. Könnte sie nur die Zeit zurückdrehen, den Anfang verhindern. Was hätte sie dafür gegeben.
    Zuerst war es nur etwas Nasses, das sanft gegen ihre Beine schlug. Sie wollte nicht einmal den Kopf heben, als sie im nächsten Moment in die Höhe gestoßen und wieder fallen gelassen wurde. Der Geruch von Meerwasser stach ihr in die Nase. Sofort sprang sie auf, als erneut eine Strömungswelle sie fast von den Beinen riss. Bis über die Knie stand sie jetzt im kalten Wasser. Panik ergriff sie. Die Höhle lief voll. Wahrscheinlich war es die Flut. Das Donnern, sie hatte doch das Donnern der Brandung gehört, herrje. Sie musste nicht nur ganz nah an der Küste sein, sondern dieser Raum hier lag auch noch unter dem Meeresspiegel. Plötzlich begann die Höhle zu glitzern. Nilah stieß einen Freudenschrei aus. Nie hatte sie sich so sehr über ein wenig Licht gefreut. Sie schaute nach oben. Über ihr, in etwa vier Metern Höhe, war eine Öffnung entstanden. Und darüber war der Himmel und darüber schien der Mond. Sein Licht brachte tausende kleiner Kristalle in den Felswänden zum Leuchten, die in den

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